Cathérine de Montsalvy
uns?«
Offensichtlich in der Annahme, daß die Verhandlungen sich zu lange hinziehen würden, trieb der, um den es ging, sein Pferd an und manövrierte es zwischen seinen Bannerträger und seinen Herold. Unter dem hochgeschobenen Visier des goldverzierten Helms konnte die hinter dem Pfeiler versteckte Cathérine die scharfen, sehr weißen Zähne im kurzen schwarzen Bart blitzen sehen.
»Euch einen Besuch abstatten«, antwortete er liebenswürdig, »und plaudern …«
»Mit mir?« fragte Kennedy mit zweifelndem Unterton.
»Aber nein! Bitte, zieht jedoch nicht den Schluß, daß ich Eure Gesellschaft verschmähe, mein lieber Kennedy, aber ich habe es nicht mit Euch zu tun, sondern mit der Gräfin de Montsalvy. Ich weiß, daß sie hier ist!«
»Was wollt Ihr von ihr?« entgegnete der Schotte, immer noch ziemlich schroff. »Die Dame Cathérine empfängt niemand!«
»Was ich zu sagen habe, werde ich ihr persönlich sagen, mit Eurer Erlaubnis. Und ich wage zu hoffen, daß sie gegenüber einem Reisenden, der von so weit herkommt, eine Ausnahme macht. Fügt bitte hinzu, daß ich nicht wieder gehe, bevor ich sie gesprochen habe!«
Ohne sich zu zeigen, flüsterte Cathérine:
»Wir wollen wissen, was er will! Sagt ihm, ich werde ihn empfangen … aber allein! Er möge ohne jede Eskorte erscheinen … Das wird meinem Sohn Zeit geben, zu seinem Bestimmungsort zu gelangen.«
Kennedy machte ein Zeichen, daß er verstanden habe, und wandte sich wieder dem Spanier zu, während Cathérine, von Sara und Bruder Etienne begleitet, den Wehrgang verließ. Sie hatte ihren Entschluß ohne Zögern gefaßt, weil Villa-Andrado der Mann La Trémoilles war, weil sie der Gefahr schon immer hatte ins Gesicht blicken können. Wenn der Kastilier eine Gefahr darstellen sollte – und sie konnte sich schlecht vorstellen, daß es anders sein könnte –, dann war es um so besser, sie sofort kennenzulernen.
Wenige Minuten später schritt Rodrigo de Villa-Andrado, von einem einzigen, seinen Helm tragenden Pagen gefolgt, in den großen Saal, wo Cathérine ihn erwartete. Die junge Frau, Sara und Bruder Etienne links und rechts neben sich, hatte in einem um zwei Stufen erhöhten Sessel mit hoher Rückenlehne Platz genommen. Sehr aufrecht, die hübschen Hände über den Knien verschlungen, sah sie dem Besucher entgegen.
Der Anblick dieser Frau – oder vielmehr dieser schwarzverschleierten Statue – beeindruckte und überraschte den Spanier so, daß er auf der Schwelle des Saales innehielt und nur zögernden Schrittes näher trat, während das Siegerlächeln, das er bei seinem Eintritt aufgesetzt hatte, wie eine Kerzenflamme, die man ausbläst, von seinem Gesicht verschwand.
Vor Cathérine angekommen, verneigte er sich fast bis zum Boden, ohne sich jedoch einen schnellen Blick auf die junge Frau von unten zu versagen.
»Madame«, sagte er mit verhaltener Stimme, »ich danke Euch für die Augenblicke, die Ihr mir liebenswürdigerweise gewähren wollt. Aber ich möchte mit Euch gern unter vier Augen sprechen.«
»Messire, Ihr versteht, daß ich Euch nicht willkommen heißen kann, ehe ich weiß, was Euch herführt. Außerdem habe ich vor Dame Sara, die mich aufgezogen hat, und vor Bruder Etienne Chariot, meinem Beichtvater, keine Geheimnisse.«
Der Mönch unterdrückte ein Lächeln über diese offenkundige Lüge, schmunzelte aber doch, als er merkte, daß der Kastilier ihn mit Mißtrauen betrachtete.
»Ich kenne Bruder Etienne«, murmelte Villa-Andrado. »Monseigneur würde für dieses dicke Fell und die paar grauen Haarsträhnen viel geben!«
Cathérine sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Sie spürte, daß ihr Zornesröte ins Gesicht stieg, und sagte grollend:
»Was immer der Anlaß Eures Besuchs sein mag, Seigneur Villa-Andrado, in jedem Fall scheint es mir eine sehr schlechte Einführung zu sein, diejenigen, die ich verehre und die mir teuer sind, zu beleidigen. Wollt Ihr uns nun bitte ohne jede Ausflucht den Grund Eures Besuches nennen!«
Rodrigo hatte sich seinerseits wieder erhoben, und trotz der beiden Thronstufen befand sich sein Gesicht fast auf gleicher Höhe mit dem Cathérines. Sein zornfunkelnder Blick versuchte unverschämterweise, das Bollwerk des schwarzen Schleiers zu durchdringen. Aber er zwang sich zu lächeln.
»Tatsächlich eine sehr schlechte Einleitung, und ich bitte Euch vielmals um Vergebung. Daß ich mit den besten Absichten hierhergekommen bin, werdet Ihr sogleich selbst beurteilen können.«
Langsam
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