Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
starrte ihn mit ungläubigem Kopfschütteln an und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, dem Legaten diese verrückte Entscheidung wieder auszureden. »Aber Herr. Der Adler – was, wenn er verloren geht?«
    »Der geht nicht verloren, wenn die Männer ihn erst einmal ganz vorne sehen. Dann kämpfen sie bis zum letzten Blutstropfen, um ihm zum Sieg zu verhelfen oder bei seiner Verteidigung zu sterben.«
    »Aber wo er jetzt ist, ist er sicherer«, entgegnete Vitellius.
    »Schau mal, Tribun«, erklärte Geta streng. »Das da oben auf der Standarte ist ein Adler und verdammt noch mal kein Hähnchen. Er soll die Männer zur Tapferkeit anfeuern und nicht dazu, die eigene Haut zu retten. Dein Gejammer reicht mir allmählich. Du sollst doch angeblich ein Held sein. Ich dachte, du hättest die Zweite Legion gerettet! Inzwischen frage ich mich allerdings … Aber jetzt bist du eben bei uns, und ich brauche jeden Mann, den ich zu fassen bekomme. Halt also den Mund und zieh verdammt noch mal dein Schwert.«
    Der stahlharte Tonfall des Legaten ging Vitellius durch Mark und Bein. Ohne ein weiteres Wort zog er seine Waffe und schloss sich Standarten und Offiziersstab an. Geta führte sie im Laufschritt zu der Stelle, wo die Erste Kohorte darum kämpfte, auf der Palisade Fuß zu fassen; Verwundete und Tote bedeckten den steilen Erdwall. Als die Standartenträger sich durchs Gewühl zur Palisade vordrängten, griffen die britischen Krieger sie unter ohrenbetäubendem Kriegsgeschrei mit Hieb- und Stichwaffen an. Endlich aber erhob sich der Adler der Neunten über dem Getümmel, und die Legionäre erwiderten die Schreie der Briten mit einem durchdringenden Gebrüll.
    »Hoch die Hispania!«
    Die Römer stürzten sich mit neuer Kraft und Wildheit auf den Feind, und die blitzenden Klingen der römischen Kurzschwerter hieben sich mit tödlichem Biss voran, während der Kampfschrei entlang der ganzen Palisade aufgegriffen wurde.
    »Hoch die Hispania!«
    Vitellius kämpfte sich mit zusammengebissenen Zähnen im Gefolge von Standarte und Offiziersstab den Erdwall hinauf. Plötzlich stand er unmittelbar vor der Palisade – einer Reihe roh behauener Pfosten, die in den Boden getrieben worden waren. Über ihm erhob sich drohend ein brüllender britischer Krieger, schwarz vor dem strahlenden Blau des Himmels, die Axt zum Todesschlag erhoben. Vitellius stieß instinktiv mit dem Schwert nach dem Gesicht des Mannes und duckte sich hinter den Rand seines Schildes. Ein lauter Schmerzensschrei ertönte, und gleich darauf krachte die Axt in die Metallverstärkung der Schildfläche. Vitellius’ Beine gaben einen Moment lang nach, doch dann kam er wieder hoch. Ein riesiger Zenturio stand jetzt neben ihm, die Arme um einen Holzpfosten gelegt, den er aus dem Boden herauszerrte.
    »Reißt die Palisade nieder!«, brüllte der Zenturio, nach dem nächsten Pfosten greifend. »Reißt sie nieder!«
    Andere Männer folgten seinem Beispiel, und bald waren mehrere kleine Lücken in die Palisade gerissen, und die Neunte kämpfte sich langsam zu dem flachen Erdwall dahinter vor. Zu Vitellius’ Linken ragte die Adlerstandarte hoch auf, und die Briten schwärmten darauf zu, vom Verlangen erfüllt, die Standarte der Legion in die Hände zu bekommen und so die Entschlossenheit des Feindes zunichte zu machen. Der Kampf rund um die Adlerstandarte tobte mit einer schrecklichen Heftigkeit, die Vitellius sich von menschlichen Wesen gar nicht hatte vorstellen können. Er wandte sich von der grässlichen Szene ab und feuerte die Legionäre um ihn herum an, weiter durch die Palisade hindurchzudrängen, wobei er das Schwert in Richtung der Briten stieß.
    »Vorwärts, Leute. Los! Macht sie nieder! Macht sie alle nieder!«
    Kaum ein Mann schenkte ihm beim Hindurchstürmen irgendwelche Beachtung. Erst als er sicher war, dass sich genug Römer auf dem Wall befanden, um einen lebendigen Schutzschild zwischen ihm selbst und dem Feind zu bilden, stieg auch Vitellius durch die zerstörte Palisade auf den Wall hinauf. Von dieser Höhe hatte er für kurze Zeit die Gelegenheit, das Schlachtfeld rundum ins Auge zu fassen. Auf beiden Seiten erstreckte sich die Kampflinie an dem zweiflügligen Befestigungswall entlang. Hinter der Neunten Legion stieg schon die Erste Kohorte der Vierzehnten aus dem Fluss, um den Angriff so bald wie möglich mit ihrem Gewicht zu verstärken; doch schon jetzt war das vielleicht gar nicht mehr nötig. Getas verzweifelter Versuch, die Verteidigungslinien

Weitere Kostenlose Bücher