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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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freimütig zu. »Ich bin glücklich! In Eurer Nähe kann kein Mann ernstlich an sein Seelenheil denken. Ihr seid eine gefährliche Frau. Es ist gut, daß Ihr uns verlaßt.«
    Cathérine konnte ein bitteres Lachen nicht zurückhalten.
    »Vielen Dank für das Kompliment. Setzt Euren frommen Weg also ruhig fort, Messire Bohat, aber wißt, daß die für einen Augenblick abgewendeten Gefahren wiederkommen können, wenn man nicht in sich selbst die Kraft findet, sie zu beseitigen, irgend etwas sagt mir, daß wir uns wiedersehen werden. Und sei es in Compostela!«
    Diesmal antwortete Gerbert nicht. Aber er bekreuzigte sich so überstürzt und mit so echtem Schreck, daß Cathérine ihm trotz ihres Zorns ins Gesicht lachen mußte. Ermengarde, inzwischen ungeduldig geworden, hatte Catherines Zügel ergriffen und zog sie unwiderstehlich auf den Weg.
    »Das genügt, meine Liebe. Kommt jetzt!«
    Cathérine folgte gehorsam ihrer Freundin und setzte sich, ihr Pferd anspornend, in Trab, um über die kleine Ebene zu sprengen, die sich vor ihr dehnte, bevor sie von neuem ins Tal des Lot abfiel. Der Regen hatte wieder eingesetzt, aber sachte, langsam, wie schweren Herzens, zu unauffällig, um wirklich beschwerlich zu sein. Cathérine betrachtete mit einer Art von Begeisterung den freien, offenen Raum vor sich. Die Lust überkam sie, ihrem Pferd die Sporen zu geben, es in Galopp zu setzen, um den vertrauten Rausch des Wettlaufs mit dem Wind wieder zu erleben, aber das Gewicht und das noch kranke Bein Ermengardes gestatteten diese Gangart nicht. Sie mußte sich noch ziemlich lange damit begnügen, in gemäßigtem Trott dahinzureiten.
    Hinter den Reitern erscholl ein Lied, dessen Echo ihnen vom Südwind zugetragen wurde:
    »Maria, Stern des Meeres,
klarer als die Sonne,
auf diesem finsteren Weg
führe uns: Ave Maria …«
    Cathérine preßte die Zähne zusammen, drückte instinktiv ihrem Pferd die Knie in die Flanken. Sie hatte den absurden Eindruck, daß dieses Lied sie auf seine Weise noch mehr außerhalb des frommen Haufens stellte. War es, um sich vor der Behexung zu schützen, deren sie sie für fähig hielten, daß die Pilger so leidenschaftlich Unsere Liebe Frau anriefen?
    Allmählich, je mehr sie sich entfernten, wurde auch der Gesang schwächer und verstummte schließlich ganz. Ermengarde hatte ihr Pferd angetrieben, um wieder neben Cathérine an der Spitze zu reiten. Die beiden Frauen ritten einen Augenblick schweigend dahin. Doch plötzlich bemerkte Cathérine, die ihre Demütigung wortlos verdaute, daß ein breites Lächeln die imposanten Gesichtszüge ihrer Gefährtin überzog. Sie fühlte, daß Ermengarde die Freude des Triumphs in vollen Zügen genoß, und rief wütend: »Ihr seid zufrieden, scheint mir? Jetzt habt Ihr mich da, wo Ihr mich haben wolltet! … Es fehlt nicht viel, und ich würde glauben, daß Ihr die Steine in meinen Almosenbeutel gesteckt habt.«
    Die Edle ärgerte sich nicht über den scharfen Ton der jungen Frau. Sie begnügte sich damit zu erklären:
    »Glaubt mir, ich bedaure, in dieser Hinsicht nicht genügend Phantasie und Geschicklichkeit zu haben, sonst hätte ich dieses Mittel sehr wohl anwenden können. Hört, Cathérine, regt Euch doch nicht so auf. Ihr werdet schneller nach Spanien kommen, ohne daß Gott Euch Vorwürfe machen kann, da Ihr nun einmal da seid. Und was die Gefahren betrifft, die uns erwarten, so glaube ich, daß wir durchaus imstande sind, mit ihnen fertig zu werden. Und da … seht, wie der Himmel sich vor uns aufgeklärt hat. Die Wolken scheinen von unserer Reiseroute fortzuziehen. Kommt Euch das nicht wie ein gutes Vorzeichen vor?«
    Trotz ihrer schlechten Laune konnte Cathérine ein amüsiertes Lächeln nicht unterdrücken.
    »Ich erinnere mich«, sagte sie, »daß Ihr es immer verstanden habt, meine liebe Ermengarde, den Himmel zu Eurem Bundesgenossen zu machen … oder es zumindest so einzurichten, daß alle Welt es glaubt. Trotzdem möchte ich gern wissen, wie diese verdammten Rubine in meinen Beutel gekommen sind und wer sie gestohlen haben kann!«
    Die Antwort auf diese Frage sollte noch an diesem Abend erfolgen, nachdem Cathérine und ihre Gefährten erschöpft und außer Atem vom schnellen Ritt die Etappe Figeac erreicht hatten, wo sie in der größten Herberge der Stadt, gegenüber dem Amtsgericht und dem alten ›Ostal de la Moneda‹, der königlichen Münze, Wohnung nahmen. Mehr von dem Abenteuer am Morgen ermüdet als vom Ritt, der tatsächlich nur einen ziemlich

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