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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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bald verlassen würde …!
    Lange wiegte sie an diesem Abend Michel in den Armen und erwärmte ihr schmerzendes Herz an ihrer Liebe zu dem Kind.

Sechzehntes Kapitel
    Isabelle de Montsalvy starb einen Tag nach Saint-Michael, ohne zu leiden und ohne Todeskampf, fast friedlich. Am Vorabend ihres Todes hatte sie noch eine letzte Freude: Ihr Enkelsohn empfing zum erstenmal die Vasallenhuldigung.
    In seiner Eigenschaft als Amtmann und in Übereinstimmung mit den Notabeln von Montsalvy hatte Saturnin entschieden, daß das Kind an seinem Namenstag offiziell als Herr der kleinen Stadt anerkannt werden sollte. Da nun der König den Montsalvys alle Titel und Güter zurückgegeben hatte, schien das Datum des 29. Septembers dem ausgezeichneten Mann für eine solche Feierlichkeit besonders geeignet, um so mehr, als es mit dem Fest der Schäfer zusammenfiel, zu dem sich jedes Jahr zur gleichen Zeit die Hüter der Schafe aus der ganzen Gegend auf der Ebene von Montsalvy versammelten.
    An diesem Tag hatte man auf dem Dorfplatz, vor der Kirchentür, einen von einem Baldachin in den Farben der Familie geschützten Herrenstand errichtet, und nach der von Abt Bernard zelebrierten feierlichen Messe ließen Michel und seine Mutter sich dort nieder, um die Huldigung ihrer Lehnsleute entgegenzunehmen, die für diese Gelegenheit ihre schönsten Kleider angezogen hatten. Saturnin, in feinem braunem Tuch, eine Silberkette um den Hals, hatte auf einem Kissen die Weizenähren der Felder und die Trauben der Weinspaliere dargereicht. Er hatte eine schöne Rede gehalten, vielleicht etwas zu breit, vom Hundertsten ins Tausendste kommend, die aber dennoch jedermann für vortrefflich hielt; dann waren nacheinander alle Bewohner von Montsalvy, alle Bauern der umliegenden Höfe vor der Herrenbank vorbeigezogen und hatten Michel das Händchen geküßt. Das Kind lachte vor Freude, glücklich über den schönen weißen Samtanzug, den Sara ihm zurechtgeschneidert hatte, sich aber sichtlich viel mehr für die Kette aus Gold und Topasen interessierend, die seine Mutter ihm um den Hals gelegt hatte. Die Zeremonie war, um die Wahrheit zu sagen, für einen kleinen Herrn, der noch nicht zwei Jahre alt war, ein wenig lang. Aber die Tänze der Schäfer und die Zweikämpfe, die sie sich darauf mit bloßen Händen lieferten, entfesselten seine Begeisterung. Trotz aller Bemühungen Cathérines, ihn halbwegs still zu halten, kletterte Michel auf seinen Armstuhl und zappelte wie ein kleiner Teufel in einem Weihwasserkessel. Ganz in seiner Nähe lag seine Großmutter, die man auf einer Trage hergebracht und unter ein Zeltdach gestellt hatte, damit sie bei dem Fest anwesend sein konnte, und betrachtete ihn bewundernd …
    Der Tag endete mit einem großen Freudenfeuer, das von Michel persönlich auf der Ebene angezündet worden war. Natürlich hatte ihm Cathérine das Händchen geführt. Während sodann Jungen und Mädchen auf dem noch grünen Gras muntere Reigen tanzten, brachte man den erschöpften neuen Herrn zu Bett, der übrigens, den blonden Kopf an Saras Schulter gekuschelt, schon schlief.
    Die ganze Nacht hörte Cathérine ihre Leibeigenen singen und tanzen, glücklich über ihre Freude, die ihr großes Leid offenbar nicht trüben konnte. Sie hatte sich während des Tages bemüht, ihre tiefe Trauer zu verbergen, um ihnen nicht zu zeigen, wie grausam sie dieses Fest berührte. Der Herrschaftsantritt Michels stieß seinen Vater in die Vergangenheit zurück, diesen Vater, von dem seit anderthalb Monaten niemand mehr etwas wußte …
    Doch am anderen Morgen wurden die guten Leute von Montsalvy, die sich in ihrer Freude und Lebenslust sehr spät schlafen gelegt hatten, vom schauerlichen Geläut der Totenglocke geweckt und erfuhren so, daß ihre alte Burgfrau verschieden war.
    Als Sara am Morgen ihr eine Schale Milch bringen wollte, fand sie sie tot in ihrem Bett. Isabelle lag ausgestreckt da, die Augen geschlossen, die Hände über dem Rosenkranz gefaltet, und ein Sonnenstrahl, der über ihren blassen Händen flimmerte, ließ den Smaragd der Königin Yolande funkeln. Zuerst war Sara einen Augenblick auf der Schwelle der Kammer stehengeblieben, verblüfft über die außergewöhnliche Schönheit der Toten. Die verwüstenden Spuren der Krankheit waren verschwunden, und das Gesicht, wie Milch und Blut, wirkte entspannt und unendlich viel jünger als am Abend zuvor. Ihr weißes Haar umrahmte es mit zwei dicken Zöpfen, und ihre Ähnlichkeit mit ihren Söhnen war wieder

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