Catching Love
versprochen, immer auf sie aufzupassen, als wäre sie meine eigene Tochter. Und nur, weil sie sich stur stellt, werde ich nicht damit aufhören.“
„Ähm … ja, Frauen können durchaus stur sein“, stimmte Jeff ihm schmunzelnd zu und legte die geöffnete Akte auf dem Tisch vor sich ab. „Und wenn Sie Lesley einfach etwas mehr Zeit geben, sich zu beruhigen? Vielleicht lenkt sie ja ein, sobald sie nicht mehr das Gefühl hat, von Ihnen gejagt zu werden.“
„Das hatte ich auch vor. Nur leider hat sich die Situation entscheidend geändert. Es geht nicht mehr nur darum, dass sie Hals über Kopf davongelaufen ist. Sie befindet sich inzwischen in schlechter, sogar sehr schlechter Gesellschaft.“ Townsend zog ein weiteres Foto aus der Schublade und schob es über die Tischplatte, damit Jeff es in Augenschein nehmen konnte. Auf dem Foto waren zwei Männer mexikanischer Abstammung zu erkennen, die mit einer jungen Frau - die auffallende Ähnlichkeit mit Lesley hatte - in einem Café saßen. Mit dem Finger tippte Townsend auf einen der Männer, den Jeff trotz seiner fast jungenhaften Gesichtszüge auf Mitte bis Ende zwanzig schätzte. Er sah jünger aus, als er mit Sicherheit war. Auf den ersten Blick wirkte der Mann auf Jeff wie ein Zuhälter. Wenn seine Klamotten aus echtem Kroko-Leder waren, hatte wahrscheinlich eine ganze Krokodil-Familie ins Gras beißen müssen. Dann noch diese perfekt frisierten, leicht gegelten, schwarzen Haare … Was fand Lesley nur an diesem überkandidelten Bürschchen ohne Geschmack?
„Das ist José Gomez.“
„Gomez? Hat er irgendwas mit dem Drogenbaron Manuel Gomez zu tun, der vor etwas mehr als zwei Jahren von unseren Leuten aus seiner Villa in Mexiko geholt und über die Grenze in die Staaten geschafft wurde, damit ihm der Prozess gemacht werden konnte?“
„José Gomez ist sein Sohn, einer von zweien.“
„Okay, dann sieht die Sache natürlich anders aus.“ Jeff nickte bedächtig und unterdrückte das ungute Gefühl in seiner Magengegend. Hatte er vorher schon gedacht, der Typ wäre nicht der richtige für Lesley, so war er jetzt absolut davon überzeugt. Er nahm das Foto in die Hand und wies auf die Ziffern am unteren Rand. Ungewöhnlich, dass alle Ziffern Nullen waren. Damit konnte das Bild keinem Datum und keinem genauen Ort zugeordnet werden. „Das ist ein Bild vom Nachrichtendienst. Steht Lesley vielleicht doch schon durch unsere Jungs unter Beobachtung? Das sollte ihr Auffinden deutlich beschleunigen, wenn ich die Daten bekäme.“
„Nein. Das Bild wurde aus der Fotostrecke entfernt. Beim Nachrichtendienst liegt nichts über Lesley vor, nicht mehr. Sie soll nirgends in den Akten auftauchen, nicht einmal andeutungsweise erwähnt werden. Je länger sie sich jedoch in der falschen Gesellschaft aufhält, umso schwerer wird es für mich, die Angelegenheit im Stillen zu bereinigen. Denn es könnten noch mehr Fotos von ihr mit Gomez auftauchen, die ich nicht so ohne Weiteres verschwinden lassen kann.“
„Dann wird es das Beste sein, ich breche sofort auf, um sie nach Hause zu holen.“
Der Lt. General legte das Foto in Lesleys Akte, klappte sie zu und reichte sie an Jeff weiter. „Da drin sind alle Adressen vermerkt, die in irgendeiner Weise etwas mit der Familie Gomez zu tun haben – Firmen, Nachtclubs, Hotels, Häuser, Apartments, wirklich alle. Die Adressen sind der beste Anhaltspunkt, den wir haben. Und mein Gefühl sagt mir, dass Sie sie unter einer dieser Adressen finden werden. Damit die Sache unter uns bleibt, bringt ein ziviler Hubschrauber Sie zum zivilen Flughafen in Miami. Dort habe ich für Sie ein Flugticket hinterlegen lassen.“
Jeff stand mit der Akte in der Hand auf und nickte dem Älteren zu. „Ich kümmere mich um Lesley, keine Sorge, Sir.“
„Danke, Jeffrey!“
Erleichterung stand in Townsends Gesicht. Zum ersten Mal, seit er von Lesleys Verschwinden erfahren hatte, verzog sich der Mund des Lt. Generals zu einem leichten Lächeln. Er war sich sicher, genau den richtigen Mann mit dieser Angelegenheit betraut zu haben. Denn auf einen Blackwood war stets Verlass.
2. Kapitel
Eine halbe Stunde noch, ehe er das Flugzeug nach Mexico City besteigen musste. Also blieb ihm ausreichend Zeit für einen Anruf. Jeff betätigte die Kurzwahl, hielt sich das Handy ans Ohr und grinste breit, als Liz sich nach dem zweiten Klingeln mit „Irrenhaus Blackwood“ meldete.
„Hey, Süße.“
„Jeff? Wo steckst du denn? Ich brauche hier dringend deine
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