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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Befehle – keine Zivilisation – kein Rom«, zitierte Vespasian das alte Sprichwort und prostete Narcissus zu. »Jedenfalls bin ich froh, dass du zu mir gekommen bist, aus welchem Grund auch immer. Ich habe etwas mit dir zu bereden.«
    »Das trifft sich gut.«
    »Was ist mit dem da?« Vespasian nickte zu dem Leibwächter hin, der reglos im Schatten wartete.
    »Beachte ihn einfach nicht«, sagte Narcissus. »Ich nehme an, wir sind hier drinnen sicher?«
    »Gewiss. Sämtliche Eingänge werden bewacht.«
    »Tatsächlich?« Narcissus trank einen Schluck Wein und blickte Vespasian dabei in die Augen. »Da habe ich aber etwas anderes gehört.«
    Vespasian lief rot an. »Dein Spion hat dir bereits davon berichtet?«
    »Ich wurde informiert, ein Wachposten sei von einem Eindringling verwundet worden. Ich hoffe, es wurde nichts gestohlen. Jedenfalls nichts Wichtiges.«
    »Nichts«, sagte Vespasian mit fester Stimme, Narcissus’ Blick unverwandt erwidernd.
    »Also, was ist geschehen?«
    »So viel ich weiß, wollte sich ein Sklavenmädchen in meinem Kommandozelt mit einem Liebhaber treffen. Als er sich nicht blicken ließ, wartete sie eine Weile und ging dann wieder. Kurz darauf entdeckten die Wachposten im Zelt einen Eindringling. Er verwundete einen der Männer und floh. Eine weggeworfene Fackel setzte das Zelt in Brand, doch es gelang uns, das Feuer zu löschen, ohne dass ein großer Schaden entstanden wäre. Mehr gibt es nicht zu berichten.«
    Narcissus starrte ihn an und nippte abermals am Wein. »Hast du das Mädchen foltern lassen?«
    »Das war nicht nötig.«
    »Wirklich nicht? Es gibt Offiziere, die machen sich einen Spaß daraus.«
    »Wenn du glaubst – « Kaum hatte Vespasian sich halb erhoben, trat die Gestalt im Schatten eilig vor. Narcissus winkte den Leibwächter zurück.
    »Ich glaube nichts dergleichen. Ich frage mich nur, ob das Mädchen vielleicht nicht noch mehr gewusst hat.«
    »Nicht mehr, als ich dir sagte.«
    »Und der Name des Mannes, mit dem sie sich treffen wollte?«
    »Hör mal, Narcissus, ich führe meine Legion, und wenn es Schwierigkeiten gibt, kümmere ich mich darum. Du bist ein freigelassener Sklave, du hast einem Legaten keine Befehle zu erteilen. Das sind hier nicht die Saturnalien.«
    Narcissus lächelte eigentümlich. »Seltsam, dass du das sagst. Aber egal … Ich will den Namen des Mannes wissen. «
    Vespasian antwortete nicht sogleich. So wenig er Vitellius ausstehen konnte, widerstrebte es ihm doch, Informationen weiterzugeben, die womöglich einen Unschuldigen ruinieren mochten. Unschuldig noch – später einmal mochte er sich zu einem politischen Rivalen entwickeln. Oder zu einem Verbündeten. Nichts davon war in Stein gemeißelt.
    »Es wäre gut, wenn du mir den Namen verraten würdest«, sagte Narcissus ruhig. »Bevor ich dich von Polythemus befragen lasse.«
    »Wie kannst du es wagen?« Vespasian wich bestürzt zurück. »Du drohst mir in meinem eigenen Zelt? Höre, Mann, wenn ich wollte, könnte ich die Wachen rufen und dich und deinen Schläger ohne weitere Umschweife kreuzigen lassen!« Er wollte mit den Fingern schnippen, brachte aber mit seiner schweißnassen Hand keinen Laut zustande.
    Narcissus blieb dies nicht verborgen; er lächelte voller Genugtung, dann fuhr er in versöhnlicherem Ton fort:
    »Ich fürchte, du täuschst dich über unseren relativen Wert in den Augen des Kaisers. Aristokraten, die nach politischer Größe streben, gibt es für eine Sesterze zehn. Einige von ihnen verfügen fraglos über eine beträchtliche Begabung – du selbst gehörst auch dazu –, doch die sind unter ihresgleichen eher die Ausnahme denn die Regel. Die über viele Generationen sich erstreckende Inzucht hat vor allem nutzlose, überhebliche Idioten hervorgebracht. Wir – das heißt, der Kaiser kann dich mühelos ersetzen. Ich hingegen bin unersetzlich. Was glaubst du wohl, wie ein freigelassener Sklave es geschafft hat, bis zur Rechten Hand des Kaisers aufzusteigen? In meinem kleinen Finger habe ich mehr Verstand, mehr Schläue und mehr Grausamkeit als du im ganzen Leib. Merk dir das gut, Vespasian. Ruf es dir ins Gedächtnis, bevor du auch nur daran denkst, mich zu tadeln.«
    Vespasian presste die Lippen zusammen, um die in seinem Innern tobende Wut zu bezähmen. Er umklammerte die Tischkante und schluckte.
    »Ausgezeichnet.« Narcissus nickte bedächtig. »Es ist gut, dass du klug genug bist, auch einer unangenehmen Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Bei deiner Rückkehr nach Rom

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