Cathérine und die Zeit der Liebe
Luxus gefaßt gemacht hatte, den die Liebe des Kalifen dieser ausgelösten Sklavin bot, verstand nicht, warum sich Cathérine, nachdem sie kaum das Zimmer betreten hatte, in dem ein ganzes Heer von Dienerinnen sie erwartete, auf die Seidenmatratzen sinken ließ, um bittere Tränen zu vergießen. Indessen besaß die Gebieterin des Harems genügend Klugheit, um keine Fragen zu stellen. Sie begnügte sich damit, mit einer herrischen Geste die Dienerinnen hinauszuschicken, und setzte sich dann geduldig auf das Fußende des Bettes, um das Verebben des Sturms abzuwarten.
Philosophisch schrieb sie ihn den ziemlich erheblichen Aufregungen dieses bewegten Tages zu. Aber Cathérine weinte lange, so lange, daß erst die Müdigkeit ihren Kummer besiegte. Als das Schluchzen erstarb, sank sie ohne Übergang in den Schlaf eines erschöpften Tieres. Schon einen Augenblick zuvor war Morayma ihr ins Reich der Träume vorangegangen und schlief, in sich zusammengekauert. Die Sommernacht, durch das Geläut der Glocke der Bewässerungskanäle untermalt, senkte sich über Granada.
Das Zimmer Catherines wimmelte von Menschen, als sie die vom Weinen noch verschwollenen Augen aufschlug. Sie schloß sie sofort wieder, überzeugt, daß dies nur die Fortsetzung ihrer fiebrigen Träume sei. Aber die feuchten, frischen Umschläge, die sie gleich darauf auf ihren Augen spürte, berichtigten schnell den Irrtum. Sie war wirklich wach. Eine dröhnende Stimme mischte sich ein.
»Wach auf, Licht des Morgens, meine kostbare Perle! Wache auf, und schau dir die Herrlichkeit an!«
Cathérine schlug mißtrauisch die Augen wieder auf. Die besagte Herrlichkeit bestand aus einem Bataillon überall im Zimmer kniender Sklavinnen, deren Arme mit vielen Dingen beladen waren. Man bot ihr Seidenstoffe, Musseline aller Farben, goldgefaßten Schmuck aus Steinen von barbarischer Größe, dickbauchige Flaschen mit Parfümen und seltenen Ölen, Vögel mit langem, schönem Gefieder, die wie farbenfunkelnde Juwelen aussahen. Was aber sofort den Blick der neuen Favoritin fesselte, war die überwältigende Gestalt Fatimas, die wie ein Schneider auf einem dicken, auf dem Boden liegenden Kissen saß, die Hände über dem mit brandroter Seide bekleideten Bauch gefaltet, ein breites Lächeln auf ihrem schwarzen Mondgesicht. Sie beobachtete ihr Erwachen mit vergnügter Miene. Über Cathérine gebeugt, befeuchtete eine junge milchkaffeefarbene Sklavin ihr die Augen.
Als die Äthiopierin bemerkte, daß die junge Frau sie ansah, stand sie auf und verneigte sich mit erstaunlicher Behendigkeit, indem sie mit den absurden, in ihrer Frisur steckenden Pfauenfedern über den Boden fegte.
»Was machst du hier?« fragte Cathérine widerwillig.
»Ich bin gekommen, den aufgehenden Stern zu begrüßen, o Herrlichkeit! Auf den Märkten redet man nur von der Vielgeliebten des Kalifen, der seltenen Perle, die entdeckt zu haben ich das Vorrecht hatte …«
»Und du kommst schon am frühen Morgen, um dir deinen Lohn zu holen, nehme ich an?«
Der verächtliche Ton Catherines konnte das Lächeln Fatimas nicht auslöschen. Ganz offensichtlich barst die Negerin vor Freude und ließ sich von nichts anderem beeindrucken.
»Aber nein! Ich bin gekommen, um dir ein Geschenk zu bringen.«
»Ein Geschenk? Von dir?«
»Nicht ganz. Von Abu, dem Arzt! Weißt du, Licht des Morgens, wir haben diese gute Seele schwer verkannt!«
Der Name ihres Freundes vertrieb wie durch einen Zauber Catherines Gleichgültigkeit. In dem Abgrund von Zorn, Schmerz und Ekel, in dem sie sich befand, war der Name Abus etwas Stärkendes, etwas Belebendes für sie. Sie stützte sich auf einen Ellbogen auf und schob die Sklavin beiseite, die etwas weiter entfernt niederkniete. »Was willst du damit sagen?«
Die schwarze Hand Fatimas deutete auf einen großen vergoldeten Korb mit den schönsten Früchten, die Cathérine je gesehen hatte und von denen die meisten ihr unbekannt waren.
»Er ist beim ersten Strahl der Morgensonne gekommen, um mir dies zu bringen und mich zu bitten, in die Alhambra zu gehen und es dir zum Geschenk zu machen.«
»Dich? Er brauchte sich dir gegenüber doch nicht erkenntlich zu zeigen! Du hast ihn doch betrogen, nicht wahr?«
»Das ist es ja, weshalb ich sage, Abu al-Khayr habe eine großmütige Seele. Nicht nur, daß er nichts mehr von mir haben will, ist er mir auch noch sehr dankbar für das, was ich getan habe. Du hast dafür gesorgt, daß ich, ohne es zu wollen, zum Glück meines Kalifen
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