Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Kolonne eine Engstelle passierte oder einfach der eine dem anderen auf die Hacken trat, und die stets lauernde Gefahr eines Hinterhalts. Auch die Koordinierung der Truppenteile war ein Albtraum, und deshalb setzten Armeekommandanten ihre Truppen zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang nur selten in Bewegung. Doch der von Plautius und seinem Stab entwickelte Angriffsplan verlangte, dass die Zweite Legion so früh wie möglich den Fluss überquerte und an Ort und Stelle eintraf, und zwar am besten im Schutz der Dunkelheit.
    Bei der Nachricht von der Entdeckung einer Furt, die nur zwei Meilen vom Marschlager der Legion entfernt lag, hatte Vespasian seinem Glück nicht recht getraut. Das kam beinahe schon zu gelegen, war geradezu verdächtig günstig, und so hatte er den Optio genau befragt. Cato war, wie er aus seinen bisherigen Erfahrungen mit dem jungen Mann wusste, intelligent und vorsichtig – zwei Eigenschaften, die der Legat besonders schätzte –, und man konnte sich auf die Richtigkeit seiner Berichte verlassen. Wenn allerdings der Optio die Furt so problemlos entdeckt hatte, dann wussten gewiss auch die Briten von ihrer Existenz. Da mochte also durchaus eine Falle lauern. Allerdings blieb ihm wenig Zeit, diese Hypothese zu prüfen, wie er bei einem Blick über die Schulter feststellte, wo die Dunkelheit vor dem Horizont schon grauer wurde. Er musste sofort einen kleinen Kundschaftertrupp hinüberschicken. Falls die Briten diese Furt bewachten, musste die Legion auf der Suche nach einer anderen günstigen Gelegenheit noch weiter stromaufwärts marschieren. Doch je länger sie für die Überquerung brauchten, desto geringer die Chance des Generals, alle drei Angriffe auf die britische Befestigung zu koordinieren.
    »Zenturio!«
    »Jawohl, Herr!«, kam Macros zackige Antwort ganz aus der Nähe.
    »Überquere den Fluss mit deinen Männern und kundschafte die Umgebung im Umkreis von einer halben Meile in jeder Richtung aus. Falls ihr keine Feindbegegnung habt und davon ausgehen könnt, dass wir unbeobachtet hinüberkommen, schick mir einen Läufer. Am besten Cato.«
    »Jawohl, Herr.«
    »Falls die Lage in irgendeiner Weise zweifelhaft ist, kommt sofort über den Fluss zurück. Verstanden?«
    »Jawohl, Herr.«
    »Und beeilt euch. Es wird nicht mehr lange dunkel sein.«
    Als die Sechste Zenturie im Gänsemarsch den Pfad hinunter in den Fluss stieg, gab Vespasian dem Rest der Kolonne die Anweisung, sich zum Ausruhen hinzusetzen. Die Leute hatten einen harten Tag vor sich und würden ihre Kraft noch brauchen. Sich wieder zum Fluss umwendend, beobachtete er, wie die Soldaten als schwarzer, weit auseinander gezogener Haufen durch den Fluss wateten, wobei sie in der sanften Strömung ein geradezu barbarisches Getöse zu veranstalten schienen. Seine Anspannung ließ erst nach, als Macro und seine Leute das andere Ufer erreichten und das Geplatsche verstummte.
    Als seine Männer vollzählig am Ufer versammelt waren, gab Macro ihnen leise seine Anweisungen. Er teilte sie auf und wies jedem Trupp seine eigene Marschlinie an. Anschließend suchte sich ein Trupp nach dem anderen vorsichtig seinen Weg zwischen den Bäumen.
    »Cato, du bleibst bei mir«, flüsterte Macro. »Marsch.«
    Mit einem letzten Blick aufs andere Flussufer, das still und dunkel vor dem grau gewordenen Horizont lag, wandte Cato sich um und arbeitete sich vorsichtig in den Wald hinein. Zunächst war das Vordringen der anderen Trupps deutlich zu hören – das Knacken von Zweigen, das Rascheln im Unterholz und das Geräusch, wenn jemand mit seiner Ausrüstung irgendwo hängen blieb. Doch je mehr die Männer sich an die ungewohnte Fortbewegungsweise gewöhnten und die Trupps sich voneinander entfernten, desto leiser wurde es ringsum. Cato gab sein Bestes, mit dem Zenturio Schritt zu halten, ohne zu stolpern oder unnötigen Lärm zu verursachen. Er zählte jeden Schritt, um bestimmen zu können, wann sie die von Vespasian befohlene halbe Meile zurückgelegt hatten. Der Wald schien sich unendlich weit auszudehnen, wobei das Land sanft anstieg. Plötzlich machte der unsichere Untergrund einem wesentlich festeren Boden Platz, und die Bäume öffneten sich zu einer Lichtung. Macro verharrte und ging dann in die Hocke, wobei er angestrengt in alle Richtungen spähte.
    Im durch die Baumwipfel schimmernden schwachen Licht erkannte Cato die Einzelheiten des Hains, in dem sie sich befanden. Der Rand der Lichtung bestand aus uralten, knorrigen Eichen, an die man

Weitere Kostenlose Bücher