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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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zu nichts mehr nütze! Merke dir: Komme meinen Gemächern nicht zu nahe! Im übrigen … wirst du nicht lange meine Nachbarin bleiben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du mich enttäuscht hast! Man erzählte sich Wunder im Palais über dich, und ich wollte eine so außergewöhnliche Schönheit sehen, aber …«
    Während sie sprach, war Zobeida zu Cathérine zurückgekehrt. Ihre lässige, katzenhafte Haltung erinnerte an ein schwarzes Pantherweibchen. Sie beugte sich jetzt hinunter, und der Herzschlag der jungen Frau setzte aus, als die Prinzessin aus dem Obstkorb einen großen, rosig-flaumigen Pfirsich nahm und mit ihren kleinen, scharfen Zähnen gierig hineinbiß. Da Cathérine nicht wußte, was der Korb genau enthielt, zitterte sie, die andere könne es vor ihr entdecken. War es zwischen den Früchten? … Oder in einer Frucht? Bei Abu al-Khayr konnte man nie wissen. Mit großen Augen sah sie zu, wie Zobeida die Frucht aß, deren Saft ihr an den Fingern herunterrann. Als sie fertig war, warf die Prinzessin den Stein auf Cathérine, als wäre sie ein Abfalleimer, und geruhte, ihren Satz zu beenden.
    »Aber du bist gar nicht so schön, wie ich glaubte! Nein, tatsächlich kenne ich Schönere als dich!«
    Wieder beugte sie sich nieder, wählte diesmal eine schwarze, violett schillernde Feige und ging endlich lässigen Schrittes hinaus. Es war aber auch Zeit! Außer sich vor Zorn, hatte Cathérine bereits eine große, süße Melone ergriffen und wollte sie als Wurfgeschoß benutzen. Aber der meerfarbene Brokat Zobeidas war schon durch die Tür verschwunden, und die Frucht fiel Cathérine aus den Händen, während Morayma endlich stöhnend aufstand. Während des ganzen Gesprächs war sie auf der Erde liegengeblieben. Zobeida hatte vergessen, ihr zu befehlen aufzustehen. Von der Kühnheit Catherines entsetzt, hatte sie vorgezogen, in Vergessenheit zu geraten, und es war ihr ganz gut gelungen, mit dem dicken Seidenteppich zu verschmelzen. Aber ihre Gelenke schmerzten vom langen Liegen. »Allah!« brummte sie. »Meine Knochen knacken wie Holz im Feuer! Was ist eigentlich in dich gefahren, Licht des Morgens, der furchtbaren Zobeida die Stirn zu bieten? Wirklich, ich wundere mich, daß du noch lebst. Die Prinzessin muß eine schöne Nacht verbracht haben, daß sie sich so großmütig zeigt!«
    Diese vielsagenden Worte waren mehr, als Cathérine ertragen konnte.
    »Hinaus!« zischte sie zwischen zusammengepreßten Zähnen. »Geh! Geh mir aus den Augen, wenn du nicht willst, daß ich mich beim Kalifen bei seiner Rückkehr über dich beschwere!«
    »Was ist denn los?« fragte die alte Jüdin erstaunt. »Ich habe doch nichts Beleidigendes gesagt.«
    »Ich will meine Ruhe haben, verstehst du? Ruhe! Verschwinde und laß dich nicht blicken, bis ich dich rufe. Ich habe dir bereits gesagt, daß ich schlafen will. Schlafen, ist das klar?«
    »Gut, gut, ich gehe schon …«
    Beeindruckt durch den wütenden Ton der neuen Favoritin, hielt Morayma es für das klügste, sich davonzumachen. Allein geblieben mit ihrem Zorn, verschwendete Cathérine indessen keine Zeit, ihm freien Lauf zu lassen. Sie zog den Fruchtkorb zu sich heran und machte sich daran, ihn zu leeren, indem sie die Früchte auf ihr Bett häufte. Es war eine ganz schöne Menge, und sie mußte bis zum Boden hinunterfassen, um zu finden, was sie suchte, ohne zu wissen, was es sein könnte. Abu al-Khayr war ein vorsichtiger Mann.
    Neben der vergoldeten Korbwand fand Cathérine drei Dinge, deren eines ihr einen Freudenschrei entlockte: ihren teuren Dolch, den treuen Gefährten ihrer schwierigsten Tage. Die anderen Gegenstände waren ein Arzneifläschchen in einem Silberetui und ein Brief, den sie durchflog.
    »Wenn der Reisende in einen tiefen Wald eindringt, wo wilde Tiere drohend knurren, braucht er eine Waffe, um sein Leben zu verteidigen. Du hast eine große Dummheit begangen, indem du dich ohne meinen Rat entferntest, denn ich hatte dir ein weniger glanzvolles … aber auch weniger exponiertes Schicksal gewünscht. Doch wer sich gegen den Willen Allahs aufbäumen will, ist ein Wahnsinniger, und du bist nur deinem Schicksal gefolgt. Deine Diener wachen aus der Ferne über dich. Josse hat in die Wache des Wesirs eintreten können. Er ist jetzt in der Alkazaba einquartiert, neben dem Palast. Doch Gauthier hat große Mühe, den stummen Diener zu spielen, der er an meiner Seite zu sein hat. Er folgt mir überallhin, und ich gedenke dem Herrn der Gläubigen zahlreiche Besuche

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