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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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schleuderte ihn den flüchtenden Römern mit aller Kraft nach.
    Getragen von einer Woge der Erleichterung stürmte Cato auf die Lücke zu, die von seinen Kameraden freigehalten wurde, als er plötzlich Macros Aufschrei vernahm.
    »Ahhh! Verdammt!«
    Cato fuhr herum. Zehn Schritt hinter ihm war Macro der Länge nach hingestürzt, in seinem Schenkel steckte ein Speer. Der Schild war vor ihm auf die Straße gefallen, und das Schwert lag neben ihm. Die Germanen hatten sich derweil von ihrer Überraschung erholt und rannten auf den benommenen Zenturio zu. Als Macro hochschaute, sah er Cato.
    »Lauf, du Narr!«
    »Herr …«
    »Rette die verdammte Standarte! LAUF!«
    Für einen schrecklichen Moment kam die Zeit zum Stillstand, und Cato sah Macros zorniges Gesicht; die auf ihn zurennenden Germanen, das ringsumher wütende Feuer und den blutroten Himmel inmitten der nächtlichen Dunkelheit. Dann, ohne sich über sein Handeln Rechenschaft abzulegen, rannte er laut brüllend zurück zu seinem Zenturio.

11

    »Hast du Titus heute schon gesehen?«
    »Verzeihung?« Vespasian blickte von seinem Reiseschreibtisch auf. »Was hast du gesagt?«
    »Deinen Sohn, Titus. Hast du ihn heute schon gesehen? « Flavia tippte ihm auf die Schulter. »Oder warst du zu beschäftigt, um dich daran zu erinnern, dass du einen Sohn hast?«
    »Meine Liebe, ich hatte wirklich keine Zeit.«
    »Das sagst du immer. Immer. Dieser elende Schreibkram nimmt dich völlig in Anspruch.« Sie warf einen Blick in die Dokumententruhe. »Meinst du nicht, du solltest dir mal Zeit für den Jungen nehmen?«
    Vespasian legte die Feder weg und schaute Flavia schuldbewusst an. Nach drei Fehlgeburten und einer Totgeburt war ihm die Geburt seines Sohnes Titus wie ein Wunder erschienen. Die langwierigen Wehen hätten Flavia und das Kind beinahe umgebracht. Seit seiner Geburt in Rom vor zwei Jahren behandelte Flavia den Jungen wie eine kostbare Vase, hüllte ihn in Wolle und ließ ihn kaum einen Moment aus den Augen. Vespasian versuchte zwar, sie nach Kräften zu unterstützen, war sich dabei aber bewusst, dass ihm die Zeit, die er mit der Familie verbrachte, bei seiner politischen Arbeit und dem Vorankommen fehlte – was letztlich auch Titus zugute kam, wie er sich einredete.
    Die Ernennung zum Legionskommandanten anzunehmen war ihm nicht leicht gefallen. Er hatte gewusst, dass Flavia eigentlich nicht aus Rom wegwollte, obwohl sie ihn pflichtbewusst drängte, den Posten anzunehmen. Wie alle Ehefrauen mit Traditionsbewusstsein hatte sie Vespasian begleitet, als er das Kommando antrat. Obwohl die frische Luft nach dem durchdringenden Gestank von Rom eigentlich eine angenehme Abwechslung darstellte, tat sie Titus nicht gut, denn seit ihrer Ankunft im Stützpunkt kränkelte der Junge. Das kalte, feuchte Klima war Gift für seine schwächliche Konstitution, und die vielen Monate der an der Wiege durchwachten Nächte hatten Flavia erschöpft. Die Vorstellung, Titus zu verlieren, erfüllte sie beide mit Schrecken, doch Vespasian konnte sich mit seinem ausgefüllten Arbeitstag ablenken, während Flavia dies verwehrt war. Ihres sozialen Umfelds beraubt und isoliert in der abgeschlossenen Welt des Militärstützpunkts, in der es nur eine Hand voll anderer Offiziersfrauen gab, widmete Flavia sich ganz ihrem Sohn.
    Wie es die Art von kleinen Kindern ist, nutzte Titus jede Gelegenheit, seine Mutter und deren Haussklaven zum Wahnsinn zu treiben. Es gab kein Bord, keine Tischkante und keine Tür, an denen er sich noch nicht den Kopf gestoßen hätte, keinen Stuhl und keine Truhe, von denen er nicht heruntergefallen und keinen Teppich und keine Matte, über die er nicht gestolpert wäre. Die natürliche Neugier des Jungen hatte zur Folge, dass die Vorsichtsmaßnahmen in ihrer Wohnung niemals würden verhindern können, dass Titus sich nicht etwas Gefährliches oder Unbekömmliches in den Mund steckte oder sich selbst oder, wenn ihm danach zu sein schien – was häufig der Fall war –, einem unglücklichen Sklaven damit ins Auge stach. Jetzt mussten seine Kindermädchen auch noch auf seine messerscharfen Zähne achten, die sich unerwartet in jedes Körperteil gruben, das in seine Reichweite geriet.
    Vespasian lächelte bei dem Gedanken, dass sein Sohn zumindest Mumm hatte.
    »Was gibt’s?«, fragte Flavia.
    »Wie?«
    »Du lächelst. Was denkst du gerade?«
    »Ich denke, es wird Zeit, dass ich mich mit meinem Jungen beschäftige.« Vespasian schob das Tischchen zurück und erhob sich.

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