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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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reiten, während die Reiter Pfeilsalven abschossen, jedoch kaum in der Lage, mehr als einen Mann zu tragen. Nach heftigem Gefluche und ausgiebigen Tritten in die Flanken der Pferde befahl Macro den Männern abzusitzen und nur mehr die Verwundeten tragen zu lassen. Die Legionäre fühlten sich zu Fuß sowieso wohler.
    Und so marschierte der kleine Trupp weiter durch die Nacht und versuchte, die britische Streitmacht zu umgehen und die Zweite Legion vor den Briten zu erreichen. Macro hatte sich entschlossen, sich an der dem Meer zugewandten Seite des Gegners zu halten, wo sie dem befestigten Brückenkopf am nächsten waren. Mit etwas Glück würden sie von einer Patrouille entdeckt und zurückeskortiert werden.
    Vitellius hatte die Legion vielleicht schon erreicht und Alarm geschlagen, so dass ihre Kameraden zumindest vor einem Überraschungsangriff gefeit wären. Gleichwohl sagte Macro sein Instinkt, dass Vitellius bei ihrer Rückkehr eine garstige Überraschung für sie bereithalten würde, und er ärgerte sich, dass er den Mann hatte laufen lassen. Sie hätten ihm die Kehle durchschneiden und seinen Leichnam ins Moor werfen sollen. Etwas anderes hatte der verräterische Schuft nicht verdient. Macro plagte allerdings die Frage, warum der Tribun überhaupt bei ihnen aufgetaucht war. Vespasian hatte ihm versichert, der eigentliche Grund der Mission sei streng geheim. Dennoch hatte Vitellius nicht bloß Bescheid gewusst, er hatte auch noch Zeit gehabt, Helfer anzuheuern – wahrscheinlich die gleiche Gruppe von Syrern, die Macros Zenturie auf dem Weg nach Gesoriacum überfallen hatte. Jemand spielte ein Spiel mit hohem Einsatz, und Macro war sich wohl bewusst, dass er bloß ein Fädchen im viel größeren Gewebe der Verschwörung war.
    Er versuchte, sich zu sammeln; dies war nicht der rechte Zeitpunkt, die Gedanken schweifen zu lassen. Mit jeder Faser seines Körpers musste er sich darauf konzentrieren, seine Männer heil zur Legion zurückzubringen. Es war nicht zu übersehen, dass die Legionäre völlig fertig waren – er musste einen klaren Kopf behalten und der feindlichen Umgebung mit wachen Augen und Ohren begegnen. Gleichwohl strömte warme, schmerzhafte Erschöpfung durch seine Glieder. Er rieb sich die Augen, schwankte einen Moment, dann packte ihn jemand beim Ellbogen und stützte ihn.
    »Obacht, Herr!«, flüsterte Cato. »Du wärst beinahe umgefallen. Du musst dich ausruhen.«
    »Nein – es geht schon.«
    »Du solltest dich auf ein Pferd setzen, dann übernehme ich für eine Weile die Führung, Herr.«
    »Ich habe nein gesagt. Das geht nicht.« Macro wollte Cato erklären, weshalb ein Offizier an dergleichen nicht einmal denken durfte, doch er fand die passenden Worte nicht. Statt dessen bedankte er sich bloß nuschelnd und machte sich von Cato los.
    Und so suchte sich die kleine Legionärsgruppe einen Weg durch die wogende Hügellandschaft. Aus Angst, vom Schlaf übermannt zu werden, wagten sie nicht anzuhalten, und sei es bloß für einen Moment. Sie waren sich bewusst, wie gefährlich es war, ohne Verbindung zur Legion im Dunkeln durch feindliches Gebiet zu tappen. Und so stapften sie weiter, und während der Himmel im Osten allmählich heller wurde, gelangten sie auf einen kleinen Hügel. In der Ferne sahen sie die vielen kleinen Lagerfeuer des Feldlagers. Winzige Gestalten wuselten im Licht des anbrechenden Morgens hektisch umher.
    »Gerade noch rechtzeitig«, meinte Macro mit einem schwachen Grinsen. »Sieht so aus, als wären sie bereits im Aufbruch begriffen. Vespasian war schon immer ein Frühaufsteher. Also können wir uns immer noch nicht ausruhen. «
    Cato lächelte Macro an.
    Macro aber sah nicht mehr zum Lager. Er blickte angestrengt zum Horizont, wo der Himmel sich grau färbte. In einem dichten Wald, der die Marschlinie der Legion überspannte, verschwand ein großer, schwarzer Schatten, bestehend aus Soldaten, Pferden und Streitwagen, die sich verstohlen wie eine Schlange an ihre Beute anschlichen.

37

    Vespasian hatte Befehl gegeben, ihn vor Sonnenaufgang zu wecken; die Zweite Legion würde sich durch feindliches Gebiet bewegen, und wenngleich die Stabsoffiziere allen Einheiten bereits ihre Befehle übermittelt hatten, erforderten doch noch zahlreiche Details seine persönliche Aufmerksamkeit. Das, so überlegte er lächelnd, war die größte Last für einen Kommandanten. Die römische Öffentlichkeit stellte sich ihre Generäle als Feldherren vor, die sich an der Spitze der Legionen

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