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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Hunderte von Fuß ein System verborgener Fallgruben, am Boden mit Spießen gespickt – die von Julius Cäsar so geliebten ›Lilien‹ –, und schließlich folgten ein tiefer Graben und ein weiterer, von einer Palisade gekrönter Erdwall. Ohne jede Artillerieunterstützung waren die Prätorianereinheiten ganz auf sich gestellt gezwungen gewesen, in diese Todesfalle vorzurücken, auf jedem Schritt des Weges von den Briten bekämpft. Überall lagen die Leichen von Prätorianern, auf ›Lilien‹ aufgespießt. Andere waren von versteckten Fußangeln verkrüppelt worden, deren scharfe Eisenspitzen direkt durch die Sohlen der Militärsandalen in die Füße drangen. Auf diesem von Fallen übersäten Hang waren nur einige wenige gangbare Wege offen geblieben, und dorthin waren die Prätorianer gedrängt worden. Eine Hand voll Briten reichte hier, um sie am Weitermarsch zu hindern, während gleichzeitig die Flanken einem gnadenlosen Beschuss ausgesetzt waren, von flachen Schanzen herunter, die man rund um die Fallen aufgeworfen hatte. Das Eintreffen zusätzlicher Truppen hatte die Situation nur noch verschlimmert, da die Prätorianer noch tiefer in die Fallen hineingedrängt wurden.
    Claudius betrachtete das Desaster voller Entsetzen, Plautius war von kalter Wut erfüllt. Ohne die Billigung des Kaisers abzuwarten, rief er seine Befehle.
    »Schickt Boten an alle Legaten. Sie sollen ihre Männer sofort zurückziehen. Sie sollen zu ihren Sammelpunkten zurückkehren und weitere Befehle abwarten. Los!«
    Als die Stabsoffiziere sich wieder den Hang hinunterkämpften, erwachte Claudius aus seiner Starre und reagierte auf die Befehle, die sein General gerade erteilt hatte. »Sehr gut, Plautius – ein taktischer Rückzug. Sehr v-v-vernünftig. Aber zunächst einmal wollen wir dieses Ablenkungsmanöver richtig nutzen. Die Zweite soll um den Hügelkamm herum vorrücken und den Feind von der Flanke her angreifen. Erteile jetzt sofort Befehl dazu!«
    Plautius starrte seinen Kaiser an, völlig sprachlos angesichts der schieren Idiotie dieses Befehls. »Cäsar, die Zweite ist die letzte einsatzfähige Einheit, die uns verbleibt.«
    »Genau! Und jetzt gib den Befehl.«
    Als Plautius sich nicht rührte, wiederholte der Kaiser den Befehl an Narcissus gewandt. Sofort schaute Narcissus sich nach einem Boten um.
    »Sabinus! Komm her!«
    Während Narcissus den Befehl erteilte, hörte man den Feind immer lauter brüllen, da sich die Nachricht verbreitete, dass sich der römische Kaiser selbst in Schussweite befand. Schleudergeschosse und Pfeile hagelten aus den feindlichen Linien auf Claudius und seinen Stab nieder, und die kaiserlichen Leibwächter stellten sich eilig um ihren Herrn auf, um ihn mit erhobenen Schilden zu decken. Seine übrigen Begleiter mussten absteigen und sich die Schilde von Gefallenen nehmen, da der Beschuss immer stärker wurde. Hinter einem britischen Schild hervorspähend, erblickte Narcissus im Gewimmel der Briten plötzlich scharlachrot heranwogende Mäntel, und als Caratacus’ Elitekrieger nun bis ganz in die Nähe des Kaisers voranstürmten, nahm das Gebrüll aus den feindlichen Kehlen einen fanatisch schrillen Tonfall an.
    »Jetzt geht es ums Ganze!«, murmelte Narcissus und wandte sich wieder Sabinus zu.
    »Hast du verstanden? Wenn dein Bruder seine Männer nicht rechtzeitig heranführt, ist der Kaiser verloren, und die Armee wird niedergemetzelt. Also eile!«
    Sabinus stieß seinem Pferd die Fersen in die Weichen, und das Tier schoß sich aufbäumend los und galoppierte durch die dichten Reihen der Legionäre zurück. Hinter Sabinus übertönte das Gebrüll der dem Kaiser entgegenströmenden Briten alle anderen Schlachtgeräusche.
    Verzweifelte und verwirrte Gesichter blitzten vor Sabinus auf, als er sich mit seinem Pferd unbarmherzig einen Weg durch die dichte Masse bahnte, ohne auf die Schreie jener Männer zu achten, die von seinem Pferd niedergetreten wurden.
    Schließlich lichtete sich das Gedränge der Legionäre, und er spornte sein Pferd zum Galopp an, den Hügel hinauf auf das römische Lager zu. Durch den Nebel spähend, hielt er aufgeregt nach den ersten Anzeichen der Legion seines Bruders Ausschau. Dann tauchten unmittelbar vor ihm die schemenhaften Umrisse seiner Standarten auf. Plötzlich lichtete sich der Nebel, und mit einem Schrei lenkte Sabinus sein Pferd an die Seite seines jüngeren Bruders und richtete ihm atemlos den kaiserlichen Befehl aus.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Absolut, Bruder.

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