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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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junge Mann salutierte und wollte gerade kehrtmachen und gehen, da fügte Vespasian mit ruhiger Stimme hinzu: »Lass nicht zu, dass der Kummer dein Urteilsvermögen trübt, Sohn. Wir haben noch harte Tage vor uns, und ich möchte nicht, dass du dein Leben auf irgendeinem Rachefeldzug wegwirfst. Deine Männer werden jetzt auf dich blicken.«

25

    »Bist du dir da sicher?«
    Vitellius nickte.
    »Und du hast ihn vollständig über unsere Verfassung aufgeklärt?«
    »Ja, Herr. Ich habe ihm alles berichtet.«
    Vespasian las die Botschaft von Aulus Plautius noch einmal durch, ob er nicht doch irgendeine Nuance übersehen hatte, die es ihm gestatten würde, von dem Befehl abzusehen. Aber da war nichts dergleichen. Dieses eine Mal hatten die Sekretäre im Hauptquartier des Generals jede Zweideutigkeit vermieden und eine Befehlsfolge notiert, deren Knappheit und Eleganz neben Cäsars Kommentaren hätte glänzen können. In einem kurzen Abschnitt erhielt die Zweite Legion den Befehl, an Bord der von der Marine gestellten Transportschiffe zu gehen und am anderen Ufer der Tamesis zu landen. Dabei sollte nur ein einziges Kriegsschiff für Feuerschutz sorgen. Die Zweite Legion sollte das Flussufer unter Kontrolle bekommen und einen Brückenkopf errichten. Im Falle eines Erfolges würde Vespasian Verstärkung durch Teile der Neunten Legion erhalten.
    »Das ist doch Wahnsinn!« Vespasian grollte und warf die Botschaft auf seinen Feldschreibtisch. »Vollkommener Wahnsinn. Wir sind nicht in der Verfassung, einen solchen Auftrag durchzuführen. Einige unserer Männer sind noch immer da draußen im Sumpf, und die anderen, die schon zur Standarte zurückgekehrt sind … Aus welchem Holz müssten wir nach Plautius’ Meinung eigentlich geschnitzt sein, verdammt noch mal?«
    »Möchtest du, dass ich zurückreite und versuche, ihn umzustimmen, Herr?«
    Vespasian blickte streng auf. Gerade wollte er den Tribun anfahren, er nutze wirkliche jede Gelegenheit aus, seine Autorität zu untergraben, da bemerkte er Vitellius’ erschöpfte Haltung. Der Tribun war fix und fertig und wirkte nicht so, als ob er noch zu seinen üblichen Schlichen fähig sei. Der Mann musste sich ausruhen, und ohnehin wäre es sinnlos gewesen, ihn zurückzuschicken, um den Fall mit dem General zu debattieren. Die Befehle waren ausgegeben, und Vespasian hatte die Verpflichtung, sie mit allen ihm noch zur Verfügung stehenden Mitteln auszuführen. Jeder Versuch, Ausflüchte vorzubringen oder die Ausführung des Befehls zu verschleppen, würde seinen Ruf schädigen. Er konnte sich sehr wohl das Gezischel der Senatoren in Rom vorstellen, wenn sie erfuhren, dass er gezögert hatte, seine Truppen über den Fluss zu werfen. Diejenigen mit Erfahrung im Feld würden wissende Blicke tauschen und etwas über seine mangelnde Entschlossenheit murmeln; vielleicht würden sie sogar so weit gehen, ihn insgeheim der Feigheit zu beschuldigen. Bei diesem Gedanken wurde Vespasians Gesicht heiß vor Verärgerung.
    Wenn seine Männer von dem bevorstehenden Angriff erfuhren, würden sie mit Bitterkeit reagieren. Nach der Schlacht am Mead Way und dem gestrigen lebensgefährlichen Katz- und Mausspiel im Sumpf jetzt also dieses verzweifelte Vorgehen gegen ein weiteres vom Feind gehaltenes Ufer – da mussten einfach Erinnerungen an die jüngste Meuterei in Gesoriacum wach werden. Hätte Narcissus die Anführer der Meuterei nicht mit größter Rücksichtslosigkeit eliminiert, wäre es nie zur Invasion Britanniens gekommen, und, schlimmer noch, die Autorität des Kaisers hätte fatalen Schaden erlitten. Es war auch so schon schlimm genug, dass die Liberatoren und ihresgleichen gegen Claudius arbeiteten, da mussten nicht auch noch die Armeekommandanten unwillentlich den Widerstand ihrer Leute anheizen. Wenn die Zweite Legion den Befehl verweigerte, die Tamesis zu überqueren, wie lange würde es dauern, bis sich diese Nachricht unter den anderen Legionen ausbreitete? Allenfalls zwei Tage, wenn nicht weniger.
    Die Befehle waren eindeutig. Es gab nicht den geringsten Interpretationsspielraum. Vespasian würde eben dem Urteilsvermögen seines Vorgesetzten vertrauen müssen, auch wenn er die Folgen fürchtete. Mit einem bitteren Seufzer der Resignation blickte er zu seinem Obertribun auf, fest entschlossen, seinen Ruf als ein Kommandant wiederherzustellen, der bei der Befolgung seiner Befehle vor nichts Halt machte.
    »Setze zunächst nur die Stabsoffiziere in Kenntnis. Sie werden in den nächsten

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