Catching Love
stutzig gemacht. José ist nämlich alles andere als der Gangster, den er nach außen hin mimt. Aber nein … Gray ließ mich ja nicht ausreden und so kam dann eins zum anderen. Hat sich sozusagen irgendwie verselbständigt.“
Jeffs Mund verzog sich zu einem erleichterten Lächeln. Sein Blick wechselte von einem Mann zum anderen. „Danke, dass ihr auf sie aufgepasst habt, bis ich kam.“
„Nichts zu danken.“ Beide Hände in den Hosentaschen vergraben, streckte José seine Beine von sich und kreuzte sie an den Knöcheln. „Aber den Job übernimmst in Zukunft du, nehme ich an? Manchmal kann sie nämlich schon etwas anstrengend sein. Muss echt zugeben, ich habe absolut keine Ahnung, wie man mit Frauen umzugehen hat.“ Bedeutungsvoll nickte er in Liz` Richtung.
„Du bist also kein übler Bursche …“ Den Rest ließ Jeff unausgesprochen. Eigentlich war es unerheblich, warum José nicht den gleichen Weg wie sein Vater einschlug. Wichtig war lediglich, dass er es nicht tat.
„… wie mein Vater, meinst du sicher. Er ist einer der Gründe, warum ich diese Gangster-Fassade aufrecht erhalte. Nachdem ich seine Geschäfte übernahm, habe ich einige tiefgreifende Änderungen vorgenommen. Die Firmen wurden umstrukturiert, könnte man sagen. Ist inzwischen alles seriös und es bewegt sich nichts mehr im Halbdunkeln. Von meinen Maßnahmen weiß er nichts. Und natürlich auch kein anderer. Ich sorge nur dafür, dass er regelmäßig ein paar hübsche Zahlen vorgelegt bekommt. Na ja, und ein paar … ähm … zurechtgestutzte Infos bekommt er auch. Damit habe ich meine Ruhe und er glaubt, alles läuft wie immer und in seinem Sinne.“
„Und das hast du rausgefunden, indem du dir einige Fotos angesehen hast, Liz?“ Das konnte Jeff kaum glauben.
„Nicht alles. Gray ist sicherlich ein hervorragender Analytiker. Aber er hat aus Sorge um dich hinter den Fotos mehr vermutet, als vorhanden war. Oder besser, er vermutete das Falsche. Ein Obdachloser, der von José einen Kaffee und ein belegtes Brötchen geschenkt bekommt, ist möglicherweise ein getarnter Kurier?“ Liz trank einen Schluck Tee und strich unbewusst über ihren Bauch. „So ganz falsch hat Gray mit seiner Annahme ja nicht gelegen. Der Obdachlose war tatsächlich ein Kurier, nur eben keiner von den bösen Jungs. Gray wollte mir nicht zuhören, ich habe ein bisschen rumtelefoniert, zuletzt José angerufen und mich nett mit ihm unterhalten. Er lud mich dann ein und … voilà … hier bin ich.“
„Das war jetzt aber die Kurzfassung“, vermutete Jeff.
„Ja, ist sie. Aber ich glaube, für mehr haben wir auch keine Zeit. Du musst dich unbedingt persönlich bei Gray melden, bevor er mit der Kavallerie zu eurer Rettung anrückt.“
„Handys haben hier oben keinen Empfang. Das Satellitentelefon ist hinüber und auch das Ersatztelefon. Ihr habt nicht zufällig an ein neues gedacht?“ Synchrones Kopfschütteln war die Antwort.
Das Funkgerät im Hubschrauber! Blieb nur zu hoffen, dass er damit etwas ausrichten konnte und schnell genug zu seinem Bruder durchgestellt wurde.
„Pack bitte deine Sachen zusammen, Lesley. Wir verschwinden hier sobald wie möglich.“ Jeff wandte sich an Liz und wies mit dem Kopf in Richtung der Couch. „Und du, meine liebe Schwägerin, setzt dich auf die Couch, legst die Beine hoch und bewegst dich nicht von der Stelle, bis wir mit dem Hubschrauber zurückfliegen.“
„Kein Problem. Wir zwei …“, Liz strich über ihren runden Bauch und zwinkerte ihm keck zu, „… machen es uns ein Weilchen gemütlich.“ Danach lief sie in den hinteren Bereich, in dem die XXL-Couch stand. Kaum entdeckte sie den Flachbildschirm an der Wand, rief sie begeistert: „Wow, ein Heimkino auf einem Vulkan. So etwas sieht man auch nicht alle Tage. Hast echt Geschmack, José. Ach ja …“ Liz lugte um die Ecke der Couch und lächelte charmant. „Kann ich mir für den Rückflug wieder deinen Privatjet borgen? Der ist ja der Hammer! Ich kam mir vor wie in einem Luxushotel. Hat nur noch der Pool gefehlt.“
„Ist sie immer so?“, wollte José von Jeff wissen, der gerade mit Lesleys Kosmetikartikeln in der Hand aus dem Bad kam.
„Liz ist immer so. Im Moment ist sie sogar noch recht … zahm.“ Besorgt sah Jeff aus dem Fenster. Es wurde bald dunkel. „Wer von euch beiden ist der Pilot?“
„Das ist Marcos Job. Soll er den Hubschrauber wieder startklar machen?“
„Ja. Auf dem Rückflug werde ich versuchen, Gray zu erreichen. Hoffentlich sind
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