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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Risiko eingehen? Nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihn und ihren Sohn Titus. Wie konnte sie die ganze Familie in eine solche Gefahr bringen? Aber vielleicht war Flavia ja unschuldig. Vielleicht war ein ganz anderer der Verräter. Höchstwahrscheinlich sogar.
    Wie auch immer die Wahrheit aussehen mochte, falls es wirklich eine Verschwörung gab, mit dem Ziel, den Kaiser zu töten, musste General Plautius sofort davon in Kenntnis gesetzt werden. Gleichgültig, ob Flavia dadurch in Gefahr geriet oder nicht.

39

    Der General verließ gerade das Hauptquartierszelt, als Vespasian eintraf. Aulus Plautius trug die volle Rüstung für zeremonielle Anlässe, und die Nachmittagssonne glänzte auf dem edlen Harnisch und dem vergoldeten Helm. Um ihn herum waren seine hochrangigen Offiziere in ähnlich schimmernder Aufmachung versammelt. Gerade wurde eine Reihe sorgfältig herausgeputzter Pferde den Hang hinaufgeführt, wo die Gruppe vor dem Generalshauptquartier wartete.
    »Ah, da bist du ja, Vespasian. Ich nehme doch an, dass deine Inspektionen heute erfolgreich verliefen?«
    »Herr, ich muss dir etwas sagen. Unter vier Augen.«
    »Unter vier Augen?« Plautius sah verärgert drein. »Dann muss es warten.«
    »Aber, Herr, es ist von allerhöchster Wichtigkeit. Ich muss es dir sofort mitteilen.«
    »Schau, wir können hier nicht länger säumen. Der Kaiser und seine Verstärkungstruppen haben bereits den Hügelkamm auf der anderen Seite des Flusses erreicht. Wenn er in das südliche Lager einreitet, müssen wir da sein, um ihn mit allem Prunk zu empfangen. Und nun lege bitte deine zeremonielle Kleidung an. Dann folge mir so schnell wie möglich ans andere Ufer.
    »Herr …«
    »Vespasian, du hast deine Anweisungen. Führe sie nun bitte aus.«
    Die Pferde waren beim Hauptquartierszelt angekommen, und ohne ein weiteres Wort oder einen Blick zurück bestieg Aulus Plautius eine glänzend schwarze Stute und lenkte das Pferd zu der vor kurzem fertig gestellten Brücke hinüber. Nach einem kräftigen Stoß mit dem scharfkantigen Absatz ging das Tier im Galopp los, und der Rest des Stabs saß hastig auf und eilte hinterher. Vespasian sah ihnen nach, den Mund mit erhobenem Arm vor der aufgewirbelten Staubwolke schützend. Dann klatschte er sich verärgert auf den Schenkel und marschierte zu seiner Legion zurück.

    Claudius und seine Verstärkung wären kurz vor Einbruch der Dämmerung am Südufer eingetroffen, hätte Narcissus es nicht anders arrangiert. So aber wurde der Kolonne auf der anderen Seite des Hügelkamms der Halt befohlen, während der freigelassene Sklave sich in seiner Sänfte vorausbegab, um die entsprechenden Anordnungen für einen dramatischen Einzug zu treffen. Die Sänfte hielt vor den versammelten Reihen der Offiziere, die in lautloser Spannung darauf warteten, dass ihr Insasse herauskam. Die Träger setzten die Sänfte aufs Behutsamste ab, und zwei Lakaien eilten zu den Seidenvorhängen und zogen sie zurück. Die Helmbüsche der Offiziere wippten nach vorn, als sie den Hals verrenkten, um eine möglichst gute Sicht auf die Sänfte zu bekommen, überzeugt, dass es sich hier um eine merkwürdige Verrenkung des Protokolls handelte und dass jeden Moment der Kaiser selbst aussteigen würde. Es folgte ein hörbarer Seufzer der Enttäuschung, als Narcissus aus der Sänfte trat und den General begrüßte.
    »Aulus Plautius! Nettes kleines Lager hier.« Narcissus hielt inne und betrachtete die scharlachroten Umhänge und das Gefunkel der schimmernden Brustplatten. »Seid gegrüßt, meine Herren, ich bin sehr angerührt von diesem Willkommen. So viel Aufwand wäre aber wirklich nicht nötig gewesen.«
    Aulus Plautius hielt seine Verärgerung zähneknirschend im Zaum. Er stand schweigend da, als der freigelassene Sklave mit breitem Lächeln zu ihm trat und ihm die Hand schüttelte.
    »Na schön, dann wollen wir nicht länger nutzlos herumstehen. Wir müssen uns mit den Vorbereitungen für die Ankunft des Kaisers sputen. Behalte deine Stabsoffiziere hier, damit sie bei der Organisation helfen. Der Rest kann sich erst einmal dahin verziehen, wo eure Soldaten sich zwischen den Schlachten eben aufhalten.«
    Während die Offiziere ungeduldig im überfüllten Zelt der Offiziersmesse herumstapften, gab Narcissus rasch seine Anweisungen und ließ Legionäre im ganzen Lager ausschwärmen, um die Materialien zusammenzutragen, die für den vom Obersekretär des Kaisers gewünschten theatralischen Effekt notwendig waren.

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