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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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hindurchritt. Alle Glocken der Stadt läuteten zum Morgengebet, und ihr Klang stieg in die reine Luft bis zu der kleinen Reitergruppe hinauf, die das Schloß verließ. Die Eskorte, die der König zu Cathérines Verfügung gestellt hatte, bestand aus Bretonen, wie die mit Hermelinschwänzen gesprenkelten Wappenröcke der Soldaten bezeugten. Tristan l'Hermite befehligte sie, und als er am Abend zuvor zu Cathérine gekommen war, um ihr zu sagen, daß er sie nach Montsalvy begleiten würde, bevor er zum Konnetabel de Richemont nach Parthenay gehe, hatte sie große Freude darüber empfunden. Der König hätte keine bessere Maßnahme zu ihrem Schutze treffen können, als ihr diesen schweigsamen Flamen mitzugeben, dessen Tapferkeit sie schätzengelernt hatte. Er besaß gelassene Schlauheit, ruhigen Mut und eine Begabung für Verwaltung und Regierungsgeschäfte. Sie hatte zu ihm gesagt:
    »Ihr werdet es weit bringen, Freund Tristan. Ihr habt alle Eigenschaften eines Staatsmannes.«
    Worauf er lachte.
    »Das hat man mir auch schon gesagt … sogar erst gestern! Wißt Ihr, Dame Cathérine, daß unser zehnjähriger Dauphin sich für meine Person interessieren will? Er hat mir versprochen, mein Glück zu machen, wenn er einmal König sein wird. Offenbar haben ihn unsere Taten gegen La Trémoille beeindruckt. Wohlverstanden, ich werde dieser Art Versprechungen nicht allzuviel Glauben schenken. Die Fürsten, besonders, wenn sie so jung sind, haben ein schlechtes Gedächtnis.«
    Aber Cathérine hatte den Kopf geschüttelt. Sie erinnerte sich an den forschenden, bis zur Unerträglichkeit scharfen Blick des Dauphins Louis. Ein Blick, der bestimmt nicht vergessen würde.
    »Ich glaube, er wird sich erinnern!« sagte sie nur.
    Tristan hatte sich damit begnügt, zweifelnd den Kopf zu schütteln. Und nun ritt er ruhig an ihrer Seite, lässig im Sattel hängend wie jemand, den man über die Eintönigkeit langer Ritte nicht mehr zu belehren braucht und der es sich angewöhnt hatte, im Sattel zu schlafen. Seine Kappe hatte er auf die Augen heruntergezogen, um sie gegen die Strahlen der aufgehenden Sonne zu schützen, und überließ sich dem ausgewogenen Gang des Pferdes.
    Cathérine war wieder in das Jünglingskostüm geschlüpft, das sie beim Verlassen Angers' getragen hatte. Sie liebte es, sich als Mann anzuziehen, der größeren Bewegungsfreiheit wegen und weil es sie mit einer Art von Verwegenheit erfüllte. Gut in ihre Steigbügel gestützt, betrachtete sie die Stadt, als sähe sie sie zum erstenmal. In ihr hatte sie den Sieg davongetragen, den sie sich wünschte, und dazu noch einen weiteren, unerwarteten, über sich selbst. In dem Augenblick, in dem sie Chinon verließ, wurde es ihr plötzlich teuer.
    Die guten Leute begannen ihren Tag. Überall knarrten die Fensterläden, die Boutiquen wurden geöffnet, und die Hausierer mit Blumen und Gemüse setzten sich in Bewegung. Ein starker Regen hatte abends zuvor die kleinen, runden Pflastersteine frisch gewaschen. Als sie zum Grand Carroi kamen, sah Cathérine neben dem Brunnen ein junges Mädchen von etwa fünfzehn Jahren, das, auf dem Brunnenrand sitzend, Rosensträuße band. Sie waren so frisch, diese Rosen, und sie erinnerten Cathérine an einen anderen Strauß, den man ihr eines Abends durchs Fenster von Meister Agnelets Herberge geworfen hatte. Sie hielt ihr Pferd neben dem Blumenmädchen an.
    »Deine Rosen sind hübsch!« sagte sie. »Verkauf mir einen Strauß!«
    Die Kleine reichte ihr sofort das schönste ihrer duftenden Gebilde.
    »Das macht einen Sou, edler Herr!« sagte sie lächelnd und knicksend. Aber gleich wurde sie rot wie eine Kirsche und rief freudig: »Oh, danke, edler Herr!«, als sie von Cathérine ein Goldstück für den Strauß bekam.
    Cathérine setzte ihr Pferd wieder in Bewegung und ritt auf die befestigte Brücke zu, die über die Vienne führte. Sie hatte ihr Gesicht in den Blumen vergraben und roch mit geschlossenen Augen den köstlichen Duft. Tristan begann zu lachen:
    »Das sind zweifellos die letzten Rosen, die wir lange Zeit zu sehen bekommen werden. In Eurer armen Auvergne gedeihen sie nicht. Hier sind sie zu Hause. Die Touraine ist ihre Domäne!«
    »Aus diesem Grund habe ich sie auch gekauft. Sie repräsentieren für mich dieses schöne Land der Loire und einige Erinnerungen … Spuren, die vielleicht verwehen, wenn sie verwelkt sind.«
    Der Bewaffnetentrupp ritt über die Brücke, von den Soldaten der Wache gegrüßt, die das Wappen des Konnetabels

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