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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Vespasian, gebadet, parfümiert und in seine Prunkrüstung geworfen, traf gerade rechtzeitig zu Beginn des Einzugs bei den vor dem Hauptquartier versammelten Offizieren ein.
    Lange nachdem die letzten Sonnenstrahlen der Nacht gewichen waren, kündete ein durchdringendes Trompetengeschmetter Claudius’ Eintreffen an. Die Gasse vom Tor zum hölzernen Prätorium war von Legionären gesäumt, die lodernde Fackeln hochhielten. Im Licht der orangefarbenen und goldenen Flammen marschierte die ranghöchste Kohorte der Prätorianergarde ins Lager ein. Das makellose Weiß ihrer Uniformen und Schilde ließ bei den Männern, die sich zur Tamesis hatten vorkämpfen müssen, ein gewisses Maß an lautlosem Unwillen entstehen. Weitere Kohorten folgten und formierten sich auf dem Paradefeld vor dem Prätorium. Als Nächstes kam eine Schar Knaben in purpurroten Tuniken und mit vergoldeten Weidenkörben im Arm, die Blütenblätter auf dem Weg ausstreuten. Schließlich durchschnitt ein weiterer Trompetenstoß die Nacht, diesmal zusätzlich von einer anderen Art von Trompeten begleitet, was nur von den wenigsten Männern der Invasionsarmee je gehört worden war.
    Schwerfällig und massig gelangten die Elefanten auf der von flackernden Fackeln erhellten Einzugsstraße in Sicht. Auf dem vordersten ritt der Kaiser. Wie auf ein Stichwort legten die Legionäre mit dem Ruf »Imperator! Imperator! Imperator!« los, dem traditionellen Beifallsruf für einen geliebten und geachteten Führer. Claudius saß hinter dem Elefantentreiber auf einem reich verzierten Thron, der eigens für den Elefantenrücken angefertigt war. Ohne den Kopf zu neigen oder der Menge zuzuwenden, winkte der Kaiser huldvoll mit der Hand. Er trug einen prachtvollen Silberharnisch, dessen Juwelenbesatz im Fackellicht wie mit roten und grünen Augen glühte. Ihn umfloss ein Umhang im kaiserlichen Purpurrot; auf der Stirn trug er einen goldenen Kranz, dessen Glanz den flackernden Feuerschein widerspiegelte.
    So großartig das Schauspiel auch war – dem Mann in der Hauptrolle hätte eine Kostümprobe dennoch gut getan. Das ungewöhnlich starke Schwanken bei einem Elefantenritt bereitete dem Ungeübten häufig Übelkeit, außerdem musste bei der heftigen Bewegung der Kranz ständig zurechtgerückt werden, um ästhetisch vorteilhaft auf dem Kopf zu sitzen. Ansonsten aber machte Claudius nach Vespasians Urteil seine Sache durchaus gut.
    Der Elefantentreiber ließ das Tier des Kaisers halten und veranlasste es mit einer festgelegten Folge von Tritten und Kommandos zum Hinlegen. Das Tier ging vorne würdevoll in die Knie, und der Kaiser, der seinen jubelnden Truppen noch immer zuwinkte, wurde beinahe aus seinem Thron geschleudert und vermied dieses unwürdige Schauspiel nur, indem er sich nach hinten warf und an den Armlehnen festklammerte. Allerdings verlor dabei der kaiserliche Kranz seinen Halt. Er purzelte die Flanke des Elefanten hinunter und wäre auf dem Boden gelandet, hätte Narcissus ihn nicht mit einem schnellen Satz geschickt mit einer Hand aufgefangen. Das Tier ging nun auch hinten herunter, und der Kaiser bediente einen verborgenen Hebel, worauf die Seite des Throns aufklappte und sich zu einer bis zum Boden reichenden Treppe entfaltete.
    »Oh! Wie raffiniert!«, staunte Vitellius, der an seinem Platz neben Vespasian stand.
    Der Kaiser stieg vom Thron, setzte unauffällig den von Narcissus zurückerhaltenen Kranz auf den Kopf und humpelte vor, um den General seiner Armee zu begrüßen.
    »Mein lieber Aulus Plautius. Es e-e-erfreut mein Herz, dich w-w-wiederzusehen!«
    »Freude und Ehre sind allein auf meiner Seite, Cäsar«, erklärte Plautius und senkte den Kopf.
    »Ja, s-sehr nett von dir, m-m-muss ich sagen.«
    »Ich hoffe doch, dass der Cäsar eine gute Reise hatte?«
    »Nein. E-eigentlich nicht. Ein bisschen S-Sturm nach dem Ablegen in Ostia, und die gallischen Straßen müssten v-verbessert werden. Aber die Männer auf der Britannienflotte waren sehr zuvorkommend. Und weißt du was, P-plautius, in jedem befestigten Lager, das ich seit meiner A-ankunft in Rutupiae passiert habe, wurde ich als Imperator bejubelt! Was sagst du dazu?« Seine Augen leuchteten stolz, und vor lauter Begeisterung ging der nervöse Tick los, den er nie ganz in den Griff bekommen hatte, und unterstrich seine Gefühlsaufwallung mit einem plötzlichen Seitwärtszucken des Kopfes, von dem der Kranz beinahe erneut heruntergefallen wäre. Jetzt hing er schief über dem linken Auge, und

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