Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
sicher fühlen. Deshalb wäre ich äußerst dankbar, meine Herren, wenn ihr ein Auge und ein Ohr auf alles haben würdet, was auch nur im Entferntesten verdächtig wirkt. General Plautius, du kannst die Offiziere jetzt entlassen. «
Einen Moment lang war Vespasian sich sicher, dass der General angesichts der Unverfrorenheit des ehemaligen Sklaven in die Luft gehen würde, und hätte ihn am liebsten durch eigene Willensübertragung dazu genötigt. Doch im letzten Moment blickte Plautius über Narcissus’ Schulter und sah, dass Claudius sie durch eine kleine Lücke in der Zeltklappe genau beobachtete, an einem Gebäckstück kauend, mit dem er seine prachtvollen kaiserlichen Gewänder achtlos vollkrümelte. Der General nickte seinen Offizieren kurz zu, und sie verließen eilig das Zelt, um nur ja nicht in eine Konfrontation zwischen Plautius und dem kaiserlichen Obersekretär hineingezogen zu werden.
Vespasian wartete am Kartentisch, entschlossen, seine Meinung zu sagen, und so übersah er absichtlich Sabinus’ warnenden Blick, der kurz auf der Schwelle stehen blieb, um ihn zu sich zu winken. Schließlich waren nur noch Vespasian, Plautius, der Kaiser und sein ehemaliger Sklave da.
»Sehe ich recht, dass du meinen Plan m-missbilligst, Legat? «
»Cäsar«, begann Vespasian vorsichtig, »der Plan ist ausgezeichnet. Du willst diesen Krieg wie einen Blitzschlag führen, der deinen verstörten Feind mit einem einzigen, blendend hellen Strahl niederwirft, bevor er überhaupt reagieren kann. Wer würde Krieg nicht auf diese Weise führen wollen? Aber …« Mit einem Blick rundum prüfte er abwägend die Mienen der anderen Männer.
»Bitte, fahre fort«, meinte Narcissus kühl. »Dein Schweigen hallt wie Donner. Aber?«
»Das Problem liegt beim Feind. Wir gehen davon aus, dass er einfach auf dieser Hügelkette sitzt und sie verteidigt. Was aber, wenn er Truppen im Wald versteckt hält? Was, wenn…«
»Das haben wir schon besprochen, Vespasian«, unterbrach ihn Narcissus, als müsste er einem ganz besonders dummen Schuljungen etwas noch einmal erklären. »Die Kundschafter berichten, dass der Wald undurchdringlich ist.«
»Was aber, wenn sie sich irren?«
»Was, wenn sie sich irren?«, äffte Narcissus ihn nach. »Was, wenn in irgendwelchen Gräben Streitwagen verborgen liegen, die über uns hereinbrechen, sobald wir uns nähern? Was, wenn Tausende von Männern sich im Sumpfland verborgen halten? Was, wenn sie sich insgeheim mit einem Amazonenstamm verbündet haben, der unsere Männer von jeglichem Gedanken an Invasion und Eroberung ablenkt?«
Sein spöttischer Tonfall brachte Vespasian in Wut. Wie konnte dieser Narr es wagen, ihm eine solche Verachtung zu zeigen?
»Die Gegend wurde gründlich ausgekundschaftet«, fuhr Narcissus fort. »Wir wissen, wo der Feind liegt, wir wissen, wie wir unsere Stärken gegen seine Schwächen ausspielen müssen, wir haben Caratacus schon wiederholt geschlagen und wir werden ihn wieder schlagen. So oder so aber sind die Befehle jetzt ausgegeben, und damit ist es nun zu spät, noch irgendetwas zu ändern.«
Plautius fing Vespasians Blick auf und schüttelte den Kopf, um allem weiteren Argumentieren einen Riegel vorzuschieben. Das Wort des Kaisers war Gesetz, für einen Soldaten mehr noch als für jeden anderen, und daran gab es nichts zu rütteln. Wenn Claudius seinen Blitzkrieg führen wollte, konnte keiner ihn aufhalten – außer den Briten.
48
Die Niederschläge der letzten Tage im Verbund mit der Nähe des Sumpfes und des Flusses erzeugten einen ganz besonders dichten Nebel, der das flache Tal zwischen den beiden Heeren mit seinen Schwaden erfüllte. Lange bevor die Sonne aufging und die milchigen Schleier orangefarben überzog, waren die Legionäre angezogen, hatten gefrühstückt und marschierten los, um ihre Position für die bevorstehende Schlacht einzunehmen. Von beiden Seiten der Prätorianerkohorten war das mechanische Klirren der Katapulte zu hören, wenn die Artilleristen die Spannhebel Zahn um Zahn über die Ratsche anzogen. Kleine Kohlebecken glommen, an denen die Brandgeschosse entzündet wurden. Ganz am rechten Rand standen die Elefanten dicht aneinander gedrängt, von den bleichen Nebelfetzen, die sie von allen Seiten umwaberten, ernstlich beunruhigt.
Auf einem grasbewachsenen Hügel dicht vor dem römischen Lager warteten der Kaiser und sein Stab auf Nachricht über die Schlachtvorbereitungen. Unter ihnen verhüllte der Nebel den größten Teil der
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