Cathérine de Montsalvy
ungerecht!«
Mehr, als sie eingestehen wollte, durch die königliche Fürsorge bewegt, kniete Cathérine nieder, um die Hand zu küssen, die Karl ihr reichte.
Sie lächelte ihm tapfer zu.
»Ich werde nichts bereuen! Aber ich weiß Eurer Majestät für Ihre Güte tiefen Dank. Ich werde sie nie vergessen.«
Er gab ihr ihr Lächeln zurück, mit jener Schüchternheit, die ihn immer angesichts einer sehr schönen Frau befiel.
»Es kann sein, daß ich eines nahen Tages auch einmal in die Auvergne reise«, sagte er sinnend. »Geht jetzt, Gräfin de Montsalvy! Geht zu dieser Pflicht, die Ihr so gern übernommen habt. Wißt nur, daß Euer König Euch vermissen wird, daß er hofft, Euch an einem nicht zu fernen Tag wiederzusehen … und daß Ihr seine Hochachtung mitnehmt!«
Er war es, der sich entfernte und Cathérine inmitten des Großen Saals, in dem nur die unbeweglichen Posten standen, kniend zurückließ. Sie hörte seinen Schritt verhallen und erhob sich leise. Sie fühlte sich weniger traurig, eine Art Stolz erfüllte sie darüber, daß Karl mit ihr nicht wie mit einer Frau, sondern wie mit einem seiner Feldhauptleute gesprochen hatte! Wie er zweifellos mit Arnaud selbst gesprochen hatte.
Blieb noch, der Königin Yolande adieu zu sagen.
Cathérine begab sich alsbald zu ihr, darauf vorbereitet, ein drittes Mal dieselbe Erklärung abgeben zu müssen. Aber es war nicht nötig. Die Herrscherin der Vier Königreiche begnügte sich damit, sie zu umarmen.
»Ihr handelt richtig!« sagte sie zu ihr. »Ich habe nichts anderes von Euch erwartet! Der junge Brézé hätte nicht zu Euch gepaßt … weil er eben zu jung ist!«
»Wenn Ihr so dachtet, Madame und meine Königin, warum habt Ihr mir dann nichts gesagt?«
»Weil es sich um Euer Leben handelt, meine Schöne! Und weil niemand das Recht hat, das Schicksal anderer zu bestimmen. Nicht einmal … was sage ich? … schon gar nicht eine alte Königin! Geht in Eure Auvergne zurück! An Arbeit wird es nicht fehlen, denn wir müssen dieses schöne Königreich jetzt wieder zusammenflicken. Wir werden in den Provinzen Leute wie die Montsalvys brauchen. Ihr von Eurer Rasse, meine Teure, seid wie die Berge Eures Landes: Man bedient sich ihrer, aber zerstört sie nicht! Trotzdem … möchte ich Euch nicht ganz verlieren!«
Mit einer Bewegung rief Yolande Anne de Bueil zu sich, die, dem Brauch gemäß, in einer Ecke über einer Stickerei saß.
»Bringt mir meine Elfenbeinkassette!« befahl sie.
Als die junge Frau sie ihr gebracht hatte, griff sie mit ihren schlanken Fingern hinein und zog einen wunderbaren Smaragd mit ihrem eingravierten Wappen heraus, den sie der verwirrten Cathérine auf den Finger streifte.
»Der Emir Saladin hat diesen Smaragd einst einem meiner Vorfahren geschenkt, der ihn vor dem Tod errettet hatte, ohne übrigens zu wissen, wer er war. Ich habe ihn gravieren lassen … Behaltet ihn, Cathérine, als Erinnerung an mich, an meine Freundschaft und an meine Dankbarkeit. Dank Euch werden wir endlich regieren, der König und ich!«
Cathérine schloß die zitternde Hand über den wunderbaren Edelstein. Auch hier kniete sie nieder, um die Hand ihrer Monarchin zu küssen.
»Madame … Ein solches Geschenk! Wie kann ich sagen …«
»Sagt nichts! Ihr seid wie ich. Wenn Ihr tief bewegt seid, findet Ihr keine Worte, und das ist besser so. Dieser Ring wird Euch Glück bringen und Euch vielleicht auch helfen. Alle von mir Abhängigen in Frankreich wie in Spanien, in Sizilien wie auf Zypern oder in Jerusalem werden Euch beim Anblick dieses Juwels Beistand leisten. Es ist eine Art Geleitbrief, den ich Euch gebe, denn ich habe ein Vorgefühl, daß Ihr ihn brauchen könntet. Und ich rechne damit, Euch eines Tages wiederzusehen … bei bester Gesundheit!«
Die Audienz war beendet. Ein letztes Mal verneigte sich Cathérine.
»Adieu, Madame …«
»Nein, Cathérine«, lächelte die Königin. »Nicht Adieu! Auf Wiedersehen! Und Gott behüte Euch!«
Wenn Cathérine glaubte, sie habe sich nun überall verabschiedet, so täuschte sie sich. Als sie auf den großen Hof hinaustrat, um sich in die Staatskanzlei zu begeben, wo man ihr die Papiere ihrer Rehabilitierung überreichen sollte, die sie noch nicht hatte holen lassen, stieß sie auf Bernard d'Armagnac, der ungeduldig auf und ab schritt, als warte er auf jemand. Seit der Szene im Obstgarten hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen, und das Zusammentreffen bereitete ihr durchaus kein Vergnügen. Sie versuchte
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