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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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»Zeigt ihm den Smaragd …«
    Sie hob die schmale Hand in dem weißseidenen, goldverschnürten Ärmel, der ihre Finger zum Teil bedeckte, und hielt den Ring ins Licht, aber ihr Blick blieb fest auf dem Mönch haften. Ohne Erregung ergriff dieser die ihm dargebotene Hand, um den Stein zu prüfen. Seine Finger kamen ihr trocken und warm vor. Bei ihrer Berührung begann Cathérine zu zittern. Fray Ignacio warf ihr einen fragenden Blick zu, machte sich aber sofort wieder an die Prüfung des Steins, die günstig ausgefallen sein mußte, denn er schüttelte mit einer Bewunderung den Kopf, die in ihrem Übermaß die nervöse Erbitterung Catherines noch steigerte. War dieser Mann denn stumm? Sie wollte seine Stimme hören.
    »Man kann wohl sagen, daß dieser Smaragd, den Ihr für mangelhaft haltet, Fray Ignacio sehr gefällt«, meinte der Erzbischof lächelnd.
    »Kann er nichts sagen?« fragte die junge Frau. »Oder ist dieser heilige Mönch stumm?«
    »Durchaus nicht. Aber er spricht Eure Sprache nicht.«
    Tatsächlich antwortete Fray Ignacio auf die Frage, die sein Herr ihm stellte, mit langsamer und ernster Stimme … mit einer Stimme, die ebensogut die Garins, durch die fremde Sprache oder absichtlich entstellt, oder die Stimme eines anderen sein konnte.
    »Ich werde Euch meine Smaragde zeigen«, beeilte sich der Erzbischof zu sagen. »Sie kommen fast alle aus dem Dschebel Sikait und sind von großer Schönheit …«
    Während er sich entfernte, um eine in der Mitte des Raums stehende Truhe zu öffnen, hielt Cathérine, mit Fray Ignacio alleingeblieben, mit der Frage, die ihr auf den Lippen brannte, nicht länger zurück.
    »Garin«, sagte sie leise, »bist du es? Antworte mir, um Gottes willen! Denn du erkennst mich, nicht wahr?«
    Der Mönch warf ihr einen überraschten Blick zu. Ein leises, trauriges Lächeln löste leicht seinen fest verschlossenen Mund. Langsam schüttelte er den Kopf …
    »No comprendo  …« , sagte er leise, um sich sofort wieder seinem Topas zuzuwenden. Cathérine trat heran, als wollte sie den riesigen Stein ebenfalls näher betrachten. Der Samt ihres Gewandes berührte den groben Wollstoff der Mönchskutte. Zorn stieg in ihr auf. Die Ähnlichkeit, selbst aus nächster Nähe, schrie zum Himmel. Sie hätte schwören können, daß dieser Mann Garin war … und dennoch … die Schwerfälligkeit seiner Gesten, auch die heisere Rauheit seiner Stimme machten sie unsicher.
    »Sieh mich an«, bat sie ihn flehentlich, »tu nicht so, als erkenntest du mich nicht. So sehr habe ich mich nicht verändert. Du weißt genau, daß ich Cathérine bin.«
    Aber von neuem schüttelte der rätselhafte Mönch den Kopf. Hinter sich hörte Cathérine die schöne, sonore Stimme Don Alonsos, der sie rief, die Steine zu bewundern, die er soeben ausgesucht hatte. Sie zögerte kurz, warf Fray Ignacio einen schnellen Blick zu. Ruhig legten seine Hände, deren Bewegungen durch kein Zittern beeinträchtigt wurden, den großen Topas auf den Samt einer kleinen Truhe zurück, die noch andere seiner Art barg. Er schien die junge Frau bereits vergessen zu haben.
    Die Stunde, die Cathérine in dem Kellerraum verlebte, mußte bei ihr den Eindruck eines Wachtraums hervorrufen. Ohne sie wirklich zu sehen, betrachtete sie die Steine von verschiedenem Glanz und großer Schönheit, die ihr Gastgeber ihr zeigte, aber ihre ganze Aufmerksamkeit galt der ernsten schwarzen Gestalt. Sie versuchte, eine Bewegung, einen Ausdruck, einen Blick zu erhaschen, die ihr vielleicht den Schlüssel zu diesem lebenden Rätsel hätten verschaffen können. Vergebens. Fray Ignacio hatte seine Arbeit wiederaufgenommen, als wäre er völlig allein. Er begnügte sich mit der gleichen kurzen Verneigung wie bei ihrem Eintritt, als Cathérine und Don Alonso die Schatzkammer verließen. Sie stiegen schweigend zu den Gemächern hinauf.
    »Ich werde Euch in Euer Zimmer zurückführen«, sagte der Erzbischof liebenswürdig.
    »Nein … bitte! Ich danke Euer Hoheit, aber ich möchte mich, bevor ich mit zurückziehe, noch nach dem Befinden meines Dieners erkundigen. Ich werde zu ihm gehen.« Sie wollte sich schon entfernen, besann sich aber eines Besseren und sagte: »Indes hätte ich gern etwas gewußt: Dieser Fray Ignacio scheint mir ein außerordentlicher Mensch zu sein. Ist er schon lange als Kustos all dieser Wunder tätig?«
    »Sieben oder acht Jahre, glaube ich«, erwiderte Don Alonso ohne Mißtrauen. »Meine Leute haben ihn eines Tages Hungers sterbend

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