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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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erkennen war, aufgehalten zu werden. Die vordersten Legionäre der Neunten stießen bereits auf die hinteren Reihen der Prätorianer, und noch immer drangen weitere Kohorten in Wellen aus dem Nebel heraus und marschierten den Abhang hinauf.
    »Wird es nicht ein ziemliches Durcheinander geben, wenn das so weitergeht?«, fragte der Kaiser.
    »Ich fürchte ja, Cäsar.«
    »Warum unternimmt denn dann keiner was?« Claudius schaute sich nach seinen versammelten Stabsoffizieren um. Alle ohne Ausnahme blickten mit ausdrucksloser Miene zurück. »Nun?«
    »Ich schicke jemanden los, um nach dem Grund der Verzögerung zu forschen, Cäsar.«
    »Spar dir die Mühe!«, antwortete Claudius hitzig. »Wenn man will, dass etwas r-r-richtig erledigt wird, muss man es eben selbst tun.« Hart am Zügel reißend grub er seinem Pferd die Fersen in die Flanken und stürmte den Hügel hinunter auf den Nebel zu.
    »Cäsar!«, schrie Narcissus verzweifelt. »Cäsar! Halt!«
    Als Claudius achtlos weiterritt, wirbelte Narcissus fluchend zu den anderen Offizieren herum, die das Geschehen verblüfft verfolgten. »Nun? Auf was wartet ihr noch? Dort reitet der Kaiser, und wo er hinreitet, folgt ihm sein Stab. Vorwärts!«
    Während der Kaiser immer tiefer im Nebel verschwand, ritten seine Stabsoffiziere hinter ihm her und bemühten sich verzweifelt, den Herrscher des römischen Imperiums, der mitten in die Gefahr hineinstürmte, nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Was, um alles in der Welt, ist denn da los?«, fragte Vespasian. Er stand bei seinem Pferd an der Spitze der sechs Kohorten seiner Legion. Ohne Vorwarnung waren der Kaiser und sein kompletter Stab vom Hügel hinuntergaloppiert, und wie Nachzügler eines Pferderennens verschwanden gerade die letzten Reiter im Nebel. Vespasian wandte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu seinem Obertribun um.
    »Wenn man los muss, muss man eben«, bemerkte Vitellius.
    »Ausgesprochen hilfreich, Tribun.«
    »Meinst du, wir sollten ihnen folgen?«
    »Nein. Unser Befehl lautet, hier zu bleiben.«
    »Ist mir auch lieber so, Herr.« Vitellius zuckte mit den Schultern. »Die Aussicht von hier ist jedenfalls besser.«
    Vespasian stand da und beobachtete den gegenüberliegenden Hang, wo die Angriffswellen durcheinander gerieten und sich gegenseitig blockierten, bevor irgendein Offizier den Vormarsch stoppen und die Reihen neu aufstellen konnte. »Wenn wir nicht aufpassen, wird das hier noch ein Desaster.«
    »Einen erbaulichen Anblick kann man das wohl kaum nennen, oder, Herr?« Vitellius kicherte.
    »Lass uns hoffen, dass es das Schlimmste ist, was heute passiert«, antwortete Vespasian. Er blickte zum klaren Himmel auf, an dem inzwischen die Morgensonne strahlte, und schaute dann auf den Nebel hinunter. »Würdest du sagen, dass der Nebel sich lichtet?«
    »Entschuldigung, Herr?«
    »Der Nebel. Ich glaube, er lichtet sich.«
    Vitellius betrachtete das Tal einen Moment lang. Die weißen Nebelschwaden dünnten inzwischen an den Rändern eindeutig aus, und schon konnte man zur Linken den vagen Umriss des Waldes durchschimmern sehen.
    »Ich glaube, du hast Recht, Herr.«

    Dass der Kaiser den wilden Ritt mitten durch seine Armee überlebte, konnte Narcissus nur auf irgendein göttliches Eingreifen zurückführen. Im dichten weißen Nebel war es nahezu unmöglich, mit Claudius Schritt zu halten. Beim Hufklang der herangaloppierenden Pferde stoben die Legionäre nach rechts und links auseinander und sahen verblüfft zu, wie Claudius vorbeigaloppierte, dicht gefolgt von General Plautius und seinen Stabsoffizieren. Als die römischen Reihen immer dichter wurden, musste Claudius seinen Ritt verlangsamen, und schließlich holten die anderen ihn ein und bahnten sich mühsam einen Weg durch das Gedränge. Das volle Ausmaß der Desorganisation wurde erst deutlich, als sie den Hang hinaufritten und aus dem Nebel auftauchten. Entlang der ganzen Front standen die Männer eng zusammengepresst. Am schlimmsten war es bei den Gräben, wo die Unglückseligen, die unten steckten, vollkommen eingekeilt waren; wer hier stolperte und fiel, wurde am Boden zu Tode getrampelt. Nur unter Einsatz der unnachgiebigen körperlichen Wucht ihrer Pferde gelangten Claudius und sein Stab schließlich auf die Palisade und sahen, was schief gelaufen war.
    Caratacus hatte alles genau geplant. Die Gräben und Palisaden waren nur eine Tarnung, bevor hinter dem Hügelkamm dann die echten Befestigungen sichtbar wurden. Zu beiden Seiten verlief über

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