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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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mein Gebieter? Ohne Zweifel hattest du deine Gründe dafür. Das freut mich übrigens sehr«, fügte sie mit berechnender Niedertracht hinzu, »denn mein Bruder wird dir dafür verbunden sein. Seine Rückkehr ist angekündigt. Morgen, vielleicht noch in dieser Nacht, wird der Führer der Gläubigen wieder in der Alhambra sein! Niemand zweifelt, daß sein erster Gedanke seiner Vielgeliebten gilt …«
    Während Zobeida sprach, sah Cathérine verzweifelt, wie vor ihren Augen alles, was sie sich wieder erobert hatte, verfiel. Arnauds Hand hielt nicht mehr die ihre, und sein Blick drückte erneut Zorn aus.
    Die Wirklichkeit mit ihren Menschen, die unmöglich auszutilgen waren, dem Kalifen und seiner Schwester, forderte ihr Recht. Trotzdem wollte Cathérine noch kämpfen.
    »Arnaud …«, bat sie, »ich habe dir noch soviel zu sagen.«
    »Zu spät! Morayma, führe sie in ihr Gemach, und sorge dafür, daß sie bereit ist, wenn mein edler Bruder zurückkommt!«
    »Wo führst du sie hin?« fragte Arnaud schroff. »Ich will es wissen!«
    »Ganz nahe von hier. Ihr Gemach geht auf den Garten hinaus. Du siehst, wie gut ich zu dir bin! Ich bringe deine Schwester bei mir unter, damit du sie sehen kannst. Im Inneren des Harems, zu dem du keinen Zutritt hast, wäre dies unmöglich … Laß sie jetzt gehen. Es ist spät, die Nacht schreitet vor, man kann nicht bis zum Sonnenaufgang plaudern …«
    O diese katzenhafte, einschläfernde und verführerische Stimme! Wer, wenn er sie hörte, hätte angenommen, daß sie voll Niedertracht und Haß war? Doch Arnaud kannte Zobeida allmählich.
    »Du bist auf einmal so versöhnlich! Das sieht dir gar nicht ähnlich.«
    Die Prinzessin zuckte mit den Schultern und erwiderte einschmeichelnd: »Sie ist deine Schwester, und du bist mein Gebieter, das sagt alles.«
    Bei einem normalen Mann kommt es selten vor, daß eine Schmeichelei nicht wirkt, und Cathérine, unruhig geworden, bedauerte in diesem Augenblick, daß Arnaud so normal war und eine solche Portion Naivität besaß. Er schien zufrieden, daß Zobeida sich mit soviel Bescheidenheit ausdrückte.
    Aber Cathérine ließ sich nicht zum Narren halten. Wenn die Maurin sich lammfromm stellte, mußte man seine Wachsamkeit verdoppeln, und ihre plötzliche Sanftmut bedeutete ihr nichts. Das Lächeln, die bezaubernde Stimme widerlegten die berechnende Härte ihres Blickes nicht. Die zahlreichen Prüfungen, die Cathérine hatte durchmachen müssen, hatten sie zumindest gelehrt, in einem Blick zu lesen, die Reaktion des Gegners zu belauern. Arnaud hatte sich trotz seines grausamen Aufenthalts in der Leprastation, trotz der entsetzlichen Erfahrung physischen und moralischen Zerfalls nie gegen eine feindliche Menge, die stärker war als er, zu verteidigen gehabt, wie seine Frau es getan hatte. Rechtschaffen und ritterlich, wiederstrebte es ihm, einem zärtlichen Lächeln, einem Kosewort, besonders, wenn es von einer Frau kam, zu mißtrauen …
    Cathérine ließ sich indessen mit einer gewissen Folgsamkeit von Morayma fortführen. Für diese Nacht war alles gesagt! Trotzdem drehte sie sich noch einmal um, bevor sie sich endgültig entfernte, und war erleichtert, als sie feststellte, daß er ihr nachgeblickt hatte.
    »Ein Mann muß sein Schicksal wählen können, Arnaud … und wenn es seiner würdig ist, darf er niemandem, verstehst du, niemandem gestatten, sich zwischen ihn und sein Gewissen zu stellen …«
    Das Gemach ging tatsächlich direkt auf den Garten hinaus. Von der schmalen, aber bequemen Liegestatt, auf die Morayma sie gebettet hatte, konnte Cathérine zwischen zwei schlanken Säulen das Wasserbecken unter dem Mond glänzen sehen. Als Morayma sie hineinführte, hatte sie sie auf den ausgesuchten Luxus des Zimmers aufmerksam gemacht, das ganz mit malven- und mandelgrünem Kristall verkleidet und mit goldmattiertem Zedernholz eingefaßt war.
    »Es ist vielleicht weniger prunkvoll als dein anderes Gemach«, sagte sie zu ihr, »aber raffinierter! Zobeida liebt große Gemächer nicht. Hier wird es dir an nichts fehlen, und du wirst fast den Eindruck haben, im Garten zu wohnen.«
    Offensichtlich gab die Jüdin sich große Mühe, Cathérine ihre neue Unterkunft schmackhaft zu machen. Hatte sie das Bedürfnis, sie zu beruhigen, indem sie sich selbst beruhigte? Vielleicht … Von beiden hatte sie es zweifellos am nötigsten, denn unter ihren safrangelben, blau eingefaßten Schleiern zitterte Morayma wie Espenlaub … Cathérine wollte sie

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