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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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sich nur allzu gut vorstellen. Kaum war ihm der Gedanke gekommen, tat er ihn auch schon wieder ab. Sein Stolz wog geringer als sein Verantwortungsgefühl für die Soldaten der Legion. Er wandte sich wieder dem Dienst habenden Zenturio zu.
    »Alarmiere die berittene Schwadron. Ich möchte, dass sie den Weg erkundet, den die Dritte Kohorte zum Eingeborenendorf eingeschlagen hat. Sie sollen mir persönlich Meldung erstatten, sobald sie etwas entdecken. Alarmiere anschließend die Legion. Sämtliche höheren Offiziere sollen sich augenblicklich im Hauptquartier einfinden. Die Zenturios sollen ihre Männer kampfbereit antreten lassen und sich zum Abmarsch bereithalten. Mit Ausnahme der Ersten Kohorte. Die soll hier bleiben und den Stützpunkt bewachen. Hast du alles verstanden?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Dann los. Und beeil dich!«
    Als der Dienst habende Zenturio sich entfernt hatte, wandte Vespasian sich wieder dem fernen Feuer zu. Wenn Vitellius sich nicht verirrt hatte, stand der Brand mit der ausgerückten Kohorte in Verbindung.
    »Herr?«
    Als er aufsah, bemerkte er den besorgten Blick des jungen Wachpostens. »Was gibt es, Soldat?«
    »Glaubst du, unsere Leute stecken in Schwierigkeiten?«
    Die ersten Alarmrufe schallten durch den Stützpunkt, wurden rasch von anderen Stimmen aufgenommen, und dann strömten die Soldaten der Zweiten Legion, dunkle Silhouetten vor den hell erleuchteten Eingängen, in die Nacht hinaus. Vespasian rang sich ein Lächeln ab.
    »Das will ich doch hoffen, sonst habe ich gerade viertausend Soldaten für nichts und wieder nichts aus dem Schlaf geholt. Und das wäre doch nicht recht, oder?«

12

    Cato rannte aus vollem Halse schreiend auf die beiden Germanen zu, die seinen Zenturio umringten. Im letzten Moment senkte er die Standarte und schwenkte sie hin und her. Der vorderste Germane, der sich über Macro gebeugt hatte, um ihn zu töten, schaute hoch, als er das schrille Geschrei vernahm, dann wandte er sich halb der neuen Gefahr entgegen. Macro zögerte keinen Moment und rammte dem Mann die Faust in den Schritt. Der klappte zusammen und fiel nach Luft schnappend auf die Knie. Cato stürzte und wälzte sich auf die Seite. Der andere Germane wirkte ziemlich überrascht, dann brach er in Gelächter aus. Cato rappelte sich zornig hoch und schwenkte die Standarte vor dem Gesicht des Gegners.
    »Lach mich nicht aus, verdammt noch mal!«
    Einen Moment lang blickten sie einander in die Augen; der Germane wirkte nun eher kühl und berechnend. Auf einmal täuschte er einen Ausfall zu Catos Rechten an, und als Cato die Standarte herumschwenkte, duckte er sich in die andere Richtung und zielte mit dem Schwert auf Catos Achselhöhle. Die Armeestandarte war wie alle Standarten für Repräsentationszwecke gedacht und daher eher unhandlich; der schwere Schaft schwenkte so weit herum, dass der klobige Handgriff dem angreifenden Germanen ins Gesicht stieß und ihn jäh zu Fall brachte; mit einem erstaunten Aufstöhnen sackte er zusammen. Cato, der in die andere Richtung geblickt hatte, wandte sich um – die Zähne in Erwartung einer tödlichen Verletzung zusammengebissen – und starrte verblüfft auf den zusammenbrechenden Mann.
    »Was?«
    »Lass ihn!«, schrie Macro. »Komm her, Junge! Zieh den Speer aus mir raus!«
    »Herr?«
    »Tu’s einfach!«
    Cato packte den Speer mit der freien Hand, und Macro drehte das Bein, damit er besser greifen konnte. »Jetzt!«
    Cato zog mit aller Kraft, und die blattförmige Speerspitze löste sich mit einem Schwall von Blut und zerfetztem Gewebe. Macro heulte vor Schmerzen auf, dann presste er den Mund fest zu und richtete sich mühsam auf, während Cato ihn am Arm hochzog. Die Wunde blutete stark, doch zum Glück floss das Blut eher, als dass es hervorspritzte – also keine allzu schlimme Verletzung. Einen solchen Schmerz aber hatte Macro noch nie verspürt, er machte ihn ganz benommen, und er musste seine ganze Willenskraft aufbieten, um seinen Arm um die Schulter des jungen Soldaten zu legen, der ihn zu der Lücke zwischen den Hütten geleitete, wo der Rest der Streitmacht wartete. Hinter ihnen, das Tosen der Flammen übertönend, vernahm Cato polternde Schritte, und als er sich umsah, erblickte er die heranstürmenden Germanen, die brüllend nach römischem Blut verlangten. Er verdoppelte seine Anstrengungen, zerrte den Zenturio förmlich mit sich. Dann gerieten sie ins Stolpern, Macro sank auf die Knie nieder und schrie laut auf, da er sich das verletzte Bein

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