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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Gesicht.
    »Es bereitet mir unendlich mehr Vergnügen, Madame de Montsalvy in Chinon willkommen zu heißen, als einst in Orléans Madame de Brazey zu empfangen!« sprudelte er ohne lange Vorrede heraus. »Hol' mich der Teufel, wenn ich auf die Idee gekommen wäre, daß Ihr aus Liebe zu Montsalvy in dieses Wespennest gestochen habt! Zumal er alles getan hat, um Euch an den Galgen zu liefern, Euer edler Gemahl!«
    Wider ihren Willen errötete Cathérine. Es stimmte. Ohne Johannes Dazwischenkunft, die sie auf dem Weg zum Schafott gerettet hatte, hätte sie ihre Tage am Ende eines Stricks beschlossen, auf Befehl eines Tribunals unter dem Vorsitz Gaucourts, das gegen sie aufzuwiegeln Arnaud nicht müde geworden war. Blind vor Haß, hatte er nur davon geträumt, sich von ihr zu befreien … Trotz dieser schrecklichen Erinnerungen hegte sie keine Bitterkeit. Was blieb, war … jawohl, ein leises Bedauern! Sie hielt dem Blick des alten Mannes unbeirrt stand.
    »Werdet ihr mir glauben, Messire, wenn ich Euch sage, daß ich diese Zeit bedaure? Der, der mein vielgeliebter Gatte geworden ist, lebte damals noch in voller Kraft, selbst wenn er diese Kraft gegen mich anwendete. Wie sollte ich es nicht bedauern?« Etwas besänftigte den Blick, mit dem er sie musterte. Plötzlich ergriff Gaucourt ihre Hand, hob sie an die Lippen und ließ sie unsanft wieder fallen.
    »Also«, murmelte er, »Ihr seid seine würdige Frau! Und Ihr habt gute Arbeit geleistet! Aber genug der Schmeicheleien! Jetzt. Messieurs, müssen wir unser Unternehmen organisieren. Die Zeit eilt. La Trémoille mag dieses Schloß nicht und wird hier nicht lange bleiben. Wenn ihr einverstanden seid, werden wir morgen nacht handeln!«
    »Sollten wir nicht auf die Befehle des Konnetabels warten?« warf Brézé ein.
    »Die Befehle? Welche Befehle?« knurrte Gaucourt. »Wir haben zu arbeiten, und zwar schnell, übrigens … wo ist eigentlich Meister Agnelet geblieben? Er muß noch eine stattliche Menge Wein hier in seinem Keller haben. Ich sterbe vor Durst!«
    »Er ist draußen«, sagte Jean de Bueil. »Auf Wache …«
    Aber es blieb ihm keine Zeit, seinen Satz zu beenden. Der Wirt in Person trat bereits ein, mit seiner Öllampe bewaffnet, hinter sich zwei staubbedeckte und offensichtlich erschöpfte Männer, deren Anblick Cathérine einen Ausruf der Freude entlockte, denn der erste der beiden war kein anderer als Tristan l'Hermite. Es war Prégent de Coétivy, der sie begrüßte.
    »Ah! L'Hermite! Rosnivinen! Wir erwarten euch. Ich nehme an, ihr bringt uns die Befehle des Konnetabels?«
    »In der Tat«, erwiderte Tristan. »Hier ist Messire Jean de Rosnivinen, der ihn bei der … Ausführung … vertritt! Denn, wohlverstanden, es kann keine Frage sein, daß er etwa selbst käme. Ihr kennt alle die Feindschaft, die der König für ihn hegt. Unser Herr darf nicht an einen Racheakt glauben, sondern an eine Maßnahme der öffentlichen Gesundheitspflege!«
    Während er sprach, näherte er sich Cathérine und verneigte sich respektvoll vor ihr.
    »Monseigneur der Konnetabel hat mich beauftragt, Madame, an seiner Stelle die schöne Hand zu küssen, die uns Chinon geöffnet hat. Er ist Euch zutiefst verbunden und hofft, daß Ihr ihn in Zukunft zu der Zahl Eurer ergebensten Diener rechnet!«
    Diese kleine Ansprache hatte eine außergewöhnliche Wirkung. Cathérine spürte sofort, daß die Atmosphäre sich wandelte. Bislang, trotz ihrer höflichen Worte, hatte sie sich inmitten dieser Männer unbehaglich gefühlt. Sie spürte vage, daß die ihr erwiesene Ehrerbietung vor allem dem Namen Arnauds und der Erinnerung an ihn galt, nicht der Frau, die sie war. Ihr Verhalten mußte ihnen seltsam erscheinen, zu unüblich. Zweifellos waren sie der Meinung, daß sie, dem Brauch gemäß, die Durchführung ihrer Rache irgendeinem Kämpen hätte überlassen und das Ergebnis in Gebet und andächtiger Versenkung in einer Klosterzelle abwarten sollen. Aber sie hatte beschlossen, die Rolle, die sie sich zugeteilt hatte, bis zu Ende zu spielen. Was hatte es schon zu bedeuten, was die Männer dachten!
    Ohne etwas zu sagen, nahm Raoul de Gaucourt ihre Hand und führte sie in den Kreis der Fässer, bat sie, sich zu setzen, und ließ sich neben ihr nieder.
    »Nehmt Platz, Messeigneurs, und werden wir uns erst einmal einig. Es ist Zeit! Agnelet, bringt uns etwas zu trinken und verschwindet!«
    Der Wirt beeilte sich zu gehorchen, stellte Becher und Krüge auf ein über zwei Fässer gelegtes Brett und

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