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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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»Komm.«
    Als sie aus dem Arbeitszimmer traten und den überdachten Wandelgang entlanggingen, der am Innenhof entlangführte, schaute Vespasian zum Himmel hoch. Jenseits des trüben, flackernden Fackelscheins sanken die ersten Schneeflocken aus der eiskalten Nachtluft herab. Ihm fiel ein, dass Vitellius noch nicht zurückgekehrt war, und wären nicht die armen Soldaten gewesen, die er befehligte, hätte ihn die Vorstellung, dass der von sich selbst so eingenommene Tribun in einem elenden Schneesturm vom Dorf zurückmarschieren musste, mit Genugtuung erfüllt.

    Als die Tür zum kleinen Kinderzimmer aufging, schwenkte Titus den Kopf herum und sprang mit einem Freudenschrei auf die kleinen Beine, drängte das Kindermädchen beiseite und rannte seinen Eltern entgegen.
    »Papa!«, krähte er, schlang die Arme um die Beine seines Vaters und lachte ihn mit großen Augen an. »Hochheben! Hochheben! Hochheben!«
    Vespasian bückte sich, packte den Jungen unter den Armen und schwenkte ihn über dem Kopf, was neue Freudenschreie zur Folge hatte.
    »Was macht denn mein Soldat? Hm? Wie geht’s meinem kleinen Jungen heute?«
    Vespasian wandte sich lächelnd zu seiner Frau um. »Er wächst rasch. Nicht mehr lange, und er bekommt seine erste Toga.«
    »Er ist doch noch ein Kleinkind!«, protestierte Flavia. »Mein Kleiner. Nicht wahr, das bist du doch?«
    Titus musterte seine Mutter voller Abscheu und sträubte sich gegen ihre feste Umarmung. Vespasian beugte sich lachend vor und zauste das ungebärdige Haar des kleinen Mannes. »Das ist mein kleiner Soldat!«
    »Er ist kein Soldat!«, widersprach Flavia. »Und er wird auch nicht Soldat werden, oder zumindest erst dann, wenn es unbedingt nötig ist. Wenn es nach mir geht, wird er in Rom bleiben, wo ich mich um ihn kümmern kann.«
    »Die Entscheidung werden wir eines Tages ihm überlassen müssen«, erwiderte Vespasian milde. »Die Armee bietet jedem ein gutes Leben.«
    »Nein, das tut sie nicht! In der Armee lebt man gefährlich und unbequem, und es wimmelt von ungehobelten Rüpeln.«
    »Von Provinzlern wie mir, nehme ich an.«
    »Oh, das wollte ich damit nicht sagen …«
    »Hab bloß gescherzt. Aber im Ernst, sollte Titus mal im Senat Karriere machen wollen, muss er zuvor in der Legion dienen.«
    »Wir könnten dafür sorgen, dass er in unserer Nähe stationiert wird.«
    »Das haben wir doch schon durchgekaut. Für die Ernennungen ist der kaiserliche Beamtenapparat zuständig. Ich habe dort keinen Einfluss, zumindest jetzt noch nicht. Wenn du willst, dass er erfolgreich ist, muss er zuvor in der Armee dienen. So läuft das halt, das weißt du doch.«
    »Ja.« Flavia nickte traurig und küsste Titus auf die Stirn. Das Kind spürte ihre Stimmung und umarmte sie auf einmal fest, presste sein Gesicht an ihre Schulter. »Ich wünschte bloß, er würde noch eine Weile in dem Alter bleiben.«
    »Ich weiß. Ich wünschte mir das auch. Vielleicht bekommen wir ja noch mehr Kinder. Wenn du dazu bereit bist.«
    Flavia blickte zu ihm auf, die dunklen Augen voller schmerzlicher Erinnerungen. Sie blinzelte die Tränen fort, dann lächelte sie mit bebenden Lippen. »Das hoffe ich auch. Ich wünsche mir ganz viele. Und ich will sie von dir. Versprichst du mir, vorsichtig zu sein?«
    »Vorsichtig?«
    »Der neue Feldzug in Britannien. Du musst gut auf dich aufpassen.«
    »Britannien! Woher in aller Welt …« Vespasian legte verärgert die Stirn die Falten. »Das sollte eigentlich geheim bleiben. Woher weißt du das?«
    »Von den Offiziersfrauen.« Flavia lachte, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Ihr Männer müsst wirklich noch eine Menge über Geheimhaltung lernen, meinst du nicht?«
    »Typisch«, murmelte Vespasian. »Verdammt typisch. Ich lasse meine höchsten Offiziere strengste Geheimhaltung geloben, und dann erfahre ich, es ist Tagesgespräch. Ist denn gar nichts mehr heilig?«
    Titus lachte und schüttelte heftig den Kopf.
    »Ärgere dich nicht, mein Lieber.« Flavia tätschelte ihm den Arm. »Ich bin sicher, das Geheimnis bleibt gewahrt. Aber lass uns das Thema wechseln. Wir haben über Britannien gesprochen.«
    »Wie anscheinend alle anderen auch«, grummelte Vespasian.
    »Du musst mir versprechen, vorsichtig zu sein. Ich will, dass du mir dein Wort gibst. Jetzt gleich.«
    »Ich verspreche es.«
    »Dann wäre das geklärt.« Sie nickte zufrieden. »Und jetzt umarme den Jungen und bring ihn zu Bett.«
    Vespasian trug den Jungen zum Kinderbettchen in der Ecke. Er bückte sich,

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