CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Verachtung wandte Robbie sich ab. Hank stürzte sich auf ihn, und wieder warf Dan sich in die Bresche. Die säuerliche Alkoholfahne des Mannes schlug ihm entgegen, und er musste fast würgen.
»Bitte verlassen Sie unser Pub«, rief die Bedienung. »Sonst kriegen Sie Lokalverbot.«
O’Brien zögerte einen Moment, als er das hörte, und gab Dan damit die Chance, die er brauchte.
»Sie verwechseln ihn mit jemandem. Mein Freund heißt Gary. Wir haben uns nur eingemischt, weil ich gesehen habe, wie Sie diese Frau geschlagen haben. Wir kennen die Frau nicht, und Sie kennen wir auch nicht, aber wenn Sie nicht sofort verschwinden, holen wir die Polizei.«
»Gehen Sie einfach«, fügte Cate hinzu, während sie sich aufrappelte. »Bitte.«
Hank funkelte die drei noch eine Weile an, während er an einem würdevollen Abgang arbeitete. »Das werde ich«, sagte er zu Cate. »Aber eines lassen Sie sich gesagt sein, Lady: Sie werden noch von mir hören.«
4
Stumm sahen sie zu, wie Hank O’Brien zur Tür hinausstürmte. Zweifellos ein zutiefst unsympathischer Mann und jetzt auch ein zutiefst unzufriedener. Dan war sich sicher, dass O’Brien seine Drohung wahrmachen würde.
»Danke für deine Hilfe«, sagte Cate, wobei sie Robbie demonstrativ ignorierte.
»Bist du okay?«, fragte Dan. Er sah, dass sie mit den Tränen kämpfte.
»Nein, das kann ich nicht behaupten. Ich habe eine Stinkwut, und deshalb sehe ich lieber zu, dass ich hier verschwinde, ehe ich noch etwas sage, was mir hinterher leidtut.«
Sie hob ihre Tasche auf. Dan fragte: »Soll ich dich zu deinem Auto bringen, für den Fall, dass er noch da draußen ist?«
»Wenn er noch da ist, bring ich ihn um, das schwör ich dir.« Nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, hätte Dan kaum dagegen gewettet. Sie warf ihrem Bruder einen nicht minder grimmigen Blick zu und stürmte hinaus.
Robbie wartete, bis sie weg war, ehe er Dan in die Augen sah. » Gary ? Seh ich vielleicht aus wie ein Gary ?«
»Das war der erste Name, der mir in den Sinn kam.«
»Hm. Schnell geschaltet hast du, das muss man dir lassen.«
Dan schnaubte. »Wir sollten lieber auch verschwinden.«
»Wart mal eine Sekunde.«
Robbie überließ es Dan, den umgekippten Stuhl aufzuheben, und schlenderte auf den Tresen zu. Er wählte einen Platz rund zwei Meter von der Stelle entfernt, wo die Bedienung stand. Dan wusste, dass es eine von Robbies goldenen Regeln war: Lass sie immer zu dir kommen.
Und die junge Frau biss an. Sie war um die zwanzig, mit pechschwarzen Haaren, käsigem Teint und Piercings in Nase, Lippen und Augenbrauen. Viel zu stämmig und ungepflegt für Robbies Geschmack, hätte Dan gesagt, aber es war klar, was Robbie vorhatte. Schon lehnte er am Tresen und legte den Kopf schief, in einer Weise, die Offenheit und Ehrlichkeit ausstrahlte.
Leise, fast flüsternd, sagte er etwas zu ihr, und sie reagierte mit einem gellenden Lachen. Nach wenigen Sekunden schon sah sie tief in Robbies Augen, und das Piercing in ihrer Unterlippe zitterte leicht, während sie etwas hersagte – wahrscheinlich ihre Telefonnummer.
Robbie nickte, dann drückte er ihr rasch einen Kuss auf die Wange – so schnell, dass dem Mädchen keine Zeit zum Reagieren blieb. Doch hinterher leuchteten ihre Augen.
Robbie wandte sich um, fing Dans Blick auf und zwinkerte ihm zu. »Okay, wir sind hier fertig.«
Der Parkplatz war noch so voll wie zuvor, bis auf die Lücke, in der Cates Audi TT gestanden hatte. Dan entspannte sich in der Gewissheit, dass sie ohne weitere Zwischenfälle die Heimfahrt angetreten hatte.
Sie marschierten durch den knirschenden Kies und umkurvten die Pfützen, die ein Schauer vor Kurzem hinterlassen hatte. Die Abendluft war feucht, frisch und duftig, und Dans Laune besserte sich bei dem Gedanken, dass es jetzt nach Hause ging.
Er stieg in den Fiesta und stieß sich fast den Kopf an, als Robbie sich gleichzeitig auf den Beifahrersitz fallen ließ und das Auto wie ein alter Kinderwagen in der Federung wippte.
»Wie wär’s, wenn wir uns in Brighton noch einen Absacker genehmigen?«, schlug Robbie vor.
»Ist schon zu spät.«
»Wenn du Gas gibst, müssten wir in zwanzig Minuten da sein. Wir klappern die West Street ab und schauen, was so im Angebot ist.«
»Wenn du auf der Pirsch bist, was ist dann mit der Bedienung?«
»Ach, hör doch auf. Mit der würde ich’s nicht mal machen, wenn du mir deinen dafür ausleihst. Ich wollte nur sicher sein, dass sie kein Problem mit dem hat, was passiert
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