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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Hunderte von Totenschädeln genagelt hatte, die ihn aus leeren Augenhöhlen mit geblecktem Totenkopfgrinsen von allen Seiten anstarrten. In der Mitte der Lichtung stand ein primitiver Altar aus monumentalen Steinplatten, an dessen Rändern dunkle Flecken verliefen. Eine düstere Atmosphäre herrschte auf der Lichtung, und beide Männer schauderten, was nicht ausschließlich der kühlen Luft zuzuschreiben war.
    »Scheiße!«, flüsterte Macro. »Was ist denn das hier, verdammt noch mal?«
    »Ich weiß nicht recht …«, antwortete Cato leise. Der Hain wirkte geradezu übernatürlich still, und selbst die ersten Triller des morgendlichen Vogelchors schienen irgendwie gedämpft. Obgleich Cato die Welt sonst eher rational betrachtete, empfand er die Atmosphäre im Umkreis der Lichtung als beängstigend, und er verspürte den Drang, sich so schnell wie möglich von dieser bedrückenden Szenerie zu entfernen. Dies hier war kein Ort für Römer oder andere zivilisierte Menschen. »Das muss irgendwas mit einem ihrer Kulte zu tun haben. Druiden oder so.«
    »Druiden!« Macros Tonfall verriet sein Erschrecken. »Dann sollten wir möglichst schnell von hier verschwinden. «
    »Unbedingt, Herr.«
    Sich an den Rand der Lichtung haltend, schlichen Macro und Cato an den Bäumen mit ihren grässlichen Trophäen vorbei und marschierten dann weiter durch den Wald. Eine spürbare Welle der Erleichterung ergriff sie, als sie diesem Ort den Rücken kehren konnten. Schon seit der ersten Begegnung der Römer mit den Druiden wurden abenteuerliche Geschichten über ihre schreckliche Magie und ihre blutrünstigen Rituale von Generation zu Generation weitergegeben. Als Macro und Cato nun leise und vorsichtig durch die Dunkelheit eilten, spürten sie, wie ihre Haare sich im Nacken sträubten, während es sie eiskalt überlief. Eine Zeit lang arbeiteten sie sich schweigend durchs Unterholz, bis Cato sich schließlich sicher war, dass es von vorn heller durch die Bäume schimmerte.
    »Schau, Herr!«, flüsterte er.
    »Ja, ich habe es gesehen. Wir müssen dem jenseitigen Rand des Waldes nahe sein.«
    Vorsichtiger noch als zuvor suchten sie sich ihren Weg, bis die Bäume immer dünner wurden und schließlich nur noch verkrüppelte Schösslinge wuchsen. Sie befanden sich nun auf dem Kamm des Hügels, der parallel zum Fluss verlief, und hatten klare Sicht zur anderen Seite hinunter sowie die Hügelkuppe entlang zu den britischen Befestigungen, die die Furt schützten. Rauch von den Lagerfeuern beider Armeen trübte den Himmel. Nach Osten hin überzog sich der Himmel rosa, unten am Fluss stieg ein leichter Nebel auf. Das Land im Westen war noch immer in düstere Schatten gehüllt. Nirgendwo ließ sich eine Bewegung erkennen, und Macro schickte seinen Optio wieder in den Wald.
    »Lauf zum Legaten zurück und erstatte Bericht, dass alles in Ordnung ist und die Legion den Fluss überqueren kann. Ich bleibe sicherheitshalber noch eine Weile hier.«
    »Jawohl, Herr.«
    »Du solltest ihm außerdem berichten, wie die Landschaft sich von hier oben präsentiert. Über den Bergkamm können wir uns nicht nähern – da würde man uns aus einer Meile Entfernung sehen. Wir müssen dem Ufer folgen, bis wir in der Nähe der Briten sind, und uns dann auf den Berg zuarbeiten. Hast du alles verstanden? Gut. Und jetzt marsch!«
    Da das Tageslicht allmählich stärker wurde und all die verräterischen Wurzeln und Ranken erkennen ließ, schaffte Cato den Weg nach unten rascher als beim Aufstieg. Obgleich er die unheimliche Lichtung weiträumig umging, erreichte er das Flussufer weit schneller als erwartet. Einen Moment lang geriet er fast in Panik, weil er auf dem anderen Ufer keinerlei Hinweis auf den Rest der Legion entdeckte. Dann fiel ihm jedoch stromaufwärts eine winzige Bewegung ins Auge: Der Legat stand gleich hinter den ersten Bäumen und winkte ihm zu. Gleich darauf erstattete Cato Bericht.
    »Das Flussufer entlangmarschieren?«, überlegte Vespasian zweifelnd und ließ die Augen über das andere Ufer schweifen. »Das wird uns Zeit kosten.«
    »Es geht aber nicht anders, Herr. Der Bergkamm liegt völlig ungeschützt da, und der Wald ist zu dicht.«
    »Also gut. Kehr zum Zenturio zurück und sag ihm, er soll der Haupttruppe als Kundschafter vorausgehen. Vermeidet jeglichen Feindkontakt und erstattet sofort Bericht, wenn euch irgendetwas auffällt.«
    »Jawohl, Herr.«
    Während die Kolonne in einer lang gezogenen Reihe die Furt überquerte, sammelten sich die

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