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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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danach zu fragen. Das passiert mir nicht oft, mußt du wissen. Ich weiße Aycelin der Rote … ja, Aycelin. Meine Mutter sagte, es sei ein hübscher Name …«
    »Sie hatte recht«, sagte Cathérine ernst. »Es ist ein hübscher Name.«
    Cathérines Augen gewöhnten sich ziemlich schnell an die Dunkelheit ihres Verlieses. So winzig das Kellerfenster war, erlaubte es wenigstens, Tag und Nacht und die Dinge zu unterscheiden, die sie umgaben. Die Gefangene dankte dem Himmel, daß sie nicht in eins jener Löcher geworfen worden war, tief unter der Erdoberfläche, in die nie ein Lichtstrahl drang, wie das, welches sie in Rouen kennengelernt hatte.
    Auf dem verfaulten Stroh ihrer Zelle sitzend, ließ sie die Stunden an sich vorüberrinnen. Trotz ihrer Schwere erlaubten die Fesseln ihren Händen jede Bewegung, und bald merkte sie, daß sie sie mit ein wenig gewaltsamer Nachhilfe vielleicht von ihren Gelenken streifen könnte. Ihre Hände waren so schmal, so zart … Doch besser wär's, es im Augenblick nicht zu versuchen, denn es mußte Schmerzen mit sich bringen, die es ihr nicht gestatten würden, sich die Eisen wieder anzulegen.
    Und es gab noch einen weiteren Grund, zufrieden zu sein: Man hatte sie nicht durchsucht, und der Dolch war immer noch da, ermutigend und hart zwischen ihren Brüsten. Gelobt sei Gott, daß er sie gehindert hatte, ihn vorhin zu ziehen! Man hätte ihn ihr entrissen, und sie hätte ihn nie mehr zurückbekommen. Ihm würde sie es zu verdanken haben, daß sie den Folterungen mit Gewißheit entginge, die die Gräfin ihr zugedacht haben mußte. Ein schneller Stoß, und alles wäre vorüber. Sie würde unter dem höhnischen Blick ihrer Feindin nicht vor Schmerzen schreien … Trotzdem konnte sie die Bangigkeit nicht verscheuchen, die ihr die Kehle zudrückte; was würde wirklich mit ihr geschehen? Die Geräusche des Schlosses drangen kaum zu ihr herunter, gedämpft durch die Tiefe und Dicke der Mauern, und trotzdem schien es ihr, als höre sie in einem bestimmten Augenblick von fern eine Art Wehklage, schauerlich und abgerissen. Sie vermutete, daß es das Geheul des Stammes angesichts des gemarterten Leichnams seines Anführers sein müsse. Sie stellte sich die Schreie der Frauen vor, ihr gelöstes, mit Staub bedecktes Haar, ihre Finger, die blutende Spuren über die tränenüberströmten Gesichter zogen, die monotonen Gesänge eines vom Schmerz gebeugten Volkes, vielleicht die Verwünschungen auch gegen diejenige, für die Fero gestorben war!
    »Mein Gott!« betete sie stumm. »Gib, daß sie mich verstehen, daß sie mir verzeihen! Besonders Tereina! Es wird ihr solchen Schmerz bereiten! … Hab Mitleid mit ihr …«
    Würde ihnen wenigstens Zeit bleiben, den Leichnam mit dem Zeremoniell, das sie neulich nachts gesehen hatte, dem Fluß anzuvertrauen? Die Dame hatte befohlen, sie zu verjagen, und La Trémoille hatte keinen Einspruch erhoben. Es schien ihr, als hörte sie die Sergeanten des Königs Befehle brüllen, als hörte sie das Klatschen der Peitschen der Soldaten, die mit der Austreibung der Vaganten beauftragt waren … Doch eine Stimme sang, eine Frauenstimme, tief und schön. Und Cathérine hatte dieses geheimnisvolle, herzzerreißende Lied schon gehört …
    Plötzlich wurde sie sich bewußt, daß die Stimme nicht in ihrer Phantasie, sondern in Wirklichkeit sang … und sehr nahe! Genau gesagt, auf der anderen Seite der Mauer. Sie verstand sofort, und von einem Freudentaumel mitgerissen, wollte sie zu der Mauer stürzen, durch die der Gesang drang. Aber die Ketten, die sie vergessen hatte, spannten sich brutal und warfen sie mit schmerzenden Handgelenken auf den Boden zurück, während ihr Tränen in die Augen schossen. Doch die Fesseln konnten ihre Stimme nicht unterdrücken:
    »Sara! Sara! Bist du da? Ich bin's …« Sie biß sich auf die Zunge. In ihrer überschwenglichen Freude hätte sie fast gerufen: »Ich bin's, Cathérine!« Sie hatte gerade noch genug Geistesgegenwart, um sich zu fangen: »Ich! Tchalaï …« Dann lauschte sie mit gespitzten Ohren. Der Gesang in der benachbarten Zelle war verstummt. Noch einmal rief sie: »Sara, ich bin hier!« Wieder ein Augenblick der Stille … und endlich, mit unaussprechlicher Erleichterung, hörte sie:
    »Gott sei gelobt!«
    Die Stimme klang schwächer als im Lied, und Cathérine begriff, daß es nicht leicht sein würde zu sprechen. Da man schreien mußte, um gehört zu werden, konnte es sogar gefährlich werden. Nun, um so

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