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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Zigeunern und wie sie, ohne einen Fehler zu begehen, ihre schwierige und gefährliche Rolle tagelang gespielt hatte.
    »Es kam mir nur darauf an, uns zu rächen, Arnaud und mich«, sagte sie abschließend. »Was könnte ich nicht alles tun, wenn es sich darum handelte, ihn zurückzuholen und meinen einzigen Lebensinhalt wiederzufinden? Ich flehe Euch an, Abu, helft mir … helft mir, in die Alhambra zu gelangen. Ich muß ihn sehen, ich muß Gewißheit haben …«
    Sie streckte ihm flehentlich die Hände entgegen, und Abu al-Khayr wandte den Kopf ab, sich schämend, daß auch er durch die Tränen einer Frau schwach wurde.
    Lange verharrte er in Schweigen.
    »Es ist reiner Wahnsinn!« seufzte er schließlich. »Aber ich weiß schon lange, daß du deinen Kopf durchsetzt! Ich verspreche dir, ernstlich darüber nachzudenken. Aber es braucht Zeit … Ein Abenteuer dieser Art muß in Ruhe und mit Überlegung vorbereitet werden. Überlasse mir diese Sorge. Genieße, während du wartest, ein wenig mein Haus, meinen Garten. Du wirst sehen, daß sie viel Schönes bieten. Ruhe dich aus. Pflege dich, schlafe und warte in Ruhe ab …«
    »Abwarten?« begehrte Cathérine auf. »Abwarten? Was redet Ihr da? Glaubt Ihr, mir stünde der Sinn nach Ruhe, nach Wohlleben, während … die Eifersucht mich verzehrt«, fügte sie offen hinzu, »und das Verlangen, ihn wiederzusehen, an mir nagt?«
    Abu al-Khayr erhob sich, schob die Hände in seine weiten Ärmel und sah Cathérine streng an.
    »Gut, laß dich von der Eifersucht verzehren, laß das Verlangen nach deinem Gatten noch einige Tage an dir nagen! Soeben warst du noch über die Schönheit Zobeidas bestürzt – hast du die Absicht, dem Mann, den du liebst, mit glanzlosem Haar, sommersprossiger Haut, mit von den Zügeln schwieligen Händen und dem mageren Körper einer verhungerten Katze gegenüberzutreten?«
    Verwirrt senkte Cathérine den Kopf unter dieser Standpauke und wurde so rot wie die auf dem Tablett zurückgebliebenen Granatäpfel.
    »Bin ich so häßlich geworden?« stammelte sie.
    »Du weißt genau, daß du's nicht bist«, erwiderte Abu trocken. »Aber bei uns lebt die Frau nur, um dem Mann zu gefallen. Ihr Körper ist lediglich das Gefäß für die kostbaren Parfüms, die er gern einatmet, die Harfe, die er gern zum Klingen bringt, der Rosen- und Orangengarten, in dem er sein Verlangen schweifen läßt. Diese Waffen, die Zobeida besitzt, mußt du dir aneignen, oder vielmehr sie wiederfinden. Nur so wirst du deine Rivalin mit gleichen Waffen bekämpfen können. Erinnere dich an die Dame mit dem schwarzen Diamanten, die über einen Fürsten herrschte! Morgen werde ich dich persönlich in die benachbarte Badeanstalt führen und dich der Obhut Fatimas übergeben, die die Frauenabteilung unter sich hat. Es ist die gräßlichste Alte, die ich kenne, und die Königin der Kupplerinnen, aber sie versteht sich besser als irgend jemand darauf, aus einem vom Pflug ausgemergelten Maultier ein strotzendes Stutenfüllen mit herrlichem Fell zu zaubern. Und sie ist mir sehr verpflichtet: Sie wird Wunder an dir wirken! Und jetzt verlasse ich dich, ich muß noch einige Krankenbesuche machen. Wir sehen uns heute abend wieder.«
    Er ging mit der ihm eigenen Würde hinaus und ließ Cathérine mit der bangen Frage zurück, ob das ›vom Pflug ausgemergelte Maultier‹ etwa auf sie bezogen war? Die Frage stand ihr so deutlich im Gesicht, daß Gauthier und Josse sich in schöner Einmütigkeit vor Lachen bogen. Josse kamen schließlich sogar die Tränen.
    »So etwas Lustiges wie dieser kleine, brave Mann ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen!« sagte er, sich verhaspelnd und auf die Schenkel schlagend. »Oh, oh, oh, oh! … Nein! Das ist zu komisch!«
    Einen Augenblick betrachtete Cathérine die beiden Männer, die sich unter der Gewalt ihres Gelächters auf den Kissen wälzten, und fragte sich, ob sie nicht doch böse werden sollte. Aber das Gelächter war ansteckend, und Cathérine konnte ihm nicht lange widerstehen. Es blieb ihr letzten Endes nichts anderes übrig, als es ihnen nachzutun.
    Als Gédéon sah, daß alle so herzhaft lachten, glaubte er, die Höflichkeit erfordere es, daß auch er in das Konzert einstimme: »Ha, ha, ha, ha!« krächzte er. »Ca…thérine! Unaussssstehliche Cathérrrrine! Rrrruhm … dem Herrrzog!« Ein Kissen, das Gauthier ihm mit sicherer Hand an den Kopf warf, schnitt ihm das Wort ab.

Kapitel 10
    Auf einer mit einem roten Badelaken

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