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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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entgegnete Hans ernst. »Danach, Dame Cathérine, wird es Eure Aufgabe sein, das Schicksal dieses Mannes zu bestimmen. Ich kann Euch weder folgen noch ihn hierbehalten. Es hieße meinen Kopf riskieren und den aller meiner Leute … Außerdem, wenn ich Euch geholfen habe, aus instinktiver Sympathie und aus Haß gegen Don Martin, bin ich doch nicht lebensmüde und habe auch nicht die Absicht, die Arbeit, die ich hier leiste, aufzugeben. Ich muß Euch sagen, daß Ihr nicht mehr mit mir rechnen könnt, wenn Ihr diese Stadt einmal verlassen habt. Ich bedaure das … aber ich kann's nicht ändern.«
    Cathérine hatte den Worten Hans' aufmerksam zugehört. Ein wenig Scham und Verwirrung durchfuhren sie. Dieser Mann hatte ihr spontan geholfen, und im Grunde ihres Unterbewußtseins hatte sie beinah geglaubt, daß er ihr weiterhelfen werde. Aber sie besaß zu viel gesunden Menschenverstand, um sich nicht sogleich einzugestehen, daß er völlig recht hatte, daß sie nicht noch mehr von ihm verlangen konnte. Mit einem Lächeln streckte sie ihm die Hand hin.
    »Ihr habt schon viel zuviel getan, mein Freund, und für alle diese zum Nutzen einer Unbekannten übernommenen Risiken bin ich Euch zutiefst und ehrlich verbunden. Und was mich betrifft, so seid beruhigt, ich habe den Problemen, die sich mir stellten, immer ins Auge sehen können. Ich werde mit dem da bestimmt zurechtkommen.«
    »Und schließlich bin ich ja auch noch da«, brummte Josse in seiner lässigen Art. »Gehen wir zu den realistischen Dingen über. Ihr habt gesagt, Meister Hans, Ihr würdet uns die Mittel geben, ihn fortzuschaffen. Was für Mittel sind das?«
    »Ein Fuhrwerk mit Steinen. Ich muß eine Ladung ins Hospiz des Königs neben dem Kloster Las Huelgas, eine halbe Meile vor der Stadt, fahren, um dort Reparaturen auszuführen. Wir brechen nach Öffnung der Stadttore auf. Euer Freund wird zwischen den Steinen versteckt werden. Die Lanzen der Wachen können nicht in der Ladung herumstochern. Wir werden Eure Pferde an den Wagen spannen, und im Kloster werde ich Euch einen anderen Wagen zum Transport dieses Mannes besorgen, wie ich mir auch andere Pferde besorge, um mein Fuhrwerk zurückzubringen. Das Folgende müßt Ihr der Gnade Gottes empfehlen.«
    »So viel hätte ich gar nicht erhofft«, sagte Cathérine einfach. »Vielen Dank, Meister Hans!«
    »Genug geredet. Beschäftigen wir uns jetzt mit ihm, und bereiten wir den Karren vor. Der Tag wird gleich anbrechen!«
    Ohne noch ein Wort zu sprechen, machten sich alle vier an die Arbeit. Gauthier, von seinen Lumpen befreit, wurde gewaschen, mit ländlicher, aber anständiger und fester Kleidung versehen, die augenscheinlich aber zu kurz war, denn keiner der drei Männer hatte seine Maße. Auf seiner Kopfwunde, die man, so gut es eben ging, gesäubert hatte, hatten das Blut und die Haare eine dicke Kruste gebildet. Sie wurde in Ermangelung eines Besseren mit Hammelfett eingeschmiert. Man schnitt ihm die Haare und rasierte ihn, um ihn vollkommen unkenntlich zu machen. Er ließ alles wie ein Kind mit sich geschehen, stieß nur ab und zu einen kurzen Klagelaut aus. Aber gierig verschlang er die heiße Suppe, die vom Abend zuvor übriggeblieben war, und trank den Krug Wein aus, den Hans ihm anbot. Josse betrachtete ihn nachdenklich, während er trank.
    »Er müßte noch viel mehr trinken«, bemerkte er. »Wenn er im Wagen schliefe, wäre es weniger gefährlich. Stellt Euch vor, die Wachen hörten seine unartikulierten Klagelaute!«
    »Es ist unnötig, ihn betrunken zu machen«, sagte Hans. »Ich habe Mohnkörner zur Linderung von Schmerzen mit, für den Fall, daß meine Arbeiter sich auf dem Bau verletzen. Ich werde ihm jetzt gleich welche geben, in etwas Wein zerdrückt. Er wird wie ein Kind schlafen.«
    Als sie ihre Pflegearbeit an Gauthier beendet hatten, war am Horizont ein weißer Streifen aufgetaucht und hatte die Nacht verdrängt. Kurz darauf erklangen die heiseren Stimmen der Hähne, die sich antworteten. Hans warf einen besorgten Blick zum Himmel.
    »Machen wir jetzt das Fuhrwerk fertig«, sagte er. »Urraca wird bald aus ihrer Dachkammer herunterkommen.«
    Schnell flößte er Gauthier den mit dem Schlafmittel vermischten Wein ein, wickelte ihn in eine Wagendecke und trug ihn zu dem in einer Remise neben dem Haus stehenden großen Karren. Dann fing er an, von Josse und Hatto unterstützt, Steinblöcke hinüberzutragen, die er so geschickt im Wagen verteilte, daß der Normanne durch sie verborgen wurde, ohne

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