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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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ersten Mal begegnet«, gestand Cato.
    »Das hat sie mir auch gesagt.«
    »Der Händler, der sie verkauft hat, meinte, sie habe vorher einem der Tribunen gehört.«
    »Ja.« Flavia nickte. »Plinius. Ein netter Mann, sehr intelligent – eine Eigenschaft, die in der Armee völlig fehl am Platze ist.«
    »Weshalb hat er sie verkauft? Warum hat er ihr bloß die paar Lumpen gelassen, die sie am Leibe trug? «
    »Die Antwort darauf hängt davon ab, wem du Glauben schenkst.«
    »Wie soll ich das verstehen, Herrin?«
    »Plinius hat herumerzählt, er habe sie verkauft, weil sie für die Hausarbeit wertlos gewesen sei. Er meinte, sie sei faul, unehrlich und lernunfähig. Das Fass habe sie zum Überlaufen gebracht, als sie ihm ein seidenes Nachthemd gestohlen habe.« Flavia beugte sich vor und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Die Geschichte, welche die Offiziersfrauen herumerzählen, ist freilich weit interessanter. Sie meinen, Lavinia sei mehr als eine Arbeitskraft gewesen. Bei ihrem Aussehen wäre alles andere auch pure Verschwendung gewesen. Jedenfalls erzählt man sich, Plinius habe sie einem Händler für Lustsklaven abgekauft und sich an den langen Winterabenden mit ihr vergnügt.«
    »Eine Konkubine!«
    »Nicht direkt. Unserem guten Plinius reichte das nicht. Er wollte hinterher auch noch eine gepflegte Unterhaltung führen. Deshalb versteckte er sie in den letzten Monaten in seinem Quartier und brachte ihr Lesen und Schreiben bei, um sie mit der Literatur bekannt zu machen. Offenbar ein mühseliges Unterfangen.«
    »Kaum ein Grund, sie so auf die Straße zu setzen.«
    »Wohl wahr.«
    »Und was geschah dann, Herrin?«
    »Was in solchen Fällen immer geschieht. Als sie von ihren Büchern aufsah, verdrehte ihr ein anderer Tribun den Kopf, einer, der stattlicher und angenehmer im Umgang war als Plinius. Und gewiss auch besser bewandert auf den Gebieten der Arglist und Verführung.«
    Cato überlegte einen Moment. »Vitellius?«
    »Wer sonst? Kaum war sein Blick auf sie gefallen, wollte er Lavinia auch schon haben. Aufgrund ihrer Unerfahrenheit spielte Lavinia nicht etwa erst die Spröde, sondern gab sich ihm mit ungehöriger Bereitwilligkeit hin – offenbar war sie recht angetan von Vitellius. Jedenfalls nahm er sie, und zwar nicht nur einmal, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf. Bis Vitellius eines Tages ein Stelldichein überzog und von Plinius überrascht wurde, der nach einem harten Arbeitstag darauf brannte, sich einer Unterweisung in den Grundlagen der Grammatik zuwenden zu können. Nun, du kannst dir die Szene gewiss vorstellen; die Folgen kennst du bereits. Kurz darauf übergab er sie dem Händler.«
    »Arme Lavinia.«
    »Arme Lavinia?« Flavia hob die Brauen. »Mein lieber Junge, dafür wurde sie schließlich großgezogen. Du bist solchen Mädchen doch gewiss auch im Palast begegnet? Unter den letzten beiden Kaisern gehörten sie doch praktisch zum Inventar.«
    »Das ist wohl wahr«, räumte Cato ein. »Mein Vater hat sich allerdings nach Kräften bemüht, mich von ihnen fern zu halten. Er meinte, ich solle mich für etwas Besseres aufheben. «
    »Das hat er gesagt? Und glaubst du, Lavinia ist etwas Besseres? «
    »Ich weiß nicht, was sie ist, ich weiß bloß, was ich für sie empfinde. Verstehst du das, Herrin?«
    »Aber ja. Es ist das erste Mal, dass dir jemand den Kopf verdreht hat. Scheint so, als hätte es dich schlimm erwischt – aber keine Sorge, das geht bald wieder vorbei. Das ist immer so.«
    Cato funkelte sie an und sagte voller Bitterkeit: »Denken alle Erwachsenen so?«
    »Nicht alle. Aber junge Leute schon. Das ist ihr Vorzug und ihr Fluch.« Flavia lächelte. »Glaub mir, ich verstehe deine Gefühle. In ein paar Jahren wirst du begreifen, dass ich Recht hatte. Weder jetzt noch später wirst du mir dafür dankbar sein. Aber gehen wir die Sache doch mal anders an. Was hält Lavinia von dir, was meinst du?«
    »Ich weiß es nicht«, räumte Cato ein. »Sie kennt mich ja noch nicht.«
    Flavia lächelte milde und schwieg einen Moment.
    »Also gut, Herrin – ich kenne sie auch noch nicht.«
    »Braver Junge, du wirst allmählich vernünftig. Es ist wichtig, dass du einen klaren Kopf bewahrst. Mein Mann hält große Stücke auf dich, also tu nichts Übereiltes, das du später bereuen könntest. Mehr will ich gar nicht sagen. Also, möchtest du sie jetzt sehen?«
    »Ja.«
    Flavia lächelte. »Das hab ich mir gedacht.«
    »Du bist enttäuscht von mir, Herrin.«
    »Ganz im Gegenteil. Ein Mann,

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