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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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zu haben!«
    Tatsächlich tauchte ein neuer Trupp maurischer Sklaven mit gelben Turbanen auf, mit Holzkloben und Reisigbündeln beladen, die für den Scheiterhaufen des zuvor Abgehäuteten bestimmt waren.
    Ohne zu antworten, packte Hans Cathérine und Josse am Arm und kehrte mit ihnen eiligst ins Haus zurück. Sie stürzten zum Wagen, an den Hatto gerade die Pferde geschirrt hatte. Hurtig kletterten die drei Gefährten auf das Fuhrwerk; Cathérine neben Hans, der die Zügel ergriff, und Josse hinten mit herunterhängenden Beinen, die Kappe über den Augen, in der Haltung eines gewissenhaften Arbeiters, der sich zu seiner Baustelle begibt, ohne sich um andere Dinge zu bekümmern. Die Peitsche knallte in den Händen Hans', und das Gespann durchfuhr die Bohlenschranke, die Hatto offenhielt. Man fuhr auf die Porta Santa Maria zu. Aber schon wurde es schwierig durchzukommen. Die Vorbereitungen für die Hinrichtung hatten die Bürger aus ihren Häusern gelockt. Sie drängten sich in dichten Scharen zusammen, stießen und schubsten sich, um in die vorderen Reihen zu kommen. Die Fenster öffneten sich fröhlich klappernd und rahmten Frauen mit blitzenden Augen ein. Man stieg auf die Dächer, die der Regen des vergangenen Abends und die Morgenkälte glatt und schlüpfrig gemacht hatten. Das Volk von Burgos bereitete sich fieberhaft auf ein besonderes Schauspiel vor!
    Catherines Blick glitt angstvoll über das Gerüst, wo die Henker in diesem Augenblick einen mit Ketten versehenen Pfahl in Form eines Kreuzes auf dem schon fast aufgeschichteten Scheiterhaufen errichteten, und dann zum Turm hinauf, zum Käfig, der langsam heruntergelassen wurde. Er hatte bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Und das Fuhrwerk hatte immer größere Schwierigkeiten, vorwärts zu kommen.
    »Paso!«, {†} brüllte Hans, aufrecht stehend und mit der Peitsche knallend. »Paso! …«
    Aber die Menge, die immer dichter wurde, war von den Vorbereitungen der Hinrichtung zu sehr gefesselt, um ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Seine Rufe trugen ihm höchstens einen verächtlichen Blick ein. Dieses Volk zog es vor, von den Hufen der Pferde niedergetreten zu werden, bevor es auch nur einen Daumenbreit von der Stelle wich. Der Deutsche wurde zornig.
    »Cuidado !«, {‡} befahl er, während die Peitsche einige rebellische Schultern streifte. Gleichzeitig zerrte er mit aller Kraft an den Zügeln und ließ die Pferde sich aufbäumen, deren ausschlagende Hufe mehrere Köpfe bedrohten. Diesmal wich die Menge, Schreckensschreie ausstoßend, zur Seite. Hans trieb seine Pferde dem Tor zu.
    Und im selben Augenblick berührte der Käfig den Boden, und Don Martin brauchte nicht zweimal hinzusehen, um festzustellen, daß der Gefangene ihm entwischt war. Cathérine, die ihn beobachtete, sah ihn erbleichen. Er sprang vom Pferd und bellte Befehle. Die getäuschte, schon wütende Menge begann zu grollen wie das Meer beim Herannahen eines Sturms. Der Karren fuhr jetzt unter das Gewölbe des Stadttors. Knarrend senkte sich das Fallgatter vor dem Geschirr der Pferde. Don Martin hatte Befehl gegeben, die Tore zu schließen und die Stadt zu durchsuchen!
    Einer Ohnmacht nahe, schloß Cathérine die Augen und sank auf ihren Sitz zurück. Hans' Stimme drang flüsternd wie aus einem tiefen Traum zu ihr:
    »Mut! Kaltes Blut! Dies ist nicht der Augenblick, nervös zu werden! Kopf hoch jetzt! Es ist unsere einzige Chance.«
    Und er überfiel die Wachen mit einem Wortschwall in bestem Kastilianisch, setzte ihnen wütend und langatmig auseinander, daß er seine Arbeit zu tun habe und die lokalen Geschichten ihn nichts angingen.
    Wütend mit den Händen herumfuchtelnd, so daß sogar Don Martin hätte eifersüchtig werden können, deutete Hans abwechselnd auf das geschlossene starke Gitter und sein Fuhrwerk und versuchte sichtlich, die Wachen zu überreden, ihn durchzulassen. Die aber, schwer auf ihre Piken gestützt und auf ihren Befehlen beharrend, schüttelten nur die Köpfe und weigerten sich, weiter zuzuhören. Entmutigt ließ Hans sich auf seine Kutschbank zurückfallen.
    »Was sollen wir jetzt tun?« fragte Cathérine, den Tränen nahe.
    »Was können wir schon tun? Wir müssen hierbleiben und abwarten … mit allen damit verbundenen Risiken!«
    Bedrückt senkte Cathérine den Kopf, faltete die Hände vor der Brust und sprach still ein Gebet, ohne sich darum zu kümmern, was sich hinter ihr abspielte. Indessen brauste es auf dem Platz wie ein aufgewühltes Meer. Von den

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