Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
abgesehen von einer gewissen Steifheit im Bein und dem ständigen Jucken machte sie ihm nicht mehr zu schaffen als seine übrigen Narben.
    »Die Wasserträger kommen, Herr.«
    »Irgendwelche Nachzügler, Cato?«
    »Zwei, Herr. Wurden beide ins Strafbuch eingetragen.«
    »Gut. Dann ruh dich jetzt ein bisschen aus, mein Junge. « Er klopfte neben sich auf den Boden. »Der Legat legt ein mörderisches Tempo vor. Ein Wunder, dass wir nicht mehr Ausfälle haben. Bislang sind es erst sieben.«
    Cato blickte auf Macros Bein, als dieser sich wieder den Schenkel rieb. »Was macht das Bein heute, Herr?«
    »Dem geht’s gut. Muss sich halt erst wieder ans Marschieren gewöhnen.«
    Zwei Sklaven näherten sich entlang der Kolonne und schenkten Wasser aus Trinkschläuchen in den Essnapf, den die durstigen Legionäre ihnen entgegenreckten. Die Wasserträger gehörten zu einem Kontingent Sklaven, die Vespasian mitgenommen hatte, damit sie all die niedrigen Arbeiten verrichteten, die das Vorankommen der Legion auf dem Eilmarsch zum Meer ansonsten verzögert hätten. Sie bewegten sich eilig von Mann zu Mann und blieben gerade so lange stehen, um jeden Essnapf zur Hälfte zu füllen. Als sie vorbei waren, trank Cato dankbar von der säuerlich schmeckenden Mischung aus Wasser und billigem Wein. Die Beine taten ihm fürchterlich weh, und das Joch, an dem seine Waffen und die übrige Ausrüstung hingen, war unerträglich schwer. Bislang hatte er nur deshalb Schritt gehalten, weil er fürchtete, als Schwächling zu erscheinen, der mit den Veteranen nicht mithalten konnte – mit Männern, denen er dank der Protektion des Kaisers übergeordnet war und nicht aufgrund seiner Verdienste.
    Macro musterte den jungen Mann forschend, während er noch einen Schluck aus dem Essgeschirr nahm und die Flüssigkeit im Mund umherspülte, um den erfrischenden Geschmack ganz auszukosten. Cato saß vorgebeugt da, die Unterarme auf die Knie gestützt, die Hände schlaff herabhängend, und blickte angespannt ins Leere. Macro hätte vor väterlicher Zuneigung beinahe gelächelt. Trotz seiner anfänglichen Befürchtungen hatte Cato sich gut gemacht. An seinem Mut und seiner Kaltblütigkeit auch unter Druck bestand kein Zweifel; außerdem trat er allmählich auch wie ein Offizier auf. Die Befehle gingen ihm jetzt leichter über die Lippen, wenngleich noch ein wenig steif und humorlos. Aber das würde sich mit der Zeit auch noch geben. Zudem war er ein hervorragender Untergebener; gewissenhaft führte er jeden Befehl aus, den Macro ihm gab, und ließ es in unerwarteten Situationen nicht an Eigeninitiative fehlen.
    Und schließlich war Macro ihm zu Dank verpflichtet. Am Ende eines jeden Tages nahm Cato sich bereitwillig Zeit, die Unterweisungen im Lesen und Schreiben so diskret, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war, fortzuführen. Macro stellte zu seiner Erleichterung fest, dass an der ganzen Geschichte weniger dran war, als er befürchtet hatte. Die Schrecken einflößenden, unverständlichen Zeichen gaben ihr Geheimnis allmählich preis, und Macro vermochte bereits einfache Texte stockend zu lesen, indem er Wort für Wort mit dem Finger an den Zeilen entlangfuhr und mit den Lippen Laute formte, die nach und nach Worte ergaben.
    »Gepäck aufnehmen!« Der Ruf wanderte die lang gestreckte Reihe der Sechsten Zenturie entlang, bis zu Macro, der sich sogleich erhob und den Befehl in Exerzierplatzlautstärke weitergab. Die Zenturie rappelte sich vom Straßenrand hoch und schulterte die Tragejoche, während die wenigen Männer, deren Kräfte ausgereicht hatten, um mal eben ein wenig auf Beschaffung auszuziehen, zur Straße eilten, die Tornister mit Obst und Kleingetier voll gestopft, das sie den Bauern in der Nähe entweder abgekauft oder gestohlen hatten. Die Zenturie wartete, während die Kolonnenspitze sich allmählich in Bewegung setzte. Dann marschierten sie weiter die gepflasterte Straße entlang, die von Divodurum nach Westgallien führte.
    Der unerfahrene Cato litt fürchterlich im Vergleich zu den abgehärteten Veteranen. Der Nachmittagsabschnitt war eine Qual für ihn, zumal die Blasen, die er sich gleich zu Beginn des Marsches zugezogen hatte, mittlerweile aufgeplatzt waren und die wunden Stellen der letzten Tage gerade erst verheilten. Am besten ging es noch, wenn er versuchte, an andere Dinge zu denken, wenn er die sanft wogende Landschaft auf sich wirken ließ oder den Blick nach innen wandte und sich mit seinen Gedanken beschäftigte. Und

Weitere Kostenlose Bücher