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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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abzustatten, wenn er zurück sein wird. Bis dahin überstürze nichts. Auch die Geduld ist eine Waffe.
    Das Fläschchen enthält ein schnell wirkendes Gift. Der Weise ist stets auf einen Fehlschlag vorbereitet … und die mongolischen Henkersknechte der Prinzessin verstehen es zu gut, Symphonien des Leidens auf den armen menschlichen Harfen zu spielen …«
    Darunter stand natürlich keine Unterschrift. Schnell verbrannte Cathérine den Brief auf den Kohlen der großen bronzenen Räucherpfanne in der Mitte des Zimmers. Zwar war der Brief in französischer Sprache geschrieben, aber dieser Palast barg zu viele Überraschungen, als daß man ihn nicht vernichten mußte … Cathérine sah zu, wie das Baumwollpapier sich bog, schwarz wurde und sich dann in feine Asche verwandelte. Jetzt fühlte sie sich unendlich besser, der Geist war freier und leichter. Nachdem sie nun bewaffnet war, schienen ihr die Chancen besser verteilt, da sie die Macht hatte, die arrogante Zobeida niederzustoßen und so endgültig den Armen Arnauds zu entreißen, selbst wenn sie ihm darauf in den Tod folgen müßte. Den kalten Stahl der Waffe an ihr Herz drückend, legte Cathérine sich wieder in ihre Kissen zurück. Sie mußte überlegen, wie sie weiter vorgehen sollte.

Kapitel 12
    Auf einem riesigen gestickten Lederkissen sitzend, schlürfte Marie, die junge französische Odaliske, mit katzenhafter Anmut einen Rosensorbett. Schweigend betrachtete sie Cathérine, die, auf dem Bauch liegend, das Kinn in die Hand gestützt, düster ihrem Schicksal nachsann. Zu dieser Stunde der Siesta hatten sich Schweigen und Ruhe über das ganze Palais gesenkt. Nur die Sklavinnen, deren Aufgabe es war, riesige Federfächer über den schönen Schlafenden hin und her zu bewegen, rührten sich ein wenig. In der heißen Luft draußen schienen selbst die Pflanzen versteinert.
    Zobeidas Besuch vor drei Tagen hatte alle Pläne Catherines zunichte gemacht. Nicht zufrieden damit, daß sie ihr jede Annäherung an ihre Gemächer verbot, hatte die Prinzessin noch besondere Vorkehrungen bezüglich ihrer Nachbarin getroffen. Als nämlich die junge Frau ihr Gemach hatte verlassen wollen, um sich mit ihren Dienerinnen in den Garten zu begeben, hatten sich plötzlich zwei Lanzen vor ihr gekreuzt, und eine gutturale Stimme hatte ihr den Befehl erteilt, in ihr Zimmer zurückzukehren. Und als sie gegen dieses erzwungene Klosterleben aufbegehrte, hatte der mit ihrer Überwachung besonders betraute Eunuch ihr bedeutet, daß die kostbare Favoritin während des Kalifen Abwesenheit Tag und Nacht bewacht werden müsse, aus Furcht, es könne ihr etwas zustoßen.
    »Zustoßen? In diesem Garten?«
    »Die Sonne brennt heiß, das Wasser ist gefährlich, die Insekten stechen, und die Viper bringt den Tod!« hatte der Schwarze gleichmütig erwidert. »Die Befehle sind klar. Du mußt in deinen Gemächern bleiben.«
    »Bis wann?«
    »Bis der Herr zurückkehrt.«
    Cathérine hatte nicht weiter darauf bestanden. Zudem hatte die seltsame Fürsorge Zobeidas etwas Beunruhigendes, denn sie machte sich keine Illusionen über die Gefühle, die die Prinzessin ihr gegenüber hatte: Ohne sie zu kennen, haßte Zobeida sie, zweifellos instinktiv, so unbändig, wie nur sie es konnte. Warum also diese aufmerksame Bewachung, diese strengen Anweisungen? Zobeida konnte die Bande nicht ahnen, die sie an Arnaud fesselten. Sie war für die stolze Prinzessin nur eine Sklavin mehr, eine Frau wie die anderen, selbst wenn die Laune des Fürsten sie einen Augenblick über ihresgleichen erhob. Fürchtete sie etwa, daß ihr Gefangener, wenn er von der Neuen nur erführe, sich zu sehr für sie interessierte? Genügte die Tatsache allein, daß Cathérine demselben Volk wie Arnaud angehörte, um ihr Vorgehen zu begründen? Die einfache Furcht vor den Henkern müßte normalerweise doch ausreichen, die Favoritin den Gemächern der Prinzessin fernzuhalten …
    Seit drei Tagen hatte Cathérine gegrübelt, um auf alle diese Fragen eine Antwort zu finden, aber vergebens. Als sie Morayma ausfragte, war sie merkwürdig zurückhaltend geworden. Sie duckte sich, schien sich so klein wie möglich machen zu wollen, und wenn sie die Augen zu Cathérine hob, dann mit einem aus Hoffnung und unüberwindlicher Furcht gemischten Blick. Ihre Besuche waren bemerkenswert kurz. Sie kam, um sich nach den Wünschen der jungen Frau zu erkundigen, und verschwand wieder mit sichtlicher Eile. Cathérine begriff nicht mehr, was um sie herum vor sich

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