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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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steigerte.
    »Kannst du nicht hören, was man dir sagt? Du hast dich vor mir niederzuwerfen!«
    »Warum? Ich kenne dich nicht!«
    »Ich bin die Schwester deines Herrn, Frau, und als solche deine Gebieterin! Du hast dich in meiner Gegenwart nicht über den Staub zu erheben, der du bist! Steh auf und wirf dich nieder!«
    »Nein!« sagte Cathérine trocken. »Ich fühle mich wohl hier und habe keine Lust aufzustehen. Aber ich hindere dich nicht, dich zu setzen.«
    Sie sah, wie Wut das schöne dunkle Gesicht der anderen verdüsterte, und zitterte einen Augenblick um ihr Leben. Doch nein … Zobeida beherrschte sich. Nur ein verächtliches Lächeln kräuselte ihre roten Lippen.
    »Dein Glück steigt dir zu Kopf, Frau, und ich will dir für diesmal vergeben. Aber wisse, daß ich in Abwesenheit meines Bruders hier regiere. Außerdem bist du, liegend oder auf den Knien, immer mir Untertan. Nimm dich in acht, und erweise mir in Zukunft den Respekt, den du mir schuldest, denn das nächstemal könnte ich weniger nachsichtig sein. Heute bin ich gut gestimmt.«
    Jetzt war es an Cathérine, ihren aufsteigenden Zorn zu unterdrücken. Gut gestimmt? Wahrhaftig, den Grund dieser Sanftmut konnte sie nur zu gut verstehen. Sie brauchte nur das Negligé Zobeidas zu betrachten, ihr gelöstes Haar, den Schlafrock, den sie sich, aus dem Bett steigend, übergestreift hatte, die blauen Ringe unter den Augen der Prinzessin … wie lange war es her, daß sie sich aus den Armen Arnauds gelöst hatte?
    Jäh wurde die drückende Stille vom schallenden Gelächter der Prinzessin unterbrochen.
    »Wenn du dich sehen könntest! Du siehst aus wie eine Katze, die im Begriff ist zu kratzen! Tatsächlich, wenn du mir nicht unbekannt wärest, würde ich sagen, du haßt mich. Woher kommst du, Frau mit den gelben Haaren?«
    »Ich wurde von berberischen Seeräubern erbeutet und als Sklavin in Almeria verkauft«, leierte Cathérine herunter.
    »Das sagt noch nichts über dein Herkunftsland. Kommst du aus dem Frankenland?«
    »Jawohl! Ich bin in Paris geboren.«
    »Paris! … Die Reisenden, die mein Bruder gern empfängt, berichten, daß es seit neuestem eine durch ihre Wissenschaften und ihren Reichtum unvergleichliche Stadt sei, daß aber der Krieg und Elend sie täglich zerrütteten und verkommen ließen. Ist das der Grund, weshalb ihre Bewohner sich in die Sklaverei begeben?«
    »Ich fürchte«, entgegnete Cathérine trocken, »daß du nicht viel von den Angelegenheiten meines Landes verstehst. Ich könnte sie dir übrigens kaum erklären.«
    »Spielt keine Rolle! Es interessiert mich nicht! Im Grunde seid ihr, mit einigen Ausnahmen, nur gut dazu, Sklavinnen abzugeben, und ich werde niemals den Geschmack der Männer für eure weiße Haut, eure gelben Haare verstehen. Ihr seid alle reizlos!«
    Mit lässiger Grazie richtete sich Zobeida auf und wandte sich, Cathérine den Rücken kehrend, zur Tür. Ehe sie über die Schwelle trat, drehte sie sich noch einmal um.
    »Ah! Beinahe hätte ich es vergessen! Hör zu, was ich dir jetzt sage, Frau, und vergiß es ja nicht, wenn du leben willst! Die Laune meines Bruders, die nicht andauert, dessen kannst du sicher sein, hat dich auf den Platz einer Sultanin erhoben und in meiner Nachbarschaft untergebracht. Wenn dir jedoch daran liegt, die Sinne des Kalifen noch einige Nächte zu fesseln, dann nähere dich ja nicht meinen Gemächern. Nur die Frauen in meinen Diensten oder die, welche ich einlade, haben dieses Recht, aber ich dulde nicht, daß eine Fremde, eine Barbarin, sich bei mir einschleicht. Wenn man dich um meine Gemächer herumstreichen sieht, stirbst du!«
    Cathérine antwortete nicht. Sie begriff, daß diese Strenge sich besonders gegen die Frau richtete, die aus dem Land Arnauds stammte. Einen Augenblick war sie versucht, was sie dachte, ihrer Rivalin ins Gesicht zu schleudern, hielt sich aber zurück. Was würde es nützen, den gefährlichen Zorn dieser Frau zu erregen? Durch einen Wortstreit mit Zobeida würde sie Arnaud nicht zurückgewinnen. Trotzdem konnte sie sich nicht enthalten zu murmeln:
    »Verbirgst du einen Schatz in deinen Gemächern?«
    »Du bist zu geschwätzig und zu neugierig, Frau mit dem gelben Haar! Und ich habe jetzt keine Geduld mehr mit dir. Danke Allah, daß ich meinen Bruder nicht betrüben will, indem ich ihm ein Spielzeug zerschlage, dessen er noch nicht überdrüssig ist! Aber zähme deine Zunge und verhülle deine Augen, wenn du beides behalten willst! Blind und stumm wärest du

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