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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Befestigungen mussten niedergebrannt werden, um dem Infanterieangriff vorzuarbeiten. Er hatte darauf hingewiesen, dass die Flotte ja nun nicht mehr auf dem Meer lag. Im allerschlimmsten Fall konnten die Seeleute problemlos von ihren Kameraden am Ufer gerettet werden.
    »Und die Galeerensklaven?«, hatte der Präfekt der Flotte gefragt.
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind an den Bänken festgekettet«, erklärte der Mann geduldig. »Falls ein Feuer ausbricht, gibt es praktisch keine Möglichkeit, sie aus dem Schiff herauszuholen. «
    »Wohl kaum«, hatte General Plautius zugestimmt. »Aber schau es dir einmal von der positiven Seite an. Wenn wir den Haufen da drüben besiegt haben, darfst du als Erster unter den Gefangenen wählen, um deine Verluste auszugleichen. Zufrieden?«
    Der Präfekt bedachte diesen Vorschlag und nickte schließlich. Einige frisch rekrutierte Sklaven auf den Ruderbänken kämen seinen Kapitänen sehr gelegen – das heißt denen, die dann noch Schiffe hatten.
    »Und jetzt«, hatte Plautius geendet, »trag dafür Sorge, dass morgen Feuer werfende Artillerie bereitsteht.«
    Vitellius rief sich die Szene lächelnd in Erinnerung und stieg wieder zur Kommandostellung des Generals hinauf.
    Als die Sonne hinter ihnen aufging, eröffneten die Steilbahngeschütze des Schiffs das Feuer, und die Wurfarme schlugen schmetternd gegen die Prellböcke. Die glutgefüllten Töpfe zogen beim Flug auf die britischen Befestigungen eine Spur von fettigen Rauchkringeln hinter sich her, bevor sie niederkrachten und die Palisaden mit loderndem Öl übergossen. Gleichzeitig schleuderten die Flachbahnkatapulte schwere Eisenpfeile gegen die hölzernen Pfahlreihen, um die Briten am Löschen zu hindern.
    Vitellius kannte die ungeheure Wirksamkeit eines solchen Geschosshagels. Die Briten dagegen nicht, und unter den Augen des Tribuns rannte eine Horde Eingeborener über den Erdwall und auf einen Palisadenabschnitt zu, der einen Direkttreffer erhalten hatte und nun lodernd brannte. Die Briten schaufelten verzweifelt Erde aufs Feuer, während andere eine Eimerkette zum Fluss bildeten. Doch bevor auch nur der erste Eimer ins Wasser tauchte, zielten die Katapultmannschaften mit ihren Waffen, und gleich darauf war der Boden von menschlichen Gestalten übersät, niedergestreckt von einem Geschosshagel. Die Überlebenden flohen zum Erdwall zurück, dicht gefolgt von ihren schaufelbewehrten Kameraden.
    »Heute Vormittag werden wir wohl nicht mehr allzu viele von ihnen sehen, Herr«, meinte Vitellius lächelnd, als er zu General Plautius zurückkehrte.
    »Wenn sie auch nur einen Funken Verstand haben bestimmt nicht.« Plautius wandte den Blick nach rechts, wo der silbrig schimmernde Fluss in einer weiten Rechtskurve hinter dem ansteigenden gegenüberliegenden Ufer verschwand. In diesem Moment sollten vier Meilen weiter stromabwärts bereits die batavischen Kohorten über den Fluss schwimmen; viertausend Mann in einer gemischten Kohorte aus Kavallerie und Infanterie. Aus den kürzlich unterworfenen Stämmen des Niederrheins rekrutiert, hatten die Bataver – wie alle Hilfskohorten – die Funktion, den Feind zu belästigen, bis die Legionen eintrafen und zum Todesstreich ausholten. Mit etwas Glück würde die Zweite Legion das andere Ufer erreichen und sich formieren, bevor es den feindlichen Kundschaftern gelang, die britischen Kräfte zu alarmieren und der Bedrohung entgegenzuwerfen. Plautius hatte keinerlei Zweifel daran, dass Caratacus in beiden Richtungen Wachen am Flussufer aufgestellt hatte. Er zählte darauf, dass die Briten nicht schnell genug reagieren konnten, um die Angriffe jeweils einzeln abzuwehren.
    Sobald er flussabwärts eine Bewegung des Feindes entdeckte, würde der Frontalangriff beginnen. Unmittelbar unter ihm am Fuß des Hügels standen die Reihen der Neunten Legion reglos und schweigend vor der Furt und warteten auf den Befehl zum Angriff. Plautius kannte die kalte Angst in der Magengrube bestens, die wohl jetzt alle verspürten. Er selbst hatte sich in seiner Jugend einige Male in dieser Lage befunden, und jetzt dankte er den Göttern dafür, dass er der General war. Gewiss, nun hatte er mit anderen Ängsten und Sorgen zu kämpfen, aber die körperlichen Schrecken des Kampfes Mann gegen Mann blieben ihm erspart.
    Nach links flussaufwärts blickend, spähte er angestrengt zu den bewaldeten Ufern, die den silbrigen Glanz des Wassers fast verschluckten und nur hier und da ein Glitzern durchschimmern ließen.

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