Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
kehrte zum Bett zurück, den Dolch ehrfürchtig in der Hand. »So etwas Wunderschönes. Der Kaiser wird hingerissen sein.«
»Genau das hofft mein Vater. Und ich denke, ein solches Geschenk sollte man am besten mit dem Gefühl für den richtigen Moment überreichen. Ich dachte also, ich könnte ihn dem Kaiser zum Höhepunkt der morgigen Feier darbringen, vor all seinen Gästen, damit sie Claudius’ Reaktion auf diese Geste der Treue und Liebe meines Vaters sehen.«
»Die werden vor Neid sterben.«
»Genau so habe ich es mir vorgestellt«, antwortete Vitellius. »Und darum musst du mir den Gefallen tun, ihn für mich zum Bankett zu bringen. Keiner wird mit irgendeiner Klinge in die Nähe des Kaisers gelassen. Seine Wächter werden alle förmlich geladenen Gäste durchsuchen, doch du gelangst durch die Küche zum Bankett. Du musst den Dolch einfach nur auf diese Weise verstecken.« Er griff unter ihre Tunika und presste die Scheide gegen die Innenseite ihres Schenkels. Lavinia keuchte auf und lachte dann. »Du musst das Geschenk dort festbinden. Keiner wird wissen, dass es da ist.«
Lavinia nahm die Scheide wieder in die Hand und betrachtete sie mit besorgtem Gesicht.
»Was ist denn los?«
»Was, wenn ich doch durchsucht werde und man das hier bei mir findet?«
»Keine Sorge, Lavinia. Ich bin ganz in deiner Nähe. Falls irgendetwas dieser Art passiert, bevor ich den Dolch von dir zurückbekomme, trete ich dazwischen und erkläre alles.«
Lavinia sah ihm aufmerksam ins Gesicht. »Was aber, wenn du das nicht tust?«
Vitellius’ Gesicht nahm einen Ausdruck von Gekränktheit und Verärgerung an. »Warum sollte ich dich denn in Schwierigkeiten bringen wollen?«
»Keine Ahnung.«
»Genau. Ich werde wohl kaum die Frau, die ich liebe, in Gefahr bringen, oder?« Er legte den Arm um sie, zog sie an seine Brust und wartete ab, bis sie sich ein wenig entspannt hatte, bevor er weiterredete. »Wenn du erst einmal drinnen bist und deiner Herrin Flavia und Vespasian aufwartest, komme ich zu dir und nehme den Dolch so schnell wie möglich an mich.«
»Aber nicht allzu öffentlich, hoffe ich!«
»Natürlich nicht. Für einen Angehörigen meiner Klasse wäre es völlig unziemlich, in der Öffentlichkeit eine Sklavin zu befummeln.«
»Danke für deine Sorge um meinen guten Ruf«, antwortete Lavinia bitter.
»Das war nur ein Scherz, meine Süße. Wir müssen einfach einen ruhigen Ort finden, wo ich ihn dir abnehmen kann.« Er drückte sie liebevoll. »Tust du das für mich? Meinem Vater bedeutet es viel, und mir ist es hilfreich für meine Karriere.«
»Was springt dabei für mich heraus?«
»Sobald ich meinen Beuteanteil erhalte, kaufe ich dich Flavia ab, das schwöre ich dir. Danach können wir über deine Freilassung reden.«
»Netter Gedanke. Aber warum sollte Flavia mich verkaufen wollen?«
»Sie täte nicht klug daran, mir das zu verweigern«, antwortete Vitellius ruhig. »Außerdem kann ich dich beim Bankett dem Kaiser vorstellen und ihn bitten, mich als Belohnung für die Rettung der Zweiten Legion vor Togodumnus’ Hinterhalt mit dir zu beschenken. Dem könnte Vespasian sich wohl kaum verweigern. Es würde außerordentlich undankbar wirken. Achte einfach auf mein Zeichen und komm dann gleich zu mir.«
»Du hast dir alles genau überlegt, nicht wahr?«, fragte Lavinia stirnrunzelnd.
»Oh, ja.«
»Und dann?«, fragte Lavinia mit hoffnungsvoll schimmernden Augen.
»Und dann?« Vitellius führte ihre Hand an den Mund und küsste die zarte Haut. »Dann können wir einen Skandal verursachen und heiraten.«
»Heiraten … «, flüsterte Lavinia. Sie warf ihm die Arme um den Hals und zog ihn so fest wie nur möglich an sich. »Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr, dass ich alles für dich tun würde. Alles!«
»Jetzt mal sachte, ich kann ja kaum atmen!« Vitellius kicherte. »Ich bitte dich nur um diesen einen, kleinen Gefallen, und außerdem um dein Jawort, meine Frau zu werden, sobald wir es ermöglichen können.«
»Oh, ja!« Lavinia drückte ihm einen Kuss auf die Wange und zog sich dann rasch zurück. »Jetzt muss ich aber los.« Sie nahm den Dolch an sich.
»Hier, schlag ihn in das hier ein.« Vitellius nahm sein Halstuch von der Bettkante und warf es ihr zu. »Am besten trägst du ihn bis zum Bankett wohlverborgen am Leib. Für so etwas würde so mancher morden.«
»Er ist bei mir sicher. Versprochen.«
»Das weiß ich, meine Süße. Und jetzt musst du gehen.«
Nachdem Lavinia das Zelt verlassen
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