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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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der feindlichen Linie hatte sich die Nachricht von der neuen Bedrohung, die sich der Befestigung näherte, verbreitet, und die Briten drängten nach vorn auf den Hügelkamm, um das Herannahen der nächsten Legion zu beobachten. Jede Ordnung, die die Häuptlinge bis dahin mühsam aufrecht erhalten hatten, löste sich schnell auf, als die Briten nun durch die primitiven Tore zu ihren Kameraden strömten, die die Palisaden verteidigten.
    Vespasian beobachtete, wie seine Männer in dichten Kolonnen aus dem Wald kamen und Aufstellung nahmen. Bald würden sie bereit sein. Angestrengt lauschte er auf den ersten Trompetenton, der die Zweite in die Schlacht rufen würde. Als die Zweite Legion formiert und marschbereit war, hatten Tausende von zusätzlichen Männern bereits die Verteidiger auf der Palisade verstärkt und verlangten brüllend nach ihrem Anteil am versprochenen Blutvergießen. Und noch immer keine Trompeten.
    »Da stimmt was nicht.«
    »Herr?« Macro sah ihn fragend an.
    »Inzwischen hätten wir die Trompeten längst hören sollen. «
    Dann kam Vespasian plötzlich ein grauenvoller Gedanke. Vielleicht hatte er das Signal ja überhört. Vielleicht war der Befehl schon gegeben worden, und die Männer unten beim Fluss suchten den Hügel inzwischen verzweifelt nach irgendeinem Hinweis auf Entsatz ab.
    »Hat einer von euch beiden irgendwas gehört, während ich unten bei der Befehlsstelle war? Irgendein Signal?«
    »Nein, Herr«, antwortete Macro. »Nichts.«

12

    »Wo, zum Teufel, bleibt die Zweite?«, fragte Vitellius unfreundlich, nicht zum ersten Mal. Legat Geta wechselte einen Blick mit seinem Oberzenturio, bevor er dichter an den Tribun heranrückte, der unter seinem Schild kauerte.
    »Ein Ratschlag unter uns: Offiziere sollten immer bedenken, wie ihr Verhalten die Männer in ihrer Umgebung beeinflusst. Falls du eine Karriere in der Armee anstrebst, musst du ein gutes Beispiel geben. Schluss also mit diesem Unfug über die Zweite. Und jetzt steh auf, lieg hier nicht auf dem Bauch rum.«
    Vitellius wollte es nicht glauben. Hier befanden sie sich mitten in einem erstklassigen militärischen Desaster, und Geta störte sich ausgerechnet an der Etikette. Doch der verächtliche Blick, den er von den hochrangigen Offiziersveteranen kassierte, beschämte ihn. Er nickte, schluckte, stand auf und stellte sich zu den anderen Offizieren und den Standartenträgern. Der anfangs heftige Beschuss durch die britischen Steinschleuderer hatte nachgelassen, sobald die Kohorten die Palisade angriffen, und nun kam es nur noch hin und wieder zu einem schnellen Schleuderwurf in ihre Richtung.
    Dennoch waren zwei der Tribunen der Neunten niedergestreckt worden. Einer lag tot unter der Adlerstandarte, das Gesicht von Bleigeschossen zerschmettert, der andere hatte gerade einen Treffer am Schienbein abbekommen; der Knochen schien vollständig zertrümmert worden zu sein. Der junge Offizier war blass geworden vor Anstrengung – nur ja keinen Schrei ausstoßen –, als er die aus der Haut herausragenden Knochenteile erblickte. Vitellius war erleichtert, als ein stämmiger Legionär sich den Tribun auf die Schultern lud und den Rückweg über den Fluss antrat.
    Von dort, den Uferhang hinunter und ins Wasser hinein, kam die Vierzehnte Legion. Einen Moment lang fühlte Vitellius sich bei der Aussicht auf Verstärkung ermutigt, ein Gefühl, das vom Rest des Offiziersstabs geteilt wurde, bis alle sahen, wie die Flut das Wasser an der Furt immer höher steigen ließ. Vitellius wandte sich wieder dem Legaten zu, unfähig, seine Besorgnis zu verbergen.
    »Was hat der General denn im Sinn?«
    »Alles verläuft nach Plan«, erwiderte Geta gelassen. »Das solltest du doch wissen, du warst bei der Einsatzbesprechung dabei. Die Vierzehnte sollte uns wenn nötig verstärken. Anscheinend ist es nötig.«
    »Aber der Fluss! Wir kommen da nicht mehr zurück, wenn wir uns nicht sofort zurückziehen, Herr.« Vitellius schaute sich verzweifelt im Kreis der Offiziere um. Gewiss würde ihm irgendjemand beipflichten, doch die Verachtung in ihren Gesichtern wurde nur noch tiefer. »Wir können doch nicht einfach hier herumstehen, Herr. Wir müssen etwas tun, bevor es zu spät ist.«
    Geta betrachtete ihn einen Moment lang schweigend, spitzte dann die Lippen und nickte. »Du hast natürlich Recht, Vitellius. Wir müssen etwas unternehmen.« Sich den Standartenträgern zuwendend, hob er das Schwert. »Hebt den Adler hoch. Wir greifen an.«
    »Was?« Vitellius

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