Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
Vom Netzwerk:
des Ranges …
    Nachdem das Abendläuten verklungen war, trat Cathérine mechanisch ans Fenster, öffnete es jedoch nicht, übrigens würde Pierre de Brézé in dieser Nacht nicht den Verliebten unter dem Fenster seiner Schönen spielen. Er hatte Besseres zu tun, und sie würde ihn im Kreise der anderen Ritter wiederfinden. Außerdem fühlte sich Cathérine zu angespannt, um noch Gedanken daran zu verschwenden.
    Es schlug Mitternacht, als ein leises Kratzen an der Tür die völlig angekleidete Cathérine sich vom Fußende des Bettes erheben ließ, in das sich zu legen sie Sara gezwungen hatte. Rasch ging sie zur Tür, um zu öffnen, und gewahrte eine dunkle Gestalt auf der Schwelle. Im Hause war alles Licht gelöscht, die Küchenfeuer hatten, wie jeden Abend, mit Asche bedeckt werden müssen, doch in den Hof warf der Mond einen milchigen Schein, gegen den sich die Holzpfeiler der Galerie und die Silhouette des Wirtes schwarz abzeichneten. Der Wirt hatte für diese Gelegenheit seine makellos weiße Berufsgewandung mit einem dunklen Wollwams vertauscht. Man hörte keinerlei Geräusch.
    Wortlos nahm Agnelet Cathérine an der Hand, führte sie in den Hof hinunter und dort an den Gebäuden entlang, um nicht die helle Fläche überqueren zu müssen, und gelangte so zum rückwärtigen Teil, dessen Begrenzung von dem Felshang gebildet wurde, über dem sich das Schloß erhob. Vereinzelt wuchsen hier Büsche, und ab und zu tauchten dunkle Löcher auf.
    »Uralte Höhlenwohnungen«, flüsterte Agnelet, als er sah, daß Cathérine einen Augenblick stehenblieb, um sie zu betrachten. »Einige sind noch bewohnt, andere dienen als Keller, wie bei mir … oder als Zufluchtsort!«
    Während er sprach, stieß er eine runde Pforte aus dickem, kreuzweise übereinandergezimmertem Kantholz auf, die einen Grotteneingang verschloß. Nachdem sie die Pforte hinter sich hatten, nahm Agnelet eine Öllampe aus einer Vertiefung des Felsens, schlug Feuer und zündete sie an. Eine große Höhle wurde sichtbar, in den Kreidefels gehauen und mit Gestellen und Fässern jeder Größe ausgestattet. Starker Weingeruch ging von ihnen aus. Böttcherwerkzeuge lagen auf einem Werktisch aufgereiht, neben einem Bottich, in dem sich leere Flaschen befanden. Das Ganze machte einen so gemütlichen Eindruck, daß Cathérine ihren Gastgeber fragend ansah. War das der Hintergrund für eine Verschwörung? Statt einer Antwort lächelte Agnelet, ging bis zur Wand, die den Keller abschloß, und schob ein Faß beiseite, das nicht allzu gewichtig aussah. Eine ovale Öffnung zeigte sich. Sie führte durch die Wand.
    »Tretet durch, edle Dame!« sagte der Wirt. »Ich werde das Faß hinter uns wieder an seinen Platz rücken. Dieser Eingang muß verborgen bleiben. Wir befinden uns jetzt unter dem Mittelschloß. Der König schläft genau über unseren Köpfen!«
    Ohne Zögern betrat Cathérine einen kleinen, von einer Fackel erleuchteten Gang, an dessen Ende sich ein Raum öffnen mußte. Dieser Gang war nur ein paar Schritte lang, die, einmal zurückgelegt, Cathérine und ihren Führer zum Eingang einer viel größeren Grotte brachten, an deren jenseitigem Ende eine rohe, aus dem kreidehaltigen Fels herausgehauene Treppe emporführte und sich im Schatten des Gewölbes verlor. Auch hier standen einige Fäßchen, aber sie waren umgestülpt, und vier Männer hatten auf ihnen Platz genommen. Sie sprachen kein Wort. Unbeweglich wie Statuen, schienen sie um eine Öllampe herum zu warten. Aber alle drehten sich gleichzeitig nach den Ankömmlingen um.
    Neben Pierre de Brézé erkannte Cathérine das rote Haar und das Gesicht ohne Lächeln Ambroise de Lores, die elegante, schmale Gestalt Jean de Bueils, die breiten Schultern und eigenwilligen Züge des Bretonen Prégent de Coétivy und erwies ihnen allen, als sie sich erhoben, eine artige Reverenz. Pierre nahm ihre Hand, um sie zum Kreis der Fässer zu führen. Jean de Bueil empfing sie freundlich, nachdem er Meister Agnelet empfohlen hatte, draußen Posten zu stehen.
    »Wir sind glücklich, Madame, Euch wiederzusehen, und noch glücklicher, Euch beglückwünschen zu können. Die Anwesenheit La Trémoilles in Chinon ist der deutliche Beweis Eures Erfolgs. Wir sind Euch sehr verbunden.«
    »Dankt mir nicht zuviel, Seigneur de Bueil. Gewiß, ich habe für Euch gearbeitet und für das Wohl des Königreichs, aber ich habe auch für mich und dafür gearbeitet, daß mein vielgeliebter Gatte gerächt werde. Unterstützt mich in dieser Rache,

Weitere Kostenlose Bücher