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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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betrat. Mit einer Geste forderte er sie auf, sich wieder zu setzen. In diesem Moment bemerkte er Vitellius, sauber rasiert und in einer strahlend frischen Tunika. Der Obertribun sah zwar ebenfalls müde aus, der Kontrast zu den anderen Offizieren und Vespasian selbst war aber dennoch frappierend, und Vespasians alte Feindseligkeit gegen Vitellius erblühte von neuem.
    »Keine Zeit für Förmlichkeiten, tut mir Leid, meine Herren«, begann Vespasian, während er sich über den Tisch gebeugt mit gespreizten Fingern aufstützte. »Der General hat entschieden, dass die Schlacht keinen Moment zum Stillstand kommt, und wir werden wieder die führende Rolle übernehmen.«
    Die Tribunen hatten zwar schlechte Nachrichten erwartet, konnten aber bei der Aussicht auf weitere Aktionen ein entsetztes Stöhnen nicht unterdrücken.
    »Um die Frage vorwegzunehmen, ja, der General ist sich unserer Verfassung bewusst, und der Befehl zum Angriff steht.«
    »Warum wir, Herr?«, fragte Tribun Plinius.
    »Weil wir hier sind, Plinius. Ganz einfach.«
    »Aber die Zwanzigste ist bisher kaum angekratzt worden«, beharrte Plinius in einem bitteren Tonfall, der offensichtlich die Stimmung der anderen Offiziere widerspiegelte, von denen viele nickten und zustimmend brummten. Vespasian teilte ihren Groll aus vollem Herzen, insbesondere nach allem, was die Zweite Legion in letzter Zeit durchgemacht, geleistet und erreicht hatte. Doch sein Rang forderte von ihm, Befehle stoisch zu akzeptieren.
    »Die Zwanzigste wird in Reserve gehalten. Plautius möchte eine intakte Einheit behalten, um etwaige Gegenangriffe abwehren zu können, und um sie als Speerspitze einzusetzen, falls es zu einem weiteren Vormarsch kommt.« Das stimmte, dachte Vespasian. Allerdings erwähnte er nicht, dass der Einsatz der Zweiten einer reinen Zermürbungstaktik entsprang; ein Abnutzungskrieg war schwer zu verdauen, wenn die Mannschaften, die dabei aufgerieben wurden, die eigenen waren.
    Tribun Plinius war noch immer nicht besänftigt. » Falls es zum Vormarsch kommt«, entgegnete er verärgert. »In diesem Tempo, Herr, sind wir alle tot, bevor die Zwanzigste auch nur den ersten Mann verliert.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber dem Befehl wird Folge geleistet, Tribun«, entgegnete Vespasian fest. »Falls sich hier irgendjemand befindet, der nicht mit dabei sein will, werde ich bereitwillig seinen Rücktritt entgegennehmen – nach dem Angriff.«
    Unterdrücktes Lachen war im Zelt zu hören, und der Tribun errötete.
    »Nun, meine Herren. Zu den Details.«
    Der Anflug von Humor verflog sofort, und der Zenturio und die Tribunen konzentrierten sich ganz auf Vespasian.
    »Am frühen Morgen sollte die Marine hier eintreffen. Der General stellt uns eine Trireme als Feuerschutz zur Verfügung, und zehn Transportschiffe sollen die Legion über die Tamesis setzen. Wie die Scharfsinnigeren unter euch bestimmt schon berechnet haben, sind drei Fahrten nötig, um die von unserer Legion verbliebenen Soldaten ans andere Ufer zu befördern. Was bedeutet, dass die erste Welle die Landungsstelle halten muss, bis die anderen Männer eintreffen. Egal, wie schlimm es kommt, dieser Mannschaft ist der Rückweg abgeschnitten – denn die Transportschiffe sind schon unterwegs, um die nächste Partie zu holen.« Vespasian machte eine Pause, damit allen klar wurde, was er da gesagt hatte. »Wie ihr gewiss erkennt, meine Herren, besteht für die erste Angriffswelle die Gefahr der Auslöschung. Daher möchte ich niemandem befehlen, daran teilzunehmen, sondern bitte hier um Freiwillige.« Er blickte auf und schaute sich rasch im Raum um. Einige Offiziere vermieden seinen Blick, während andere nervös mit den Füßen scharrten. Vespasians Augen landeten auf einem Arm, der hinten im Zelt steil nach oben gereckt wurde. Die Beleuchtung im Zelt war recht trübe, und so konnte der Legat mit seinen erschöpften Augen den Offizier nicht erkennen.
    »Steh auf!«
    Der Offizier erhob sich unter dem erstaunten Gemurmel der anderen.
    »Meldest du dich freiwillig für die erste Welle?«, fragte Vespasian, der kaum die Überraschung aus seiner Stimme verbannen konnte.
    »Ja, Herr. Das erste Schiff der ersten Welle.«
    »Und du denkst, deine Männer sind dem gewachsen?«
    »Ja, Herr. Sie sind einsatzbereit, und sie wollen Rache.«
    »Dann sollen sie die bekommen, stellvertretender Zenturio. Aber denkst du, du bist der richtige Mann, um sie bei diesem Angriff zu führen?«
    Cato errötete vor Zorn. »Das bin ich,

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