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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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auf der großen Landstraße gefunden. Er war von seinen Brüdern des navarresischen Klosters verjagt worden, wo er aus seinen seltsamen Praktiken einen Beruf gemacht hatte. Ich glaube, ich habe es Euch bereits erzählt: Man hielt ihn für einen Hexenmeister. Übrigens … ist er das nicht in gewissem Maße? Damals begab er sich nach Toledo, wo er sich in die Kabbala einführen lassen wollte. Aber all dies ist für Euch von geringem Interesse.
    Ich verlasse Euch jetzt, Dame Cathérine, und begebe mich zur Ruhe. Ich fühle mich ziemlich erschöpft.«
    Die Betrachtung seiner Schätze mußte die übliche Nervosität Don Alonsons noch verstärkt haben, denn bevor er sich entfernte, bemerkte Cathérine, daß sein Gesichtszucken ausgeprägter war als je.
    Die letzten Worte des Prälaten hallten ihr im Kopf wider. Sie fuhr sich mit zitternder Hand über die feuchte Stirn … Sieben oder acht Jahre! … Es war zehn Jahre her, daß Garin gehenkt worden war. Hatte er sich dann durch ein Wunder in dieses navarresische Kloster retten können, aus dem er wegen Hexerei verjagt worden war? Oder hatte es das navarresische Kloster nie gegeben? Übrigens, dieser Vorwurf der Hexerei quälte sie. Garin liebte Edelsteine, und darin ähnelte er dem geheimnisvollen Mönch. Andererseits hatte Cathérine nie gesehen, daß er sich mit Alchimie beschäftigt hätte. Er hatte für alles mögliche Interesse, gewiß, aber es hatte in dem Haus der Rue de la Parcheminerie kein Laboratorium gegeben, auch nicht in Brazey. Mußte man daraus schließen, daß er sich verborgen hatte, um sich seinen geheimen Forschungen zu widmen? … Oder daß er nach dem Zusammenbruch seines Vermögens Geschmack daran bekommen hatte? Den märchenhaften Stein der Weisen zu finden – welche Verlockung für einen von allem entblößten Mann!
    Jäh riß Cathérine sich aus ihrer Träumerei. Ohne weitere Überlegung wandte sie sich dem Hauptturm zu und tat so, als bemerke sie Tomas nicht, der plötzlich im Hof aufgetaucht war. Seit ihrer Ankunft begegnete sie dauernd diesem unheimlichen Pagen. Er tauchte auf ihrem Wege auf, wenn sie in die Kapelle, zum Hauptturm oder in jeden anderen Schloßteil ging, ohne daß sie jemals sein Nahen voraussehen konnte. Er richtete das Wort nie an sie, begnügte sich damit, sie mit Augen anzusehen, in denen sich Zorn und Begehrlichkeit die Waage hielten, doch nur von fern, ohne sich zu nähern. Cathérine, die diese lange Gestalt mit Unbehagen erfüllte, gab sich den Anschein, seine Gegenwart nie zu bemerken. An diesem Abend tat sie dasselbe und stieg, ohne anzuhalten, zu Gauthiers Zimmer hinauf.
    Der Normanne erholte sich schnell von der Operation, die Hamza an ihm vorgenommen hatte. Seine außergewöhnliche Konstitution in Verbindung mit der peinlichsten Sauberkeit, mit der sein Arzt ihn umgab, dazu die ausgezeichnete Verpflegung, die im Schloß verabfolgt wurde, hatten ihn alle Gefahren überstehen lassen, die solche Eingriffe so oft tödlich ausgehen ließen. Leider jedoch schien der Riese das Gedächtnis verloren zu haben.
    Gewiß hatte er die Klarsicht wiedergefunden, das völlige Erkennen dessen, was um ihn vorging, und sein Bewußtsein war wiederhergestellt. Aber an all das, was vor der Minute, in der er die Augen im Turmgemach aufgeschlagen hatte, vor sich gegangen war, hatte er keinerlei Erinnerung. Nicht einmal an seinen Namen konnte er sich erinnern, und über diesen Tatbestand geriet Cathérine in Verzweiflung. Als der maurische Arzt ihr mitgeteilt hatte, Gauthier habe das Bewußtsein wiedererlangt, war sie sofort zu ihm geeilt, doch als sie sich über das Bett gebeugt hatte, war sie von grausamem Schmerz heimgesucht worden. Der Riese hatte sie mit bewundernden Augen angeblickt, als sei sie eine Erscheinung, aber nichts hatte angedeutet, daß er sie wiedererkannte. Darauf hatte sie zu ihm gesprochen, hatte ihren Namen genannt, hatte wiederholt, daß sie Cathérine sei, die er doch wiedererkennen müsse … doch Gauthier hatte nur den Kopf geschüttelt.
    »Verzeiht mir, Dame«, hatte er gemurmelt. »Gewiß, Ihr seid schön wie das Licht … aber ich weiß nicht, wer Ihr seid. Ich weiß nicht einmal, wer ich bin«, hatte er traurig hinzugefügt. »Du heißt Gauthier Malencontre. Du bist mein Diener und mein Freund … Hast du denn alles von früher vergessen, alle unsere Mühseligkeiten, Montsalvy … Michel? Sara … und Messire Arnaud?«
    Beim Namen ihres Gatten erstickte ein Schluchzen ihre Stimme, aber in dem dumpfen

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