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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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fünf Schreiber im flackernden Schein der Öllampen über ihre Arbeit gebeugt hatten, blickte er auf die Schriftrollen nieder.
    »Was ist das?«
    »Herr?« Der Oberschreiber erhob sich eilig.
    »Womit seid ihr hier beschäftigt?«
    »Wir kopieren gerade einen Brief für Flavia, Herr. Die Briefe sind für Sklavenhändler in Rom bestimmt, und sie erkundigt sich, welche Lehrer für Kinder sie im Angebot haben.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie hat gemeint, du hättest das angeordnet, Herr.«
    Die Verstimmung war ihnen anzumerken, und Vespasian verspürte unwillkürlich Gewissensbisse, weil diese Männer bis in die späte Nacht hinein arbeiten mussten, während ihre Kameraden sich hemmungslos vergnügen konnten.
    »Nun, ich glaube nicht, dass es ihr auf einen Tag ankommt. Beendet die Briefe ein andermal. Ihr könnt gehen. «
    »Danke, Herr. Ihr habt gehört, was der Legat gesagt hat, Leute.«
    Die Papiere wurden eilends zurechtgerückt, die Tintenfässer verschlossen und die Federn gesäubert, dann erhoben sich die Schreiber und wandten sich zum Gehen.
    »Wartet!«, rief Vespasian ihnen nach, worauf sie sich ängstlich umdrehten. Er langte in den Geldbeutel an seinem Gürtel und warf dem Oberschreiber ein Goldstück zu. »Für dich und deine Männer – trinkt auf mein Wohl. Ihr habt in den letzten Tagen gute Arbeit geleistet.«
    Die Schreiber bedankten sich murmelnd und eilten, sich aufgeregt unterhaltend, von dannen, während Vespasian ihnen wehmütig nachschaute. Er hatte den Eindruck, es sei bereits eine Ewigkeit her, dass er als frisch ernannter Tribun mit seinen Kameraden die Nacht durchzecht hatte. Verschwommene Erinnerungen an wilde Nächte und fürchterliche Kater an den Fleischtöpfen Syriens wurden in ihm wach, und Vespasian gedachte voller Wehmut der Freuden der Jugend, die für ihn schon zu Ende gewesen war, kaum dass sie begonnen hatte. Jetzt war die Kluft zu diesen Männern aufgrund seines Alters und natürlich seiner Stellung unüberbrückbar.
    Langsam ging er zum Tor des Hauptquartiers und nickte grüßend, als er an der offenen Tür zu Vitellius’ Arbeitszimmer vorbeikam, wo der Tribun im Lampenschein noch mit Schreibarbeiten beschäftigt war. Vitellius pflegte in letzter Zeit lange zu arbeiten – länger, als seine Pflichten es erforderten, und das weckte Vespasians Neugier. Doch konnte er ihn schlecht nach dem Grund seines ungewohnten Eifers fragen; von Tribunen wurde Arbeitseifer erwartet, und er wollte den Eindruck übertriebenen Misstrauens vermeiden. Falls Vitellius wirklich finstere Absichten verfolgte, wäre er bloß aufgeschreckt worden, wenn der Legat ihm mit Fragen zugesetzt hätte. Noch eigenartiger war, dass der Tribun sich einen Leibwächter zugelegt hatte. Aufgrund seiner Stellung war dies sein gutes Recht, das heutzutage jedoch nur noch selten in Anspruch genommen wurde. Doch da saß er, einen Schatten werfend auf seinen Herrn: ein untersetzter, kräftiger Mann mit dem Aussehen eines bezahlten Mörders. Es schien ratsam, fortan ein Auge auf Tribun Vitellius zu haben.

    Seit Lavinia in Vespasians Haushalt gekommen war, hatte Cato nicht mehr mit ihr gesprochen, sondern nur hin und wieder ein paar flüchtige Blicke mit ihr gewechselt, wenn er mal nach Dienstschluss am Haus des Legaten vorbeigeschlendert war. Einige Male besuchte er Flavia unter irgendeinem Vorwand, in der Hoffnung, Lavinia zu sehen, während er und die Herrin in Erinnerungen ans Palastleben schwelgten. Doch sie zeigte sich nicht, und zur kaum verhohlenen Belustigung der Gemahlin des Legaten schreckte Cato davor zurück, den wahren Grund für seine Besuche zu enthüllen. Eines Tages lachte Flavia laut heraus.
    »Also wirklich, Cato! Du solltest etwas einfallsreicher sein.«
    »Wie meinst du das, Herrin?«
    »Ich spreche von den Vorwänden, die du benutzt, um dich mit mir zu treffen«, meinte sie lächelnd. »Oder sollte ich sagen, um einen Blick auf Lavinia zu erhaschen?«
    Cato errötete und protestierte stammelnd, was Flavia zu neuerlichem Gelächter reizte. Er runzelte die Stirn.
    »Bitte nicht ärgern! Ich mache mich nicht über dich lustig, wirklich nicht. Wenn du das Mädchen sehen willst, hättest du etwas sagen sollen, dann hätte ich etwas für euch beide arrangiert. Möchtest du sie jetzt sehen?«
    Cato nickte.
    »Also gut. Aber vorher möchte ich noch etwas mit dir besprechen.«
    »Was denn, Herrin? «
    »Ich nehme an, du weißt kaum etwas über Lavinia?«
    »Ich bin ihr an dem Tag, an dem du sie gekauft hast, zum

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