Catching Love
Hilfe.“ Ihre Stimme senkte sich zu einem verschwörerischen Flüstern. „Gray ist verrückt geworden, komplett irre …“
„Das bin ich nicht“, erklang es aus dem Hintergrund. Offensichtlich kam sein Bruder näher, denn seine Stimme war mit jedem Wort deutlicher zu verstehen. Im nächsten Moment übernahm er das Gespräch. „Jeff? Wann bist du hier?“
„Genau darum rufe ich an. Es gibt leider eine Verzögerung. Muss noch etwas erledigen. In ein oder zwei Tagen bin ich bei euch, schätze ich zumindest.“
„Hm … okay, Kleiner. Das ist hoffentlich nicht wieder eine deiner Ausreden, die du in letzter Zeit häufiger gebrauchst.“
Jeff fragte sich, woher sein Bruder das schon wieder wusste. Vor ihm konnte er einfach nichts geheim halten. „Das ist keine Ausrede.“ Zumindest nicht dieses Mal, fügte er in Gedanken hinzu. „Außerdem weißt du ganz genau, wie sehr ich es liebe, euch auf die Nerven zu gehen.“
„Du warst schon mal öfter zu Besuch. An Weihnachten hast du dich auch nicht blicken lassen. Da hätte ich deine Hilfe echt gebrauchen können.“
„Wobei?“, stellte Jeff sich ahnungslos, obwohl er genau wusste, wovon Gray sprach. „Hast du Probleme beim Aufstellen des Weihnachtsbaums gehabt, alter Mann?“
„Du weißt ganz genau, was ich meine. Ich würde meinen Arsch drauf verwetten, dass Chris dir das Video von Liz` idiotischer Aktion geschickt hat.“ Jeffs leises Lachen reichte als Bestätigung. „Nächste Weihnachten drückst du dich aber nicht wieder. Ansonsten schleife ich dich persönlich her.“
„Nächste Weihnachten bin ich dabei, Ehrenwort! Da kann mir dann ohnehin kein Auftrag mehr dazwischen kommen.“
„Sehr gut, Kleiner …“
Das quietschvergnügte Lachen seines Neffen erklang im Hintergrund. Er konnte es kaum erwarten, den Kleinen wiederzusehen. „Schalte mal um auf Videogespräch, Gray. Wenn Tony wach ist, will ich ihm auch „Hallo“ sagen.“
Jeff schaltete die Kamera an seinem Handy ein und lachte, als sein Neffe ihn mit kugelrunden Augen verwundert ansah. Sobald er seinen Onkel erkannte, quietschte er entzückt und klatschte mit der flachen Hand auf das Display.
„Feff?“ Mit dem „J“ hatte Tony noch seine Schwierigkeiten. Aber er wusste scheinbar genau, wen er da in dem kleinen Kasten in der Hand seines Daddys vor sich hatte.
„Hey, kleiner Kumpel. In ein paar Tagen stellen wir beide wieder das Haus deiner Eltern auf den Kopf. Dann rasieren wir Furball und schieben es auf Nero und Lucky.“
Als hätte er seinen Onkel verstanden, hüpfte Tony auf und ab und jauchzte vor Freude. Dann packte er mit beiden Händen das Handy und schmatzte einen feuchten Kuss auf das Display.
Gray zog das Handy aus der Reichweite seines Sohnes, wischte es an seinem Shirt ab und schaute tadelnd in die Kamera. „Tony ist Liz jetzt schon unheimlich ähnlich. Du musst ihm nicht auch noch irgendwelche Dummheiten beibringen.“
„Onkel dürfen das. Finde dich damit ab!“
„Dann sieh zu, dass du mich auch zum Onkel machst. Und ich verabreiche dir deine eigene Medizin.“ Gray wandte kurz den Blick vom Display, schaute auf und nickte jemandem außerhalb des Blickwinkels der Kamera zu. „Ich muss jetzt erst einmal Schluss machen. Liz hat gleich einen Termin beim Arzt. Du passt auf dich auf, okay?“
„Mach ich, Großer.“
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, scrollte Jeff sich durch die Videodateien und rief die mit der vielsagenden Bezeichnung „Liz steckt fest“ auf. Die hatte er von Chris bekommen, dem besten Freund und Partner seines Bruders. Schon unzählige Male hatte er sich die Aufzeichnung angesehen. Aber nach dem Gespräch mit Gray konnte er einfach nicht anders.
Die kurze Aufnahme begann mit dem Bild einer umgekippten Leiter im Flur von Grays und Liz` Haus. Dann schwenkte die Kamera langsam über seinen am Boden sitzenden Neffen hinweg, der mit einer Hand aufgeregt zur Decke wies und immer wieder kichernd „Mami da!“ krähte.
„Ja, Tony. Deine Mami steckt fest“, erwiderte Chris lachend hinter der Kamera, die über die cremefarbene Wand zur Decke schwenkte, wo in der Luke zum Dachboden eine schwangere Liz wie ein Pfropfen feststeckte. Ihre schlanken Beine zappelten in der Luft, während sie vergeblich versuchte, sich auf den Dachboden zu ziehen.
„Hör gefälligst auf zu lachen, Chris, und hilf mir lieber hoch, bevor Gray das sieht!“, zeterte Liz lautstark und mühte sich weiter ab.
„Zu spät. Er hat es schon mitbekommen.“
Gray, dem
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