Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
nicht losließ.
    »Was ich gern wissen würde«, sagte Vespasian lächelnd, »was hattest du dort überhaupt zu suchen?«
    »Herr?«
    »Was hast du gestern Nacht in meinem Zelt gemacht?«
    »Gestern Nacht?«, wiederholte Lavinia mit unschuldig geweiteten Augen.
    »Genau. Als ich zu Bett ging, war das Band noch nicht da. Also heraus mit der Sprache, was hast du dort gemacht? «
    »Nichts, Herr! Ich schwör’s.« Ihr Blick flehte ihn an, ihr zu glauben. »Ich bin bloß hineingegangen, um mich einen Moment hinzulegen. Ich war müde. Ich wollte es bequem haben. Und da habe ich wohl das Band verloren.«
    Vespasian musterte sie durchdringend, dann fuhr er fort. »Du wolltest dich auf meinem Diwan ausruhen? Das war alles?«
    Lavinia nickte.
    »Und hast du etwas aus dem Zelt mitgenommen?«
    »Nein, Herr.«
    »Hast du jemanden gesehen, während du dort warst?«
    »Nein, Herr.«
    »Verstehe. Hier, nimm.« Er schob ihr das Seidenband hin, lehnte sich zurück und ließ sich ihre Auslassungen durch den Kopf gehen. Es mochte durchaus sein, dass sie die Wahrheit sagte, ebenso gut möglich aber war, dass sie eine völlig andere Geschichte auftischen würde, wenn man ein wenig nachhalf. Kaum aber war ihm der Gedanke an Folter gekommen, schob Vespasian ihn auch schon wieder beiseite. Er bezweifelte nicht, dass die Folter geeignet war, die Zunge eines Beschuldigten zu lockern, bloß hatte er schon allzu häufig erlebt, dass die Opfer gerade das aussagten, was die Folterer von ihnen hören wollten. Folglich war dies wohl kaum eine wirksame Methode zur Wahrheitsfindung. Er musste einen anderen Weg einschlagen.
    »Meine Frau hat mir erzählt, du seist erst kürzlich zu unserem Gesinde gestoßen.«
    »Ja, Herr.«
    »Wem hast du vorher gehört?«
    »Tribun Plinius, Herr.«
    »Plinius!« Vespasians Augenbrauen ruckten nach oben. Das änderte die Sachlage. Was hatte eine ehemalige Sklavin des Plinius in seinem Gesinde zu suchen? War sie vielleicht eine Spionin?
    »Weshalb hat Plinius dich verkauft?«
    »Er wurde meiner überdrüssig.«
    »Du wirst es mir nachsehen, wenn es mir schwer fällt, dies zu glauben.«
    »Es ist dennoch wahr, Herr!«, wandte Lavinia ein.
    »Da muss noch mehr dahinter stecken. Erzähl schon, Mädchen, und du tust gut daran, dich an die Wahrheit zu halten.«
    »Da steckt wirklich noch mehr dahinter, Herr«, räumte Lavinia ein und senkte den Kopf, wie Flavia es ihr geraten hatte. »Der Tribun wollte mit mir … gewisse Sachen machen. «
    Da möchte ich drauf wetten, dachte Vespasian.
    »Aber das reichte ihm nicht, er wollte, dass ich seine Gefühle erwidere. Das brachte ich nicht fertig, und da begann er mir zu zürnen. Und als er dahinterkam, dass ich jemand anderen liebte, wurde er wütend und schlug mich.«
    »Na, na, na«, machte Vespasian mitfühlend. »Und wer war diese andere Person, der, den du liebtest?«
    »Bitte, Herr.« Lavinia schaute auf, in ihren Augen funkelten Tränen. »Das möchte ich nicht sagen.«
    »Du musst es mir sagen, Lavinia.« Vespasian beugte sich vor und tätschelte ihr tröstend den Arm. »Ich muss wissen, wer dieser Mann war. Das ist äußerst wichtig. Ich kann dir befehlen, es mir zu sagen.«
    »Vitellius!«, platzte sie heraus, dann brach sie in Tränen aus und schlug die Hände vors Gesicht.
    Vitellius. Dann liebte sie also Vitellius. Reichte das aus, um sie zu seinem Werkzeug werden zu lassen? Vespasian kam ein neuer Gedanke.
    »Hast du dich mit Vitellius getroffen, seit du zu uns gekommen bist?«
    »Herr?«
    »Du hast mich schon richtig verstanden. Triffst du dich noch immer mit ihm?«
    Sie nickte.
    »Hast du dich gestern Nacht mit ihm getroffen? In meinem Zelt?«
    Lavinia blickte zu ihm auf und schüttelte den Kopf.
    »Aber du hattest es vor. Hab ich Recht?«
    »Er ist nicht gekommen, Herr. Ich habe gewartet, aber er kam nicht, obwohl er es mir versprochen hatte. Daher legte ich mich schlafen. Dass ich das Band verloren hatte, fiel mir erst heute Morgen auf.«
    »Ich verstehe. Wollte Vitellius schon mal etwas über mich wissen? Hat er dich gebeten, aus meinem Haus zu berichten?«
    »Wir haben uns natürlich unterhalten«, antwortete Lavinia mit Bedacht. »Aber was ich ihm von meiner Herrin Flavia und dir, Herr, erzählt habe, weiß ich nicht mehr so genau.«
    »Und er hat dich niemals gebeten, etwas aus meinem Zelt zu stehlen oder zu borgen?«
    »Nein, Herr. Niemals.«
    Vespasian blickte ihr forschend in die Augen und versuchte zu erkennen, ob sie die Wahrheit sagte. Laviania sah

Weitere Kostenlose Bücher