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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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sechsunddreißig. Ein weiteres Dutzend war verwundet und würde wohl erst im Verlauf der nächsten Wochen den Dienst wieder aufnehmen. Das bedeutete, dass die Zenturie in den letzten zehn Tagen mehr als dreißig Mann an den Tod verloren hatte.
    Im Moment hatte Cato die Position des Zenturios inne – bis der Stab des Hauptquartiers die Zenturie mit einer anderen verschmolz oder sie Ersatzkräfte erhielt, um sie wieder zur Sollstärke aufzufüllen. So oder so würde Cato das Kommando nur ein paar Tage lang führen. Dafür war er dankbar, wenngleich er sich auch dafür verachtete, dass die Aussicht, seine Autorität wieder loszuwerden, ihn erleichterte. Obgleich er das Gefühl hatte, im Verlauf des letzten Jahres zum Mann geworden zu sein, war da doch die Verunsicherung, dass er wohl nicht die ganz besonderen Qualitäten entwickelt hatte, die einen Mann zur Führerschaft befähigten. Er wäre ein miserabler Ersatz für Macro, und er wusste, dass die Männer diese Sicht der Dinge teilen würden. Bis er wieder in den Rang des Optios zurückversetzt wurde, würde er jedoch sein Bestes tun, sie so gut wie möglich anzuführen und dabei in die kühn ausschreitenden Fußstapfen Macros zu treten.
    Als Cato sich in der Nacht mit seiner kleinen Flottille dem Lager näherte, hatten die Wachposten, die aus dieser Richtung keine Römer erwarteten, äußerst aufgeregt reagiert. Da Cato mit so etwas gerechnet hatte, hatte er auf den Anruf des Wachpostens sofort mit lauter Stimme geantwortet. Nachdem die verdreckten Soldaten ein letztes Mal den schlammigen Uferstreifen durchwaten mussten, um endlich in die Sicherheit des Lagers zu gelangen, war Cato zum Hauptquartierszelt geleitet worden, wo er Bericht erstattete.
    »Einheit?« Der Sekretär blickte von seiner Schreibrolle auf, während die Feder schon über dem Tintenfass schwebte.
    »Sechste Zenturie, Vierte Kohorte.«
    »Ah! Macros Leute.« Der Sekretär tauchte seine Feder ein und begann zu schreiben. »Wo ist er denn?«
    »Ich weiß es nicht. Immer noch irgendwo im Sumpf.«
    »Was ist vorgefallen?«
    Cato versuchte es so zu erklären, dass die Frage nach Macros Schicksal offen blieb, doch der Schreiber schüttelte traurig den Kopf, während er den jungen Mann betrachtete, der vor ihm stand. »Bist du sein Optio?«
    Cato nickte.
    »Nun denn, jetzt bist du das nicht mehr. Bis auf weiteres übernimmst du das Amt des Zenturios. Wie ist eure Mannstärke?«
    »Noch etwas über dreißig, glaube ich«, antwortete Cato.
    »Genau, bitte«, forderte der Sekretär ihn auf. Dann erkannte er aufblickend, dass der junge Mann am Ende war, und mit geröteten Augen und hängendem Kopf dastand. Er fuhr in freundlicherem Tonfall fort: »Herr, ich brauche die exakte Mannzahl, bitte.«
    Diese sanfte Erinnerung an seine neue Verantwortung veranlasste Cato, sich aufzurichten und nachzudenken.
    »Sechsunddreißig. Mir sind sechsunddreißig Mann geblieben. «
    Während der Schreiber dies notierte, öffnete sich eine Türklappe im hinteren Teil des Zeltes, und der Legat trat ein. Er reichte einem Stabsoffizier ein kleines Stück Pergament und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er Cato erblickte und verharrte.
    »Optio!«, rief er aus und trat zu ihm hinüber. »Wie läuft es? Ihr seid gerade zurückgekommen?«
    »Ja, Herr.«
    »Das war eine ganz schön üble Nacht, oder?«
    »Ja, Herr, das war eine üble Nacht.«
    Irgendetwas im Tonfall des Jungen verriet mehr als nur Müdigkeit, und als Vespasian näher hinschaute, erkannte er, dass Cato darum kämpfte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Und die Schmerzen zu ertragen, dachte Vespasian, als er die schrecklichen Brandblasen an seinem Arm sah.
    »Es war ein harter Tag für uns alle, Optio. Aber wir sind noch immer da.«
    »Mein Zenturio nicht …«
    »Macro? Macro ist tot?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Herr«, antwortete Cato langsam. »Aber ich glaube schon.«
    »Das ist wirklich schade. Sehr schade.« Bei dieser Nachricht bewegte Vespasian sich unbehaglich, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, echtes Bedauern auszudrücken, und seinem Bestreben, sich stets als Inbegriff unerschütterlicher Gleichmut darzustellen. »Er war ein guter Mann, ein guter Soldat. Zu seiner Zeit wäre er ein guter Oberzenturio geworden. Es tut mir Leid. Du hast ihn bewundert, nicht wahr?«
    »Ja, Herr.« Cato spürte, wie es ihm die Kehle zuschnürte.
    »Sorge dafür, dass deine Männer etwas zu essen bekommen und sich ausruhen können. Wegtreten.«
    Der

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