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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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verzog sich dann. Während er sich geschäftig tummelte, hatte Schweigen in der Grotte geherrscht. Erst als er verschwunden war, sah sich Gaucourt im Kreis der Versammelten um.
    »Ihr wißt alle schon das Wesentliche. La Trémoille bewohnt den Turm von Coudray, von fünfzehn Armbrustschützen bewacht. Das heißt, daß ihr ohne mich euch ihm nicht nähern könntet. Unter meinem unmittelbaren Kommando habe ich die dreißig Mann, die die normale Garnison des Schlosses bilden. Mit dem König sind an die dreihundert Bewaffnete gekommen, alle dem Befehl des Kämmerers unterstehend, wohlgemerkt. Erste Frage, habt ihr Soldaten?«
    »Ich habe fünfzig Mann, im Wald untergebracht«, antwortete Jean de Bueil.
    »Das wird genügen«, entgegnete Gaucourt. »Wir werden uns die Überraschung zunutze machen, die wichtige Tatsache, daß das Schloß dazu zwingt, die Truppen auf dem ganzen Gelände zwischen dem Fort Saint-Georges und Coudray zu zersplittern, und daß ich, der Gouverneur, an eurer Spitze stehen werde. Andererseits liegt die Pforte, die ich euch, wenn wir uns einigen, morgen um Mitternacht öffnen werde und die sich dem Schloßturm am nächsten befindet, zwischen dem Mühlenturm und dem Vieleckturm … wo die stärkste Stütze La Trémoilles wohnt, anders ausgedrückt, der Marschall de Rais.«
    Bei der Erwähnung Gilles' zuckte Cathérine zusammen und wurde blaß. Sie mußte die Zähne zusammenpressen, auf die Lippen beißen, um gegen die Furcht anzukämpfen, die in ihr aufstieg. In ihrer Freude, sich endlich ihrem Ziel zu nähern, hatte sie den schrecklichen Sire Blaubart vergessen … Doch Jean de Bueil antwortete:
    »Auch ich wohne im Vieleckturm. Ich werde die Männer ins Schloß einlassen und dann mit Ambroise de Lore, zum Beispiel, in den Turm eindringen. Wir beide werden Gilles de Rais lahmlegen. Er wird sein Quartier nicht verlassen können.«
    Das war so ruhig gesagt, daß ihre Furcht sich legte. Gilles de Rais hatte für diese Ritter nichts Erschreckendes. Der Gouverneur machte ein Zeichen der Zustimmung.
    »Sehr gut! Ihr habt euch also mit de Rais zu beschäftigen. Ich selbst und Olivier Frétard, mein Stellvertreter hier, werden dafür sorgen, daß die Wachen soweit wie möglich ausgeschaltet werden, indem wir sie von Coudray ablenken. Die fünfzig Mann von Bueil, von Brézé und Coétivy angeführt, werden mit Rosnivinen und l'Hermite den Großkämmerer angreifen, der allein im Schloßturm wohnt.«
    »Wo ist der König untergebracht?« fragte Cathérine.
    »Im Mittelschloß, im Gemach, das hinter dem Großen Saal liegt. Die Königin wird ihn bitten, die Nacht bei ihr zu verbringen, was er ihr nie abschlägt, denn auf seine Art liebt er seine Frau ob ihrer Sanftmut und der Ruhe, die er bei ihr findet. Die Königin wird alles tun, ihn im Falle eines Alarms zu beruhigen … Die größte Schwierigkeit wird die Annäherung ans Schloß sein. Die Nächte sind hell, und die auf den Wällen stehenden Posten könnten sehr wohl Alarm schlagen … in welchem Falle alles verloren wäre. Ihr werdet also genauestens aufpassen, Messieurs, daß eure Leute keinerlei Rüstung tragen, keinen Harnisch, dessen Geräusch gefährlich sein könnte. Nichts als Leder oder Wolle …«
    »Und die Waffen?« fragte Jean de Bueil kurz.
    »Dolch und Degen für die Edelleute, Axt und Dolch für die Soldaten. Also wohlverstanden: Um Mitternacht werden wir das Pförtchen öffnen. Ihr dringt ein. Dann wenden Bueil und Lore sich zum Turm de Boisy, während die anderen sich mit dem Schloßturm beschäftigen. Coétivy und Tristan l'Hermite werden ihn mit zwanzig Leuten gegen jede Störung von außen abschirmen, während Brézé und Rosnivinen in den ersten Stock hinaufsteigen und La Trémoille erledigen!«
    Mit einem Kopfnicken stimmten die Verschwörer zu. Dann erhob sich die helle Stimme Cathérines.
    »Und ich?« fragte sie kalt, der Sprechweise Gaucourts entsprechend. Unmut schwoll in ihrem Herzen, als sie feststellen mußte, daß ihr keine Rolle zugewiesen worden war. Sie konnte nicht mehr schweigen.
    Stille trat ein. Alle Blicke richteten sich auf sie, und sie las in allen die gleiche Mißbilligung, auch in dem Pierre de Brézés. Es war wieder Gaucourt, der sich zum Sprecher der allgemeinen Meinung machte.
    »Madame«, sagte er höflich, aber fest, »wir haben Euch gebeten, heute nacht hierherzukommen, damit Ihr erfahrt, was unternommen werden wird. Das war ganz normal, und wir schulden es Euch. Was aber sonst zu tun bleibt, betrifft

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