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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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beschwichtigend die Hände. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Verzeih mir. Jetzt habe ich dich in Verlegenheit gebracht. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Verzeihst du mir?«
    » Ja, Herrin. «
    »Ach, mein Lieber! Ich habe dich wirklich erzürnt. Ich hoffe bloß, ich kann es wieder gutmachen, wenn du uns besuchen kommst. Mit diesem Blick kann ich dich unmöglich im Stützpunkt herumlaufen lassen, der schadet der Moral.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung, Herrin.«
    »Natürlich ist es das. Also, wir sehen uns später.«
    » Ja, Herrin. «
    »Komm, Lavinia!«
    Lavinia. Cato ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, und während er beobachtete, wie Flavia ihre Neuerwerbung wegführte, blickte sich das Sklavenmädchen um und zwinkerte ihm zu.

18

    Das Haus des Legaten war in Aufruhr. Im Wohnbereich standen überall Packkisten herum, und die Haussklaven waren damit beschäftigt, alle zerbechlichen Gegenstände in Stroh zu betten. Die Sklaven fürchteten Flavias Zorn – wurde sie gereizt, reagierte sie bisweilen heftig und war sich auch nicht zu schade, einen Sklaven auspeitschen zu lassen, wenn die Umstände es erforderten – und behandelten Flavias Ton- und Porzellansachen mit größter Vorsicht. Außer dem Geschirr musste Flavia noch das Verpacken der Wäsche und der Möbel beaufsichtigen – dies alles wurde zu Vespasians Haus auf dem Quirinal in Rom geschickt. Flavia und Titus sollten ihn so weit wie möglich zur gallischen Küste begleiten und nach Hause zurückkehren, sobald der Feldzug begann. Mittlerweile war die Hexenjagd auf die überlebenden Mitverschwörer des Scribonianus wohl zum Erliegen gekommen, und in der römischen Gesellschaft war wieder Ruhe eingekehrt. Außerdem war Rom der beste Ort für Titus, denn allmählich mussten sie auch an seine Erziehung denken. Vespasian favorisierte eine berufsbezogene Ausbildung in Rechtskunde und Rhetorik und wollte, dass Flavia sich sobald wie möglich nach einem Lehrer umsah.
    Inmitten des Durcheinanders aus Kisten und Strohhaufen winkte eine weibliche Bedienstete, um Flavia auf sich aufmerksam zu machen.
    »Was gibt es?«
    »Jemand möchte dich sprechen, Herrin. Einer der Soldaten«, sagte sie mit unverhohlenem Abscheu.
    » Wer? «
    »Ein Optio.«
    »Cato?«
    »Ja, Herrin, so hat er sich vorgestellt.«
    »Ist gut. Ich glaube, eine kleine Pause würde nicht schaden. «
    Eine der Sklavinnen hob den Blick gen Himmel.
    »Führ den Optio ins Arbeitszimmer. Ich komme gleich nach. Er soll es sich bequem machen. Und biete dem Jungen etwas zu trinken an.«
    » Ja, Herrin. «

    »Ich habe gleich vermutet, dass du es bist«, sagte Flavia, als sie, bekleidet mit einer leichten Seidenstola, ins Arbeitszimmer geschwebt kam. Wie die meisten Räume im Haus des Legaten wurde auch dieses Zimmer beheizt, und Cato hatte bis zu Flavias Eintreten in der Wärme geschwelgt.
    »Du hast Glück, dass diese Narren noch nicht mein Arbeitszimmer verpackt haben. Setz dich.«
    Cato nahm wieder Platz, während Flavia zu einem großen Regalschrank hinüberschwebte, auf dem Dutzende von Schriftrollen gestapelt waren. Sie hielt kurz inne und streifte liebevoll mit der Hand über einige der Rollen, dann wandte sie sich an den Optio.
    »Nimm dir, was dir gefällt, oder jedenfalls so viel, wie du tragen kannst. Du kannst die Philippika haben – bombastisch in der Ausdrucksweise, aber hin und wieder ein Geistesblitz – und die Georgina, eine sehr fruchtbare Lektüre, und hier sind ein paar Bände Livius. Möchtest du auch etwas Dichtkunst haben?«
    » Gern, Herrin. «
    Nach etwa einer Stunde lag neben Cato auf dem Diwan ein Stapel Schriftrollen, und er stand vor der herzzerreißenden Aufgabe, zu entscheiden, für welche Schriften Platz in seinem Marschgepäck war. Flavia beobachtete nachdenklich, wie er im Geiste jedes einzelne Werk bewertete, ehe er sich dafür oder dagegen entschied.
    »Lavinia scheint dir recht gut gefallen zu haben, nicht wahr?«
    »Herrin?« Cato schaute auf, eine Schriftrolle in der Hand.
    »Das Sklavenmädchen, das ich heute Morgen gekauft habe.«
    »Ach, die!«
    »Ja, genau die. Mir machst du nichts vor, junger Cato, ich kenne mich aus. Die Frage ist bloß, was willst du jetzt tun?«
    Cato erwiderte ihren Blick; er schämte sich, weil seine Gefühle so offensichtlich waren und ihm der Wunsch, Lavinia wiederzusehen und in ihre smaragdgrünen Augen zu blicken, so deutlich anzusehen war.
    »Na ja, vielleicht habe ich mich ja getäuscht«, neckte ihn Flavia.

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