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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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aufstehen, aber sein Begleiter hielt ihn zurück.
    »Es un gato !« {*} sagte er. Und ohne sich weiter zu beunruhigen, nahmen sie ihr Gebet wieder auf. Aber die Lage der kleinen Gruppe hatte sich durchaus nicht gebessert. Unter ihrer Hand spürte Cathérine, wie der Mund Gauthiers Leben gewann. Er versuchte, das Hindernis abzuschütteln. Und der zarte Knebel, den ihre Hand bildete, würde das Geräusch nicht ersticken, wenn er wieder stöhnen sollte.
    »Wie kann man ihn zum Schweigen bringen?« flüsterte Cathérine bestürzt und preßte ihre Hand so stark, wie sie konnte, auf Gauthiers Mund. Ein schwaches Stöhnen entrang sich ihm wie Wasser unter einem Fels. Von neuem sahen sie sich verloren. Die Mönche würden wieder innehalten. Diesmal würden sie nachsehen …
    »Wenn man sie totschlagen muß, dann schlagen wir sie tot«, flüsterte Josse unerschütterlich. »Aber hier müssen wir raus.« Plötzlich erklang in der Tiefe der Kirche das Geläute einer Glocke, dem unmittelbar der ernste, allmählich anschwellende unheimliche Gesang von etwa fünfzig Männerstimmen folgte. Cathérine fühlte, wie Hans vor Freude bebte. »Die Mönche«, sagte er. »Sie kommen uns mit ihrem Gesang zu Hilfe! Jetzt ist der Augenblick!«
    Zusammen ergriffen die drei Männer Gauthier von neuem, hoben ihn auf, als wöge er überhaupt nichts, und schleppten ihn schnell an der Mauer entlang. Es war höchste Zeit. Gauthiers Stöhnen ließ nicht mehr nach. Aber die kräftigen Stimmen der heiligen Männer trugen den Gregorianischen Kirchengesang in die riesigen Gewölbe der Kirche und erfüllten sie mit einer strengen Harmonie, in der sich die Stimme des Verletzten verlor. Die Portale wurden fast im Laufschritt durchmessen. Es war wichtig, von der sich aus dem Kreuzgang nähernden Prozession nicht gesehen zu werden. Außer Atem, mit klopfenden Herzen fanden die vier Gefährten sich wieder unter dem Portalvorbau ein. Der Mond schien immer heller, aber entlang der Kathedralmauer zeichnete sich ein breiter, sehr schwarzer Schattenstreifen ab.
    »Noch eine letzte Anstrengung«, keuchte Hans freudig, »und wir sind da. Vorwärts …«
    Einige Augenblicke später schloß sich die niedrige Tür der Werkstatt geräuschlos hinter ihnen. Cathérine ließ sich erschöpft und überglücklich auf den Brunnenrand fallen. Unfähig, ihre überanstrengten Nerven noch länger im Zaum zu halten, brach sie danach in krampfhaftes Schluchzen aus.

Kapitel 6
    Gelassen ließen Hans, Josse und Hatto Cathérine sich ausweinen. Sie trugen Gauthier unter den Schuppen, wo der Steinmetz seine Blöcke aus Sandstein und Travertin lagerte, legten ihn auf ein Bett aus Stroh, das Hatto schnell zusammengelesen hatte, und machten sich daran, ihn zu untersuchen. Cathérine, die sich plötzlich ihres Alleinseins bewußt wurde, hörte auf zu weinen, trocknete sich die Augen und gesellte sich zu ihren Gefährten. Die Tränen hatten ihr gutgetan. Sie fühlte sich außerordentlich entspannt und von ihrer körperlichen Ermüdung befreit. Es war wunderbar, Gauthier der Grausamkeit Don Martins entrissen zu wissen! Selbst wenn die Hälfte der Arbeit noch zu leisten war, selbst wenn er im Sterben lag …
    Aber die Freude hielt nicht an, als sie den ersten Blick auf den großen, lang ausgestreckten Körper warf. Er war mager, furchtbar schmutzig, und wenn sich seine Augen manchmal öffneten, blieb ihr grauer Blick verschwommen, matt. Als sie sich auf die junge Frau richteten, wurden sie von keinem Schimmer der Überraschung oder des Erkennens erhellt.
    Cathérine konnte sich noch so sehr über ihn beugen, ihn leise beim Namen rufen, der Normanne sah sie zwar an, blieb aber teilnahmslos.
    »Ist er wahnsinnig geworden?« fragte die junge Frau besorgt, »Offenbar erinnert er sich an nichts. Er muß sehr krank sein! Warum hat man ihn dann hierhergetragen statt in die Küche?«
    »Weil es bald Tag wird«, antwortete Hans. »Wenn Urraca aufsteht, darf sie ihn nicht vorfinden.«
    »Was macht das schon aus? Sie ist ja taub!«
    »Taub, ja, aber weder blind noch stumm und vielleicht auch nicht so dumm, wie sie scheint. Wir werden diesen Mann behandeln, ihn so gut wie möglich waschen, ihn angemessen kleiden, ihn stärken, soweit es uns irgendwie möglich ist! Dann wird es Tag sein. Dann müssen wir ihn unverzüglich aus der Stadt hinausschaffen.«
    »Aber wie kann man ihn in diesem Zustand mitnehmen? Was macht man mit ihm unterwegs?«
    »Die Mittel, ihn mitzunehmen, werde ich Euch geben«,

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