CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
verdiente.
In der anderen Bar ging gerade ein Song zu Ende, der mit herzlichem Applaus bedacht wurde. Dans Aufmerksamkeit war nur für eine Sekunde abgelenkt, doch als er wieder hinsah, war es schon zu spät, um einzugreifen.
Es war eine bittere Ironie: Just in diesem Moment hatte Cate zu hoffen begonnen, dass sie die Sache ohne größere Unannehmlichkeiten über die Bühne bringen könnte.
O’Brien wirkte ganz zufrieden, als er den Inhalt des Umschlags inspizierte. Sie hatte befürchtet, dass er darauf bestehen könnte, das Geld zu zählen, Schein für Schein. Dazu hätten sie sich an einen Ort zurückziehen müssen, wo sie ungestört waren, und Cate konnte den Gedanken nicht ertragen, mit diesem Mann allein zu sein.
Aber Hank steckte den Umschlag nur in die Innentasche seiner Jacke und hielt ihr die Hand hin. Erst als sie sie ergreifen wollte, bemerkte sie das boshafte Funkeln in seinen Augen. Er packte Cates Handgelenk und zog sie mit einem Ruck an sich heran.
»Der Preis hat sich gerade erhöht.«
»Was?«
»Ich will die restlichen zweitausend. Und einen Kuss.«
»Lassen Sie mich los.«
»Sie kommen mit zu mir. Wir reden dort darüber.«
»Mit Ihnen gehe ich nirgendwohin.« Sie drehte sich von ihm weg und versuchte, ihren Arm aus seiner Umklammerung zu winden, doch er war zu stark. Er warf sich auf sie, die rosigen Lippen gespitzt, die großen Poren auf seiner Nase vor Schweiß glänzend.
Von Ekel und Abscheu getrieben, handelte Cate rein instinktiv: Sie schlug ihm die Faust ins Gesicht. Sie musste den linken Arm benutzen, in dem sie weniger Kraft hatte als im rechten, und der Laut, den er von sich gab, als ihre Faust auf seine Wange traf, war eher ein überraschter Ausruf als ein Schmerzensschrei.
Doch seine Revanche war brutal. Er ließ ihren Arm los und stieß sie mit voller Wucht von sich weg. Cate prallte gegen ihren Stuhl und fiel hinterrücks darüber. Noch im Fallen sah sie das ältere Ehepaar fluchtartig zur Tür eilen, dahinter die Bedienung, die sich erschrocken die Hand vor den Mund hielt. In der Bar nebenan hatte die Band gerade einen neuen Song angestimmt, eine unangemessen fröhliche Hintergrundmusik für das Handgemenge.
Hank fauchte eine Drohung, als er um den Tisch herumkam. Er war noch nicht fertig mit ihr. Cate versuchte sich zu schützen, indem sie sich zusammenrollte, doch der umgekippte Stuhl bohrte sich ihr in die Seite und behinderte sie bei der Bewegung. Sie registrierte, dass ihr Bruder aufgesprungen war, doch er wandte ihr den Rücken zu, als ob er noch zögerte einzugreifen.
O’Brien holte bereits aus, um nach ihr zu treten, als Dan ihn wegzerrte und Cate so die Gelegenheit gab, von dem umgefallenen Stuhl wegzurobben. In dem Moment der Stille, der folgte, drehte Robbie sich um und betrachtete sie mit einer Art von distanzierter Verwunderung, als ob sie das ganze Theater nur zu seiner Unterhaltung inszeniert hätten.
»Freut mich, dass es dir gefällt!«, rief sie und erntete einen bösen Blick von Robbie, zweifelsohne, weil sie ihre Deckung hatte auffliegen lassen.
Da drehte Hank sich auch schon um und musterte Robbie argwöhnisch. Doch Dan packte ihn am Arm. »Sie gehen jetzt.«
Eine andere Stimme mischte sich ein. »Er hat recht, Mr O’Brien.« Es war die Bedienung, sie wies zur Public Bar. »Lance duldet hier keine Schlägereien.«
»Ist schon alles geklärt«, sagte Dan. »Er geht.« Er wandte sich wieder O’Brien zu. »Nachdem Sie sich bei dieser Frau entschuldigt haben.«
Hank beäugte Dan ebenso kritisch wie zuvor Robbie. »Was haben Sie denn damit zu tun? Kennen Sie sie etwa?«
»Wie wär’s, wenn Sie einfach Ruhe geben und sich verpissen?«, sagte Robbie. »Wir sind zwei gegen einen.«
»Wollen Sie mir drohen?« O’Brien trat einen Schritt vor, sein Gesicht hochrot vor Wut, und Cate sah, wie es ihm plötzlich dämmerte.
Dan sah es auch: Wie die Augen des Mannes sich verengten, wie seine Brauen sich zusammenzogen.
»Sie sind Robert Scott. Sie sind der Mistkerl, der mich gelinkt hat.«
»Nein, bin ich nicht.«
»Ich erkenne doch Ihre Stimme. Sie haben einen Riesenfehler gemacht, Freundchen, wenn Sie geglaubt haben, Sie könnten mich übers Ohr hauen. Die Filmleute haben Ihnen fünftausend gezahlt, nicht dreitausend.« Er plusterte sich auf und zeigte mit dem Finger auf Robbie. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie wegen dieser Geschichte Ihren Job verlieren.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Mann. Sie sind ja besoffen.«
Mit demonstrativer
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