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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Kuss, länger diesmal, und sein Herz pochte an ihrer warmen, weichen Brust. Als sich ihre Lippen voneinander lösten, sah er ihr in die Augen und kam sich wegen der Frage, die er ihr stellen musste, ein wenig schäbig vor.
    »Hat der Wachposten schon eine Aussage gemacht?«
    »Er ist tot. Er starb in Durocortorum. Meine Herrin hat es heute Morgen erfahren. Er hat kein einziges Wort mehr gesprochen – du hast nichts zu befürchten.«
    »Weiß außer Flavia noch jemand, dass ich an dem Abend im Zelt war?«
    »Nein. Der Legat weiß freilich, dass ich dort war. Er hat ein Seidenband von mir gefunden.«
    »Was hast du ihm gesagt?«, fragte Cato.
    »Ich habe ihm gesagt, ich wollte mich mit jemand anderem treffen und hätte mich schlafen gelegt, als er nicht kam. Mehr nicht. Ich schwör’s.«
    »Ich glaube dir. Und mit wem wolltest du dich angeblich treffen?«
    »Mit Vitellius.«
    »Warum gerade mit dem?« Es erfüllte Cato mit Unbehagen, dass Vitellius in die Angelegenheit verwickelt worden war. Im Geiste sah er wieder vor sich, wie der Tribun im brennenden Germanendorf Befehle erteilt hatte. Es wäre schäbig gewesen, auch nur den Schatten eines Zweifels auf ihn zu lenken.
    »Weil mir das meine Herrin geraten hat. Ihr Mann mag ihn anscheinend nicht und misstraut ihm aus irgendeinem Grund. Da wäre er gerade der Rechte, hat sie gemeint.«
    »Trotzdem kommt es mir nicht richtig vor«, wandte Cato ein, Lavinia aber zog ihn an sich und küsste ihn erneut.
    »Sei still. Das ist doch unwichtig. Solange nur niemand dich verdächtigt. Bloß darauf kommt es mir an. Also gut«, fuhr sie fort und zog ihn zu einem abgeschirmten Bereich des Zeltes, der als Umkleide diente, »uns bleibt nicht mehr viel Zeit, und wir haben eine Menge nachzuholen. «
    »Warte. Was soll das heißen, uns bleibt nicht mehr viel Zeit?«
    »Meine Herrin kehrt bald nach Rom zurück. Und mich nimmt sie mit.«
    Cato wurde ganz elend zumute.
    »Ich werde auf dich warten«, sagte sie leise.
    »Vielleicht kehre ich ja nicht zurück. Oder erst in einigen Jahren.«
    »Vielleicht … Vielleicht aber auch nicht. Wie es auch kommen mag, im Moment können wir kaum etwas daran ändern.« Lavinia fasste ihn zärtlich bei der Hand. »Uns bleibt nicht viel Zeit, also komm.«
    »Und was ist mit denen?« Cato deutete auf die anderen Sklaven.
    »Die werden uns nicht beachten.«
    Sie teilte einen Vorhang, zerrte Cato in Titus’ Schlafkammer und zog den Vorhang hinter sich zu. Auf den Bodenbrettern waren gefaltete Decken ausgebreitet, und Lavinia schob Cato zu dem Lager und drückte ihn mit sanfter Gewalt auf den Rücken nieder. Als er mit klopfendem Herz still lag, wanderte sein Blick an ihrem Leib bis zu ihren Händen hinunter, die den Saum ihrer Tunika anhoben.
    »Also gut«, sagte Lavinia. »Wo waren wir stehen geblieben? «

32

    Einige Tage später versammelten sich die Kohorten der drei aufständischen Legionen in dem von Erdwällen umschlossenen Amphitheater, das man außerhalb des Lagers errichtet hatte. Sie waren von Plautius und Narcissus, die mit Vespasian und den anderen höheren Offizieren behaglich in der Loge saßen, im Namen des Kaisers zu einer Gladiatorenveranstaltung eingeladen worden. Den ganzen Vormittag über bis in den Nachmittag hinein vergoss ein verschwenderischer Aufmarsch von wilden Tieren und Kämpfern sein Blut im Sand der Arena. Die Begeisterung der Zuschauer schlug umso höhere Wogen, als man ihnen großzügige Weinrationen ausgeschenkt hatte, und als sich das Spektakel dem Ende näherte, herrschte im Amphitheater ausgelassene Stimmung.
    Unten im Sand näherte sich der letzte Gladiatorenkampf dem vorbestimmten Ende. Wie gewöhnlich war der Retarius der Beste gewesen, und nun stand er über seinem Gegner und zielte mit dem Dreizack auf den Hals des schwer bewaffneten Mirmillo, der hilflos im Netz zappelte. Der Retarius blickte ins Publikum, dem die Entscheidung über Leben und Tod oblag. Der Mirmillo hatte wider Erwarten eine ordentliche Vorstellung abgeliefert, weshalb überall im Rund der Arena die Daumen gereckt wurden, was bedeutete, man solle ihn verschonen. Nach kurzem Zögern senkte Narcissus den Daumen. Die Männer taten mit lautem Gebrüll ihr Missfallen kund und drängten zur Loge, in der die hohen Offiziere saßen. Plautius sprang daraufhin auf, streckte den Arm empor und reckte für alle sichtbar den Daumen. Die Unmutsbekundungen machten lautem Beifall Platz, und die Zuschauer wandten sich wieder der Arena zu, wo sich der Retarius zu

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